Herne. Die Herner SPD hat am Samstag in Röhlinghausen ein dickes Personalpaket für die Kommunalwahl 2020 geschnürt. Dabei gab es eine große Überraschung.
Die Herner SPD hat am Samstag in einem fünfstündigen Wahlmarathon die Kandidaten für die Kommunalwahl am 13. September 2020 aufgestellt. Fraktions-Chef Udo Sobieski wurde im Volkshaus Röhlinghausen zum Spitzenkandidaten gewählt, Ratsherr Kai Gera fürs Bürgermeisteramt nominiert. Außerdem kürte die Partei die Spitzen für die vier Bezirke. Und dann gab es noch eine faustdicke Überraschung.
Im Kampf ums Direktmandat in Elpeshof besiegte Andrea Ellerbrock (55) den amtierenden Stadtverordneten Walter Hanstein (79). Hanstein hatte sich bei der Nominierung in dem von ihm geführten Ortsverein noch knapp gegen seine Stellvertreterin Ellerbrock durchgesetzt. Diese begründete ihre erneute Kandidatur bei der formal entscheidenden Abstimmung im Volkshaus so: „Ich bin jünger und ich bin eine Frau.“ Das reichte am Ende, um sich deutlich mit 71 zu 48 Stimmen durchzusetzen.
Nur ein Wahlkreis war umstritten
Es blieb die einzige Kampfabstimmung des Tages: Alle andere 26 Direktkandidaten wurden ohne Gegenkandidaturen und mit breiter Mehrheit gewählt. Das beste Ergebnis erzielte Neuling Michael Zyweck (55). Der VRR-Mitarbeiter erhielt im Wahlkreis Unser Fritz/Crange 130 von 133 Stimmen. Die Stadtverordneten Nurten Özcelik (Eickel-West) und Volker Bleck (Wanne-Nord) schnitten am schlechtesten ab, kamen aber trotzdem noch auf jeweils 118 Stimmen.
Alt und männlich
Für Statistiker: Das Durchschnittsalter der 27 gewählten SPD-Direktkandidaten beträgt 54,0 Jahre. Der Frauenanteil liegt bei nur 25,9 Prozent (aktuell in der SPD-Ratsfraktion: 22,2 Prozent). Drei Kandidaten sind jünger als 40 Jahre; neun Kandidaten haben bereits die 60 überschritten.
Nachdem die SPD-Wahlkreiskonferenz vor der Kommunalwahl 2014 zeitweise chaotisch verlaufen war, ging es diesmal unter der Leitung von Alt-OB Horst Schiereck recht geordnet zu. Zwei Pannen gab es allerdings bei der Auszählung der Stimmen auch diesmal. Die Kampfabstimmung zwischen Andrea Ellerbrock und Walter Hanstein musste sogar wiederholt werden.
„Wir haben den Anspruch, wieder stärkste Kraft in Herne zu werden und alle 27 Wahlkreise zu gewinnen“, hatte SPD-Chef Alexander Vogt zu Beginn verkündet und diesen Anspruch mit dem Verweis auf Erfolge in dieser Ratsperiode untermauert. 44,8 Prozent hatten die Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl 2014 erhalten. Bei der Europawahl im Mai 2019 schrumpfte der SPD-Anteil in Herne dagegen auf 26,8 Prozent zusammen.
Ein „Schulz-Ergebnis“ für Peter Bornfelder
Breite Zustimmung gab es im Volkshaus für den Vorschlag des Parteivorstandes für die Ratsreserveliste, auf der - anders als bisher üblich - nur zwei Direktkandidaten auf den ersten neun Plätzen zu finden sind. Spitzenkandidat Udo Sobieski (62) kam auf 89,9 Prozent. Auch Seiteneinsteigerin Petra Herrmann-Kopp (47) - Vorsitzende des Baukauer TC - erhielt bei 87,7 Prozent relativ viele Gegenstimmen. Europawahlkandidatin Kirsten Eink (43) durfte sich dagegen mit 95,2 Prozent über das beste Ergebnis freuen. Zufrieden konnte auch Kai Gera (51) sein, der auf „Bürgermeisterplatz“ 3 der Reserveliste auf 92,6 Prozent kam.
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Bei der Wahl der Bezirksspitzen räumte der jüngste Kandidat die 100 Prozent ab: Peter Bornfelder (44) wurde mit 45 von 45 Stimmen für den Bezirksbürgermeisterposten in Herne-Mitte und damit für die Nachfolge von Dieter Brüggemann aufgestellt. Die anderen Spitzenpositionen in den Bezirken belegen Arnold Plickert in Eickel, Uwe Purwin in Wanne sowie der amtierende Bezirksbürgermeister Mathias Grunert in Sodingen.
Der weitere Fahrplan: Am 18. März will die SPD ihren OB-Kandidaten nominieren - alles läuft auf Amtsinhaber Frank Dudda hinaus - und das Wahlprogramm verabschieden. Und im April treten die Genossen erneut zu einem Marathon an: Dann wählt die Herner SPD einen neuen Parteivorstand.
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