Herne. . Die Drogen- beziehungsweise Trinkerszene hat sich in Wanne-Eickel an den Buschmannshof verlagert. Das sorgt vor Ort für Ärger.
Die Debatte um die Entwicklung der Wanner Innenstadt nach der Eröffnung von Kaufland hat ein Schlaglicht auf ein Problem geworfen: die Trinker- und Drogenszene. Nachdem die Holzhütte im Postpark abgebrannt ist, hat sich der Buschmannshof zum Treffpunkt entwickelt.
Polizeilich sei diese Szene unauffällig, sagt Udo Lotte, Leiter der Polizeiwache Herne, auf WAZ-Anfrage. Dennoch ist das subjektive Sicherheitsgefühl von Passanten offensichtlich gestört: Die Kaufmannschaft fürchtet, dass immer mehr Kunden ausbleiben und weitere Geschäfte kapitulieren.
300 Suchtkranke betreut
Dass Wanne ein Schwerpunkt der Drogenszene ist, erläutert Dr. Manfred Plum, Leiter der Asto-Ambulanz am Alten Amt, in der Abhängigen Substitutionsstoffe wie Methadon erhalten. Gemeinsam mit der suchtmedizinischen Praxis an der Gerichtsstraße würden mehr als 300 Patienten betreut. Das verursache Nebenwirkungen. „Die Klientel ist äußerst schwierig, die Leute gehen ihrer Wege“, sagt Nikolaus von Blumenthal, der die Praxis an der Gerichtsstraße leitet. Vielleicht die Hälfte der Patienten sei in ein normales Leben integriert. „Doch ein Abhängen am Buschmannshof will keiner“, betont Plum.
Eine Lösung des Problems scheint kompliziert, das zeigte sich jüngst bei einem Ortstermin, zu dem Hans-Jürgen Koch, Vorsitzender der Senioren-CDU, geladen hatte. Die Fahrgäste am Busbahnhof fühlten sich unwohl, gerade wenn Abhängige bei Regen die Wartebänke blockierten. Die HCR selbst habe keine Handhabe, so Sprecher Dirk Rogalla, denn bei der Haltestelle handele es sich um öffentlichen Raum. Mitarbeiter der HCR sähen in den Abendstunden aber nach dem Rechten.
Für ein Alkoholverbot sieht die Stadt keine Handhabe. Dies sei bei Kaufland möglich gewesen, weil sich dort ein Spielplatz befinde. Das sei am Buschmannshof nicht der Fall – und das völlig ungenutzte Boulefeld dürfte kaum in die Kategorie Spielplatz fallen.
Jens Rohlfing, Sprecher der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte, spricht von einem hohen Leidensdruck in der Kaufmannschaft. Die Stadt müsse sich endlich eingestehen, dass sie ein Problem habe: „Der Oberbürgermeister muss sich beim Wort nehmen lassen.“ OB Frank Dudda hat angekündigt, eine Initiative für mehr Sicherheit und Sauberkeit ins Leben zu rufen.
Für Apotheker Robert Sibbel, der die Drogenthematik anhand der Zahl der Spritzen, die er verkauft, kennt, geht es nicht um Verdrängung. „Irgendwo müssen die Menschen ja hin.“ Alle Beteiligten müssten sich an einen Tisch setzen und über Lösungen sprechen. Diesen runden Tisch hat es 2015 bereits gegeben - allerdings ohne Ergebnis (siehe Kasten).