Herne. Das Marien Hospital Herne hat ein Patientenseminar zum Thema Herzrhythmusstörungen veranstaltet. Rund 500 Herner nahmen teil.

Dieses Seminar war in mehrfacher Hinsicht eine Herzensangelegenheit: Das Marien Hospital Herne hatte in Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung am Dienstagnachmittag zur Veranstaltung „Herz außer Takt – Rhythmusstörungen“ geladen - und rund 500 Herner nahmen diese Einladung an, um sich informative und unterhaltsame Fachvorträge und Gespräche anzuhören.

Für den unterhaltsamen und kurzweiligen Einstieg sorgten die Zwillingsbrüder Erwin und Helmut Kremers, die Fußballfans aus ihrer Zeit beim FC Schalke 04 bekannt sind. Der ebenfalls angekündigte Hans Tilkowski musste seine Teilnahme wegen Erkrankung absagen.

„Gastgeber“ Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Direktor der medizinischen Klinik II, bei der Begrüßung.
„Gastgeber“ Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Direktor der medizinischen Klinik II, bei der Begrüßung. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Zu viel und falsches Training in den 70er-Jahren

Im Gespräch mit Sportstudio-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, die auch Botschafterin der Deutschen Herzstiftung ist, erzählten die Kremers-Zwillinge einige Anekdoten aus ihrem (Fußballer)-Leben und warfen einen Blick auf die Trainings- und Gesundheitsbedingungen in den 70er-Jahren. Ihr nicht ganz ernst gemeintes Fazit: „Wir sind froh, dass wir lebend da raus gekommen sind.“ Beim Training hätten sie nämlich jede Menge falsch gemacht. „Wir haben teilweise zu viel und falsch trainiert.“ Beispiel: 400-Meter-Läufe mit zwei schweren Medizinbällen. Außerdem sei es beim Training verboten gewesen zu trinken, weil man der Ansicht war, dass der Körper zu viele Salze verliert. Es habe für die ganze Mannschaft nur einen Masseur gegeben, ein Arzt sei gar nicht dabei gewesen. Wenn man verletzt gewesen sei, sei man selbst zu einem Arzt gegangen. Das Herz? Sei nie untersucht worden. Heute verpassten sie keine Vorsorgeuntersuchung. „Dafür kommen wir gerne nach Herne.“

Der neue große Hörsaal war komplett gefüllt, so dass die Veranstaltung live in den alten Hörsaal übertragen wurde.
Der neue große Hörsaal war komplett gefüllt, so dass die Veranstaltung live in den alten Hörsaal übertragen wurde. © Raffalski

Dass Herzrhythmusstörungen jeden treffen können, erläuterte Jan-Peter Röing in seinem Vortrag. So gebe es 31,7 Todesfälle pro 100.000 Menschen, die auf Herzrhythmusstörungen zurückzuführen sind, wobei zwischen langsamen und schnellen Rhythmusstörungen unterschieden werde. Symptome des „Stolperherzens“ könnten Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Schwitzen, Brustbeschwerden, Müdigkeit, Übelkeit und Kopfschmerzen, Schwindelgefühl oder Angstgefühle sein.

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Ausdauer in mäßiger Intensität schützt vor koronarer Herzkrankheiten

Dass auch Sportler vom plötzlichen Herztod durch Rhythmusstörungen betroffen sein können, erläuterte Dr. Michael Brand. An der Spitze der Sportarten stehen Fußball und Laufen, mit einigem Abstand folgen Tennis, Schwimmen und Radfahren. Die Ursachen dafür seien vielfältig. Allerdings: Bei Menschen, die älter als 35 Jahre sind, ist in 80 Prozent der Fälle eine koronare Herzerkrankung verantwortlich für den plötzlichen Herztod.

Prüfen, Rufen, Drücken

Dr. Michael Brand stellte den Gästen dar, wie wichtig bei Notfällen die Reanimation durch Laien ist. In Deutschland erleiden mehr als 50.000 Menschen pro Jahr einen Herzstillstand. Der Rettungsdienst ist im Schnitt in acht Minuten vor Ort, doch schon nach drei bis fünf Minuten wird as Hirn geschädigt, wenn keine Herzdruckmassage stattfindet. Nur 40 Prozent der Laien führen eine Massage durch.

Für Laien gelte folgender Dreisatz: Prüfen (wie der Zustand der Person ist), Rufen (medizinische Hilfe) und Drücken (den Brustkorb.

Wer erkrankt sei, müsse nicht auf Sport verzichten, aber auf einige Dinge achten. Bei gesunden Menschen helfe zum Schutz vor dem plötzlichen Herztod drei bis fünfmal die Woche 30 Minuten Ausdauersport, wie Nordic Walking, Fahrradfahren oder Schwimmen, in mäßiger Intensität. Sportliche Aktivität schütze gegen die koronare Herzkrankheit, die Rhythmusstörungen auslösen könne, erklärte „Gastgeber“ Prof. Hans-Joachim Trappe.