Herne. Das Herner Unternehmen Benkert ist von der österreichischen Delfort-Gruppe übernommen worden. So sehen die Pläne für die Zukunft aus.
Vor fast einem Jahr teilten die Gesellschafter der Herner Benkert-Gruppe mit, dass sie das Traditions-Unternehmen an die österreichische Delfort-Gruppe verkaufen wollen. Inzwischen ist dieser Verkauf vollzogen. Im Gespräch mit der WAZ-Redaktion erläuterte die Geschäftsführung die Auswirkungen dieses Eigentümerwechsels und ihre Pläne.
Dazu muss man zunächst erläutern, in welcher Branche sich das in der Öffentlichkeit wenig bekannte Unternehmen bewegt: Benkert veredelt Mundstückbelag-Papiere und beliefert die Zigarettenindustrie weltweit. Auch die Delfort-Gruppe zählt zu den Herstellern von Spezialpapieren: für den Pharma- und den Lebensmittelbereich, aber auch für die Tabakindustrie. „Benkert war einer der direkten Wettbewerber der Delfort-Gruppe“, so Ronald Raabe. Allerdings ergäben sich durch die Übernahme keine Überschneidungen, sondern vielmehr Ergänzungen. Der Grund: Benkert bedient den europäischen und asiatischen Markt, Delfort den amerikanischen. Dadurch ergäben sich nützliche Synergien.
Das Unternehmen hat Gelände des ehemaligen Betriebshofs der Stadt gekauft
Ronald Raabe und Arnd Brinker betonen, dass mit der Übernahme Kontinuität für den Herner Stammsitz gewährleistet sei. Beide sind seit Jahren in der Benkert-Geschäftsführung und sind auch weiterhin für die ausländischen Standorte in Großbritannien, China und Malaysia verantwortlich.
Der Herner Standort wird im Zuge der Übernahme gestärkt. Delfort hat das ehemalige Gelände des Betriebshofs der Stadt Herne am Trimbuschhof gekauft, das direkt an das Betriebsgelände grenzt. „Wir sind dankbar für die Unterstützung der Stadt Herne“, sagen Raabe und Brinker. Es liegt natürlich auf der Hand, dass das Unternehmen hier die Chance nutzen will, sich weiterzuentwickeln. „Wir denken über neue Produkte nach“, sagt Brinker. Das zugekaufte Areal würde sich dann eignen, um dort eine Produktionsstätte aufzubauen. Raabe und Brinker wollen bei der Forschung und Entwicklung mehr Tempo machen als in der Vergangenheit.
Ausbildung hat eine hohe Bedeutung
Zwar ist die Tabakindustrie - gerade in Deutschland und Europa - keine Wachstumsbranche mehr, hier machen sich Nichtraucherschutz und Warnhinweise auf Verpackungen bemerkbar. Doch es gebe bereits, so Brinker, eine neue Generation von Erzeugnissen. Dazu zählen sogenannte Tabakerhitzer - die auch ein Mundstück enthalten.
Delfort-Gruppe entstand 2006
Die Delfort-Gruppe mit Sitz in Traun in Österreich entstand 2006 durch die Spaltung eines anderen Konzerns.
Delfort stellt verschiedene Produkte für die Tabakindustrie her, daneben unter anderem Beipackzettel für Medikamente, Label auf Handelswaren oder Verpackungen bei Lebensmitteln.
Für die Mitarbeiter ist die Strategie der Produktentwicklung und das Bekenntnis zum Standort eine gute Nachricht . Von den rund 600 Mitarbeitern weltweit ist laut Raabe etwa die Hälfte am Standort Herne beschäftigt. Er und Brinker weisen darauf hin, dass die Fluktuation im Unternehmen gering sei, einen Fachkräftemangel spüre das Unternehmen nicht allzu sehr. Das liege daran, dass pro Lehrjahr vier bis fünf Auszubildende ins Unternehmen kommen. Und die würden für den eigenen Bedarf ausgebildet. Der Grund: Die Tätigkeiten in der Produktion seien so speziell, dass man sie im weiteren Umfeld nicht finde, es sei also schwierig, Fachkräfte von außen zu gewinnen.
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Raabe und Brinker fühlen sich in der Delfort-Gruppe gut aufgehoben. „Wir können die bestehende Strategie fortführen.“