Die Deutsche Benkert produziert mit einem 18-prozentigen Weltmarktanteil Zigarettenmundstückpapiere. Das Herner Unternehmen hat noch jede Wirtschaftskrise ohne Schaden überstanden. Und die Belegschaft wächst weiter.

Firmenchef Michael Benkert (66). Foto: WAZ, Ute Gabriel
Firmenchef Michael Benkert (66). Foto: WAZ, Ute Gabriel © WAZ

Gerd Schwing ist einer, Gerd Pieper ebenso, sicher auch Prof. Engelbert Heitkamp oder Bernd Hackforth (Vulkan): Herner Unternehmergrößen, denen die Stadt und deren Bürger viel zu verdanken haben. Auch Michael Benkert (66) zählt zu den prägenden Köpfen in der heimischen Wirtschaft. Sein Wort gilt: „Wir haben in der Deutschen Benkert noch nie über betriebsbedingte Kündigungen gesprochen, im Gegenteil: Wir haben auch in konjunkturell schwachen Zeiten weiter Leute eingestellt.” Wie dem Unternehmen, das in Herne mit rund 370 Beschäftigten (weltweit sind es knapp 700) Mundstückpapiere für die Zigarettenindustrie fertigt, gelingen konnte? Weil man am Heimatstandort stets in den neuesten Stand der Technik investiert habe und so trotz verhältnismäßig hoher Lohnkosten in Deutschland global wettbewerbsfähig geblieben sei, sagt der Seniorchef.

Früh schon, in den 1960er-Jahren, hat Benkert Werke im Ausland aufgebaut. „Wir sind nicht in die Märkte gegangen, um Personalkosten einzusparen, sondern um den großen Kunden zu folgen”, erläutert der Firmenchef die Globalisierungsstrategie, die in der Heimat „keinerlei Arbeitsplätze gekostet” habe. So sieht sich das Herner Unternehmen heute bescheiden als „kleiner Global Player” mit Standorten in Großbritannien, der Schweiz, Malaysia und China.

Prokurist Rolf-Bernd du Pin packt eines der unzähligen Druckwerkzeuge aus, die den Mundstückpapieren jeder Marke eine individuelle Note geben. Foto: WAZ, Ute Gabriel
Prokurist Rolf-Bernd du Pin packt eines der unzähligen Druckwerkzeuge aus, die den Mundstückpapieren jeder Marke eine individuelle Note geben. Foto: WAZ, Ute Gabriel © WAZ

Einschließlich des chinesischen Staatsmonopols zählt Benkert die Marktgrößen der Zigarettenindustrie zu seiner Kundschaft: Mehr als 85 % seines Umsatzes macht Benkert mit Philip Morris, British-American Tobacco, der Imperial Tobacco Group (inklusive alter Reemtsma) und der GTI-Group. Überhaupt kaufen alle multinationalen Zigarettenfirmen bei der Benkert-Gruppe ein. Benkert liefert jährlich Mundstückpapiere für rund 800 Milliarden Zigaretten, das entspricht einem Weltmarktanteil von 18 %.

Das Werk an der Industriestraße produziert insbesondere für die zurzeit stagnierenden oder gar rückläufigen EU-Märkte, auch für die alten Sowjetstaaten, in denen der Zigarettenkonsum zunimmt. Dieser Wachstumsmarkt wird vornehmlich aus Herne und Großbritannien bedient.

Öffentliche Rauchverbote und eine zunehmende Besteuerung auf Zigaretten schränken die Umsatzmöglichkeiten ein. Trotzdem ist Benkert in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 5 bis 7 % gewachsen. Der Standort Herne ist wettbewerbsfähig geblieben. Dies, so Benkert, sei nur möglich gewesen, „weil wir unsere Produktion so weit automatisiert haben und wir durch regelmäßige Investitionen auf einem hohen Stand der Technik sind. So haben wir den Vorteil anderer Länder bei den Personalkosten kompensiert”.

Qualitätskontrolle bei Benkert. Foto: WAZ, Ute Gabriel
Qualitätskontrolle bei Benkert. Foto: WAZ, Ute Gabriel © WAZ

Benkert hat das Ziel, den deutschen Produktionsstandort „weiterhin dadurch zu stützen, dass wir die Gewinne wesentlich in die Ausweitung und Verbesserung der Produkte stecken. Wie sicher also sind die Jobs bei Benkert in dieser Zeit, wo die Wirtschaft in eine Rezession driftet? „Wenn morgen die EU Zigaretten verbieten würde, dann ist nichts sicher”, sagt Benkert. „Aber der Umstand, dass wir seit Jahrzehnten überhaupt nie über betriebsbedingte Kündigungen gesprochen und weiter eingestellt haben, zeigt, dass wir eine starke Verbundenheit und Verantwortung zu den Mitarbeitern haben.” So hat das Unternehmen noch in den letzten Monaten neue Beschäftigte eingestellt. Das Wort „betriebsbedingte Kündigung” soll weiter ein Fremdwort bleiben.

Zur Person: Michael Benkert

Für Michael Benkert (66), geboren in Sachsen, ist Herne längst eine Heimat, für die er sich nicht nur als Unternehmer einbringt. So hat Benkert einst die Kulturinitiative Herne mit ins Leben gerufen, deren Vorsitzender er heute ist. Die Initiative unterstützt mittelbar und unmittelbar Kulturveranstaltungen in der Emscherstadt mit rund 80 000 Euro jährlich – etwa „Tegtmeiers Erben” oder das Herkules-Festival. Das Geld kommt von Unternehmern und anderen Privatiers. In der IHK-Vollversammlung leitet Benkert den Außenhandelsausschuss, er ist zudem Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Ruhr-Lippe und Handelsrichter am Landgericht Bochum.

„Fünf Jahre werden's nicht mehr sein”, kündigt Benkert seinen geordneten Rückzug aus dem Familienunternehmen an. Sein Nachfolger ist bereits Teil der Geschäftsführung: Sohn Bastian Benkert (33) hat Betriebswirtschaft studiert und Praxis sowohl in der Benkert-Gruppe als auch bei den renommierten Wirtschaftsberatungen Pricewaterhouse Coopers und Accenture gesammelt. „Er bereitet sich auf die Nachfolge vor, der Zeitraum ist aber noch nicht genau definiert”, sagt der Seniorchef.