Herne. Der Herner Autor Friedhelm Wessel hat 55 Zechen im Ruhrgebiet aufgesucht und ihre Mauern sprechen lassen. Der Film wird nun in Sodingen gezeigt.
Auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Wenn schon alles über die Zechen im Ruhrgebiet erzählt worden ist: Die Mauern hat sich vermutlich noch keiner vorgenommen. Friedhelm Wessel (75) hat es getan. Der Lokalhistoriker aus Leidenschaft, Autor vieler Bücher über die Region und Journalist hat 55 Zechen im Ruhrgebiet besucht und einen Film darüber gedreht. „Männer, die auf Mauern blicken“ heißt er - zu sehen am Freitag, 25. Oktober, um 18.30 Uhr im Bürgersaal der Akademie Mont-Cenis zusammen mit einem weiteren Kurzfilm.
9000 Kilometer Zechenmauern im Ruhrgebiet
„Man fährt immer achtlos an den Mauern vorbei“, begründet Friedhelm Wessel seine ungewöhnliche Perspektive, dabei seien richtige „Augenweiden“ unter den Mauern gewesen, zum Beispiel auf König Ludwig in Recklinghausen oder auf der Zeche Zweckel in Gladbeck. Im Oktober 2018 begann Wessel sie zu filmen.
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„Es gab 9000 Mauer-Kilometer im Ruhrgebiet“, hat der Filmemacher ausgerechnet. „Die chinesische Mauer hat nur 6350 Kilometer.“ In Herne gebe es nur Restmauern, sagt er, von der Zeche Von der Heydt und der Zeche Julia etwa. Allein die Steine sprechen zu lassen, reichte Wessel nicht. Er stellte Menschen vor die Mauern - wie den Hobbyhistoriker Gerd E. Schug - und ließ sie erzählen oder griff auf einige der populären „Mauersprüche“ zurück.
Ruhrgebiet von Ost bis West durchquert
37 Tage hat Friedhelm Wessel gedreht und ist dabei nach eigenen Angaben 2000 Kilometer gefahren zwischen Kamp-Lintfort und Unna-Königsborn. Nicht selten traf er vor Ort Menschen, die etwas über die Zeche erzählen konnten, wenngleich sich viele als kamerascheu entpuppten. So wurden 23 Minuten Film daraus, mit Musik und Text, den Wessels Freund Lothar Lange eingesprochen hat.
„Männer die auf Mauern blicken“ ist Friedhelm Wessels erster Film seit 1982. Damals dreht er noch 16-mm-Filme, hörte aber auf, als die Video-Technik aufkam. Inzwischen beherrscht das Mitglied des Historischen Vereins Herne den Camcorder und schneidet seine Filme selbst am Computer.
Zusammen mit dem Mauer-Film wird in der Akademie „Ein schwarzer Tag für Sodingen“ gezeigt, der an das Grubenunglück 1965 mit neun Toten erinnert. Aus dem Blickwinkel von Betroffenen und Beobachtern wird das Unglück rekonstruiert, bebildert mit alten Fotos.
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Chorgemeinschaft Horsthausen begleitet den Abend
Schirmherr des Filmabends ist Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. Die Chorgemeinschaft Horsthausen begleitet die Veranstaltung musikalisch. Der Eintritt ist frei.