Kirchhellen . „Männer, die auf Mauern blicken“ Friedhelm Wessel seine Filmdokumentation. Kirchhellen kommt auch drin vor, ebenso wie in seinem neuen Buch.

Wer die Frentroper Straße in Zweckel befährt, ahnt vermutlich nicht, dass hier in der Mauer der denkmalgeschützten Maschinenhalle des ehemaligen Pütts viel „Kirchhellen“ steckt. Erstellt wurde dieses kilometerlange Bauwerk nämlich im Jahre 1913 von der in Kirchhellen ansässigen Firma Brauckmann. Die Bauleitung lag in den Händen des damals erst 20-jährigen Hugo Spahn. In „Männer, die auf Mauern blicken“,stellt der Herner Autor Friedhelm Wessel die Kirchhellener Handwerker in den Mittelpunkt seiner Filmdokumentation, die von Oktober 2018 bis Juni 2019 zwischen Kamp-Linfort und Königsborn entstand.

„Zechenmauern haben mich immer fasziniert“

„Besonderheiten sind dabei aber die Zechenmauern in Bottrop und Gladbeck,“ betonte Wessel, der nach 37-jähriger Filmabstinenz nun wieder mit Kamera und Stativ im Revier unterwegs ist. „Meinen letzten Film habe ich 1982 in der Osterfelder Jacobi-Siedlung gedreht,“ verriet der Autor unzähliger orts- und regionalgeschichtlicher Bücher. „Doch Zechenmauern haben mich immer fasziniert, eigentlich wollte ich ja nur eine Fotodokumentation erstellen, aber dann kam mir die Idee mit dem Film,“ erzählt Wessel weiter.

Friedhelm Wessel  vor der Zweckeler Mauer, die 1913 von Kirchhellener Firmen an der Frentroper Straße errichtet wurde.
Friedhelm Wessel vor der Zweckeler Mauer, die 1913 von Kirchhellener Firmen an der Frentroper Straße errichtet wurde. © Wessel

So machte sich der langjährige ehemalige Lokalredakteur auf die Suche und wurde unter anderem in Zweckel fündig. „Über den Bau von Zechenmauern gibt es kaum Unterlagen, doch in Gladbeck war es anders. So erstellten die Maurer damals pro Tag zwei dieser imposanten Säulen. Der Stundenlohn lag 1913 bei 60 Pfennig. Dabei schufteten die Handwerker an sechs Tagen. Die Wochenarbeitszeit lag bei 65 Stunden“, fand Wessel heraus.

Gitter aus der Schmiede Michelt

Aber auch die verbindenden Gitterelemente der 1908 in Betrieb genommenen Zeche stammen aus Kirchhellen. Sie wurden damals in der Schmiede von Johann Michelt (1875 bis 1917) hergestellt. Bauleiter Hugo Spahn (1893 bis 1985), hat sogar noch das Ende des Zweckeler Pütts an der Frentroper Straße im Jahre 1963 miterlebt.

In Szene gesetzt hat Friedhelm Wessel auch die Zechenmauern von Prosper 2, Prosper 3, Arenberg und Rheinbaben. Für seinen Mauerfilm reiste der Herner an 37 Tagen rund 2000 Kilometer durch Revier, um die 55 Püttmauern, die es noch gibt, für seinen Film festzuhalten.

Zwei Helferteams

Unterstützung erhielt der 75-jährige dabei von einem großen zweigeteilten „Helferteam“, das für entsprechende Mauersprüche oder die Musik sorgte. Dem „Westteam“ gehörten die Bottroper Ludger Limberg und Reinhard Benning, der Gladbecker Marc Dahlhoff und die aus Oberhausen stammenden Hans-Werner Steimer und Lothar Lange an.

Filmpremiere in Herne

Die Premiere des 25-minütigen Dokumentarfilms „Männer, die auf Mauern blicken“ findet am 25. Oktober ab 18.30 Uhr in der Herner Akademie Mont-Cenis, Mont-Cenis-Straße, statt. Der Eintritt ist frei.

Im Oktober erscheint auch ein neues Buch des aus Herne stammenden Autoren Friedhelm Wessel. Es heißt „Kirchhellen in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren“. Herausgegeben wird es vom Sutton-Verlag in Erfurt.

Bei der Filmpremiere werden sie dann die restlichen „östlichen“ Crewmitglieder, die aus Selm, Gelsenkirchen und Herne stammen, kennenlernen. „Es ist aber nicht das letzte Bottroper Filmprojekt, denn ich arbeite inzwischen längst an einer Doku über Prosper-Haniel,“ verriet der Kameramann, Cutter und Autor, der sich selbst als „Spurensucher“ bezeichnet.