Herne. . Der Herner Friedhelm Wessel hat ein weiteres Buch über Bergbaugeschichte verfasst und viele Zeitzeugen getroffen. Ehemalige Kumpel berichten.
Über 10.000 Tote hat es im deutschen Steinkohlebergbau gegeben, von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1984, dem letzten schweren Grubenunglück. Der Herner Autor Friedhelm Wessel wirft jedoch einen – etwas – positiveren Blick auf dramatische Vorkommnisse unter Tage: Er präsentiert ein Buch, das sich auf Grubenunglücke im Revier konzentriert, bei denen Bergleute gerettet wurden – oft in dramatischen Hilfsaktionen.
„Gerettet“ lautet der Titel des neuesten Werkes, dem mittlerweile 29. des Baukauers. Seit er nach seiner Zeit als Redakteur bei den Ruhr-Nachrichten 2007 in den Ruhestand ging, trifft er ehemalige Kumpel, schreibt Bergbau-Bücher, rettet Gruben-Geschichte vor dem Vergessen.
Wessel hat Zeitzeugen zu etlichen Bergwerksunglücken im Revier gefunden, darunter auch von drei Ereignissen auf der Zeche Friedrich der Große in Herne und einem auf Unser Fritz in Wanne-Eickel.
„Vor drei Jahren hatte ich das Glück, einen ehemaligen Elektro-Steiger von Friedrich der Große zu treffen.“ Fritz Bödefeld überlebte die Katastrophe mit mehr als 100 Toten, als am 6. November 1944 das Hauptgebäude des Pütts samt Waschkaue von einer Bombe aus einem Flugzeug der Alliierten getroffen wurde. „Diese Geschichte bildete den Grundstein für dieses Buch“, berichtet der 74-Jährige.
Insgesamt sei es heute nicht mehr einfach, Überlebende von Bergbau-Unglücken zu finden. „In Bochum-Hofstede traf ich den 84-jährigen Günter Barnehl, der 84 Stunden verschüttet war. Er fing an zu erzählen und hat geweint. Das Unglück steckte ihm nach so langer Zeit immer noch in den Knochen.“ Und die Tochter habe ihm eröffnet, dass ihr Vater über diese Erinnerungen noch niemals berichtet habe. Das Foto mit dem kohlenschwarzen Gesicht von Heinz Frank ziert den Buchdeckel. Der Bergmann, der ein Grubenunglück im Jahr 1974 auf der Zeche Minister Achenbach in Lünen überlebte, ist zwar mittlerweile verstorben. Wessel machte aber seine Ehefrau ausfindig, die gerne berichtete, was damals passierte: „Hildegard Frank konnte sich sogar noch erinnern, was sie ihrem Mann kochte, als er endlich gerettet war und wieder nach Hause kam. Es waren Klöße, sein Leibgericht.“
Natürlich kommt auch die berühmte Dahlbusch-Bombe in Wessels Buch vor, mit der zahlreiche Bergleute gerettet wurden. Das Gerät war 1955 nach einem Unglück auf der Gelsenkirchen-Rotthausener Zeche Dahlbusch in aller Munde und ist längst Geschichte – wie der Steinkohlenbergbau an der Ruhr insgesamt.