Herne. Die dritte Auflage des Herner Azubi-Speeddatings hat die Suche nach einer Lehrstelle wieder beschleunigt. Deshalb ist dieses Format so beliebt.
Gut möglich, dass Jörg Pieper, Inhaber des gleichnamigen Metallbaubetriebs, in den kommenden zwei Tagen in volles E-Mailfach hat. Mit Bewerbungen für die beiden Ausbildungsstellen, die er anbietet. Dann hätte sich das Azubi-Speeddating, das am Donnerstag im Innovations- und Gründerzentrum stattfand, gelohnt.
Mit diesem Format sollen sich Jugendliche und Unternehmen in lockerer Atmosphäre ganz ohne Bewerbungsformalien kennenlernen. Späterer Ausbildungsvertrag nicht ausgeschlossen - sogar gewünscht. Jörg Pieper kann reichlich Jugendliche an seinem Stand begrüßen. Das liegt auch an einem sprichwörtlichen Hingucker. Der Fachverband Metall hat ihm eine Datenbrille zur Verfügung gestellt, mit der sie fast real kennenlernen können, wie sich Schweißen anfühlt. Die Jugendlichen sehen die Funken stieben und hören das typische Schweißgeräusch. Aber eben nur virtuell. Bis zum Mittag waren rund 40 Schüler bei Pieper, das erhöht die Chancen, dass der nächste Azubi dabei war.
Die Zahl der Ausbildungsplätze steigt
Während es für Pieper die zweite Teilnahme war, war es für Sylvia Bednarski eine Premiere. Sie ist bei Kelvion Machine Cooling Systems GmbH verantwortlich für das Personalwesen. In der Herner WAZ hatte sie vom Speeddating erfahren und nutzte die Gelegenheit. Sie habe erste Kontakte zu Bewerbern knüpfen können. Mit der ersten Teilnahme habe sie viel gelernt, 2020 werde Kelvion wohl wieder dabei sein.
Für Oberbürgermeister Frank Dudda trifft das Speeddating den Nerv der Zeit und helfe dabei, mehr Arbeitgeber für Ausbildung zu gewinnen und junge Leute an das Thema heranzuführen. Auch in Sachen Ausbildung gehe es in Herne voran. Diese Sicht bestätigte Frank Neukirchen-Füsers, neuer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. Seien vor wenigen Jahren in Herne noch drei Bewerber auf einen Ausbildungsplatz gekommen, so seit das Verhältnis inzwischen 2:1. Bereits im August habe die Agentur 103 Ausbildungsstellen mehr als im Vorjahr verzeichnet. Neukirchen-Füsers: „Es geht in die richtige Richtung.“ Er sei „total begeistert“, wie die verschiedenen Akteure im Bündnis zusammenarbeiten. Ein Problem, was er sieht: Es gebe zu viele Unternehmen, die nicht mehr oder noch nicht ausbilden.
Nur die Hälfte der 604 ausbildungsberechtigten Unternehmen in Herne bildet auch aus
Diese Einschätzung teilt Kerstin Groß von der IHK. Und die Kammer habe versucht, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis: In Herne gebe es 604 ausbildungsberechtigte Unternehmen, doch nur knapp die Hälfte bilde tatsächlich aus. Dafür gebe es verschiedene Gründe, explizit nannte sie die Tatsache, dass es in vielen Unternehmen niemanden mehr - oder noch nicht - gebe, der ausbilde. Hier mache sich der demografische Wandel bemerkbar, weil immer mehr Fachkräfte aus dem Berufsleben ausscheiden. Die IHK hat einen hohen Anspruch: Perspektivisch möchte die Kammer alle 604 Unternehmen, die ausbilden dürfen, auch für die Ausbildung gewinnen. Groß hatte ebenfalls eine positive Nachricht mitgebracht. Die IHK habe schon jetzt mehr Ausbildungsverträge registriert als im vergangenen Jahr.
Und womöglich sind Donnerstag welche hinzugekommen. Die Zahl der Schüler ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, Schüler von fast allen weiterführenden Schulen nutzten die Gelegenheit des Speeddatings. Der OB wünscht sich, dass im nächsten Jahr auch die Gymnasien dabei sind.