Herne. Die Stadt hat den Abschuss von Gänsen vorerst gestoppt. Die Pläne der Verwaltung hatten zuvor zu großer Empörung in der Bevölkerung geführt.

Die Stadt hat den Abschuss von Kanadagänsen vorerst gestoppt. Damit reagiere Oberbürgermeister Frank Dudda auch auf die Bestürzung in der Bevölkerung, teilt Stadtsprecher Christoph Hüsken mit. Die Verwaltung hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass Kanada- und Nilgänse in Abstimmung mit der unteren Jagdbehörde vom 1. September bis 31. Januar 2020 an den Gewässern im Ostbachtal, Schlosspark Strünkede, Dorneburger Park und Stadtgarten Wanne gejagt würden.

Seitdem wird in Sozialen Netzwerken heftig darüber diskutiert, auch zahlreiche WAZ-Leser wandten sich mit ihrem Entsetzen an die Redaktion. „Wir haben nicht das Recht, Gänse bzw. Enten wegen Wasserverunreinigung zu töten. Sie alle sind Geschöpfe unserer Welt, die sich auch vermehren“, schreibt etwa Christel Neuhaus.

Schlechte Wasserqualität durch übermäßigen Kot- und Fäkalieneintrag

Die Stadt hatte ihren Schritt unter anderem damit begründet, dass der durch die Überpopulation der Tiere übermäßige Kot- und Fäkalieneintrag mittlerweile massiv die Wasserqualität der Teiche beeinträchtige. Das führe unter anderem zur vermehrten Algenbildung durch Überdüngung. Zuletzt habe das an den Gewässern im Ostbachtal und im Dorneburger Park zu Problemen geführt. „Unreinheiten sehen wir leider täglich auch auf der Straße: Abfall, den wir Menschen leider einfach so hinterlassen“, schreibt Christel Neuhaus dazu.

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Das mehrmalige Brüten im Jahr bei geringen natürlichen Verlusten habe mittlerweile zu einer Überpopulation der Tiere geführt, entgegnete die Stadt. Durch das massive Auftreten dieser sogenannten invasiven gebietsfremden Arten würden die heimischen Wasservögel verdrängt. „Wir halten uns an die Rechtslage“, sagt Sprecher Christoph Hüsken am Montagmorgen.

Einzelne Tiere über ein halbes Jahr rausschießen

„Wir werden nicht auf einen Schlag massenhaft Gänse abschießen“, betont er weiter. Über ein halbes Jahr hinweg würden Jäger immer wieder einzelne Tiere rausschießen. „Es wird nicht über große Distanz mit üblicher Jagdmunition geschossen“, erklärt er. Denn einige Herner hatten auch Bedenken dazu geäußert, dass in einer Großstadt in einem Park einfach „rumgeschossen“ werde. Dem sei nicht so, betont Hüsken. Die Gans werde aus der Nähe mit einer Kleinkaliberwaffe getötet. Das sei möglich, da die Tiere keinen Fluchtreflex hätten.

Die Jagd sollte immer in der Dämmerung, am ganz frühen Morgen stattfinden. Die Parks würden zu der Zeit nicht gesperrt. Das sei aufgrund der Uhrzeit und der Jagdmethode nicht nötig, so Hüsken.

Auch Nadja Florczak hat sich bei der WAZ gemeldet. Die Mutter aus Börnig ist „mehr als traurig“ über das Vorgehen und fragt: „Wie viele Eltern gehen mit ihren Kindern an den Teichen spazieren und zeigen ihnen, wie schön die Tierwelt ist. Wie soll man jetzt einem Kind dieses - ich nenne es mal Abschlachten - erklären?“ Sie meint, die Stadt hätte viel eher einschreiten sollen und Eier sammeln oder Gipseier unterlegen.

BUND schlägt vor, Eier gegen Gipseier zu tauschen

Diesen Vorschlag hatte auch Hiltrud Buddemeier, Chefin des BUND in Herne, bereits gemacht. Auch sie kritisierte gegenüber der WAZ, dass das Töten der Tiere der falsche Weg sei und regte an, den Gänsen die Eier abzunehmen und ihnen Gipseier unterzujubeln. Das sei zwar eine aufwendige, aber auch „bewährte und schmerzfreie Methode“, um die Population einzudämmern.

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Die „Interessengemeinschaft zum Schutz der Wildgänse“ und die „Interessengemeinschaft Kanadagänse“ hat Flugblätter veröffentlicht und über die Sozialen Medien verbreitet, in dem sie der Stadt vorwirft, dass Hitze und Trockenheit für die schlechte Wasserqualität verantwortlich seien. Gänse spielten da nur eine sehr geringe Rolle. Sie riefen die Bürger auf, an den OB zu schreiben und den Unmut zu äußern. Offenbar mit Erfolg: Am Montagnachmittag stoppt OB Dudda den geplanten Abschuss vorerst, bis im Verwaltungsvorstand das Thema noch mal erörtert würde - noch bevor ein Tier getötet wurde.