Herne. . In Herne breiten sich die Kanadagänse aus: Die Population an den Ostbachteichen hat sich in einem Jahr verdoppelt. Die Stadt will deshalb jetzt gegensteuern und vor allem durch verstärkte Kontrollen die Einhaltung des Fütterungsverbots durchsetzen.

Wer in den vergangenen Wochen an den Ostbachteichen entlang gegangen ist, konnte sie nicht übersehen: Die vielen Kanadagänse, die sich dort niedergelassen haben. „Es werden immer mehr und sie verdrecken alles“, ärgert sich WAZ-Leser Thomas Paulat. Eine Beobachtung, die die Stadt nur bestätigen kann: Nach Zählungen von Stadtgrün hat sich die Population allein an den Ostbachteichen von 50 Tieren im vergangenen Jahr auf etwa 100 in diesem verdoppelt, erklärt Stadtsprecher Horst Martens auf Anfrage der WAZ. Und: Die Wasserqualität sei inzwischen so miserabel, dass die Teiche zu kippen drohten.

Großer Zusammenhalt

Als erste Gegenmaßnahme wolle die Stadt nun das Fütterungsverbot, das auch für die Gänse gilt, konsequent umsetzen. Denn das sei das eigentliche Problem, bestätigen auch Jürgen Heuser von der Biologischen Station und Hiltrud Buddemeier vom BUND: Tütenweise werde Brot an die Gänse verfüttert, die davon prima leben könnten und sich entsprechend vermehrten. „Warum sollten sie sich die Mühe machen, selbst woanders Futter zu suchen, wenn sie es dort serviert bekommen?“ fragt Hiltrud Buddemeier. Vor Jahren habe es im Voßnacken mit Enten ähnliche Probleme gegeben. Jetzt füttere niemand mehr - und die Enten seien weg. Das Füttern, sagt Hiltrud Buddemeier, „ist ganz furchtbar verkehrt. Es stört das natürliche Gleichgewicht.“

Bei den Kanadagänsen komme hinzu, so Jürgen Heuser, dass es hier für sie so gut wie keine natürlichen Feinde gebe: „Auch Füchse trauen sich kaum an sie heran. Die Gänse verteidigen ihre Gruppe und ihre Küken sehr energisch.“ Und weil ihr Zusammenhalt untereinander so groß ist, rücken sie im Moment besonders augenfällig zusammen: Die Tiere sind zurzeit in der Mauser und können nicht fliegen. In der großen Gruppe fühlen sie sich sicher. Und so hocken sie denn jetzt in Kolonien an den Ostbachteichen, im Hafen Friedrich der Große, am Teich im Stadtgarten Wanne, an der Gräfte von Schloß Strünkede . . .

Die Stadt will es jedoch nicht dabei belassen, die Einhaltung des Fütterungsverbots verstärkt zu kontrollieren. Weil Kanadagänse bevorzugt ihre Eier auf kurz geschorenem „Wimbledon-Rasen“ legen, überlege Stadtgrün, so Horst Martens, im nächsten Jahr zum Beispiel an den Ostbachteichen das Gras nicht zu mähen - in der Hoffnung, dass das Brutgebiet dann nicht mehr attraktiv ist. Außerdem könnten - ähnlich wie bei Tauben - die Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden.

Letzteres sieht Jürgen Heuser allerdings skeptisch: „Ich vermute, dass die Natur diesen Eingriff ausgleichen wird. Wenn keine Küken schlüpfen, legen die Gänse eben noch einmal neue Eier.“