Herne. Die Elisabeth-Gruppe hat ihren Campus eröffnet. Dort bündelt sie die Ausbildung. Außerdem kommt die FOM-Hochschule zum Standort.

Die Elisabeth-Gruppe beginnt eine neue Zeitrechnung: Mit der feierlichen Eröffnung des Campus am Freitag bündelt die Gruppe alle Aktivitäten der Aus- und Weiterbildung unter einem Dach. Darüber hinaus wird der Standort an der Widumer Straße Hochschulstandort.

Apropos Zeitrechnung: Gerade, wenn es um die zahlreichen Bauprojekte der Elisabeth-Gruppe in den vergangenen Jahr ging, war diese ambitioniert. Der Neu- und Umbau machte da keine Ausnahme. Vom 1. Spatenstich des Neubaus bis zur Eröffnung vergingen laut Geschäftsführer Theo Freitag lediglich 253 Tage, für den Umbau waren es noch elf Tage weniger - nachdem die Kinderchirurgie nach Witten umgezogen war. Diesmal sei er selbst skeptisch gewesen, ob es klappt, so Freitag. Denn beim Bauen in Bestandsgebäuden könne es immer böse Überraschungen geben. Offensichtlich waren die Überraschungen nicht so groß, dass sie den Eröffnungs-Termin in Gefahr gebracht haben.

Die Gesamtinvestition liegt bei rund 16,5 Millionen Euro

Insgesamt hat die Elisabeth-Gruppe 16,5 Millionen Euro in den Standort investiert, der Neubau schlug mit 6,7 Millionen zu Buche. Gerade mit Blick auf die Technik sprach Freitag von einer anderen Zukunft, die ab Montag beginne. So sei der neue Hörsaal mit modernsten Technik ausgerüstet, die nicht nur die Übertragung in alle Seminarräume im Haus ermögliche, sondern auch die Kommunikation mit allen anderen Häusern der Elisabeth-Gruppe. Der Campus biete alle Voraussetzungen für das digitale Lernen und die digitale Kommunikation. Hinzu kommen Seminar- und Trainingsräume sowie ein ehemaliger OP-Saal, in dem geübt werden kann.

Dr. Hans Willmes, Aufsichtsratsvorsitzender der St. Elisabeth Gruppe, OB Frank Dudda, Geschäftsführer Theo Freitag und Prof. Dr. Georgios Godolias (v.l.) zerschneiden das Band zur Eröffnung des Campus.
Dr. Hans Willmes, Aufsichtsratsvorsitzender der St. Elisabeth Gruppe, OB Frank Dudda, Geschäftsführer Theo Freitag und Prof. Dr. Georgios Godolias (v.l.) zerschneiden das Band zur Eröffnung des Campus. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Unter dem Campusdach sind acht Bildungseinrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten versammelt: Neben der Krankenpflegeschule die Ausbildungen in der Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflege, Altenpflege sowie Pflegeassistenz. Hinzu kommen die Hebammenschule und die Schule für Berufe im Operationsdienst. Darüber hinaus wird das Ausbildungsangebot um die Berufsbilder der Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden ergänzt. Hinzu kommt ein umfassendes Weiterbildungsangebot.

Zahl der Auszubildenden steigt bis Jahresende auf 1285

Mit dem Campus setzt die Elisabeth-Gruppe ein Ausrufezeichen in der Diskussion um den Fachkräftemangel in der Pflege. Denn bis Jahresende wird die Gruppe 1285 Auszubildende haben - die auf dem Campus lernen. In diesem Zusammenhang erlaubte sich Freitag einen Seitenhieb auf die Bundespolitik. Sie habe eine Offensive zur Steigerung der Zahl der Pflegekräfte ausgerufen. Doch angesichts der beabsichtigten Steigerungsrate um zehn Prozent könne von einer Offensive nicht wirklich die Rede sein. Die Elisabeth-Gruppe habe die Zahl der Auszubildenden in zwei Jahren um 120 Prozent gesteigert. Das Ziel sei klar: So will man dem drohenden Fachkräftemangel begegnen.

Und Freitag überraschte noch mit einer echten Überraschung. Um dem Begriff „Campus“ gerecht zu werden, der auch für Hochschulen steht, habe man Kontakt zur privaten Hochschule FOM aufgenommen. Das Ergebnis: Zum Sommersemester 2020 wird die Hochschule in Börnig den Bachelorstudiengang „Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik“ anbieten. Er sei beeindruckt von dem, was er gesehen habe, sagte Prof. Mark Moser von der FOM im Gespräch mit der WAZ-Redaktion am Rande der Eröffnung. Der Campus als Magnet für Ausbildungsberufe eigne sich ideal, um auch einen Studiengang anzubieten.

OB: Revitalisierung wie aus dem Bilderbuch

Lob für Bundesgesundheitsminister

Neben Kritik für die Gesundheitspolitik der Bundesregierung hatte Theo Freitag aber auch Lob für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn - dafür, dass dieser dafür gesorgt habe, dass Auszubildende in der Pflege ihr Schulgeld nicht mehr selbst finanzieren müssen.

Die Elisabeth-Gruppe habe für sich entschieden, ihren Auszubildenden eine Monatsvergütung von über 1000 Euro pro Monat zu zahlen.

Ein weiterer Hochschul-Mosaikstein für Herne - das dürfte auch Oberbürgermeister Frank Dudda freuen. Die Eröffnung sei ein strahlender Tag für die Stadtentwicklung und ein Beispiel dafür, dass man in der Stadt die Ärmel hochkrempele, so Dudda, der deutlich durchblicken ließ, dass ihm Aufmerksamkeit für Herne mit so einer Eröffnung deutlich lieber ist als mit einer Schlange. Der Campus sei eine Einrichtung, die es in dieser Form in der Region noch nicht gebe und eine Revitalisierung wie aus dem Bilderbuch sei. Dass die Elisabeth-Gruppe so viele Lehrstellen schaffe, sei ein Segen für den Herner Ausbildungsmarkt. Die Gesundheitsberufe werden nach Duddas Einschätzung in Zukunft Gewinnerberufe sein.