Duisburg. . Beim 6. Gesundheitsforum der FOM Hochschule kritisiert Gerald Lux die Gesetzgebung als unzureichend. „Es ändert wenig“, so der Gesundheitsökonom.

Wer Prof. Dr. Gerald Lux zuhört, dem kann es bang werden um die Zukunft der Pflege. „Pflegen kann jeder? – Eine gute Pflegepolitik anscheinend keiner“ war das Thema des Gesundheitsökonomen beim 6. Gesundheitsforum der FOM-Hochschule im Neudorfer Tectrum.

„Ich will provozieren, aber was ich hier sage, meine ich wirklich“, so der Wissenschaftler am Lehrstuhl für Medizinmanagement der Uni Duisburg-Essen (UDE), der seine Berufslaufbahn mit einer Ausbildung zum Krankenpfleger begann. Sein Befund: Der Mangel an Fachkräften nimmt zu, die Qualität der Pflege ist unzureichend, statt einer aufrichtigen Diskussion über die Lage gebe es Statement aus der Politik, die nachhaltig negativ auf das Image des Berufs wirkten. Wie etwa: Pflegen kann jeder? „Wer will denn schon einen Job machen, den jeder kann?“, fragt Lux, „das es ein Fachberuf ist, der ein hohes Maß an Qualifikation erfordert, wird dabei völlig ausgeblendet. Dabei stehe, wie Umfragen zeigen, der Beruf durchaus hoch im Ansehen: „Aber ausüben würden ihn die meisten Befragten nicht.“ Und das, so fürchtet er, werde wohl auch so bleiben. „Denn Schichtdienste und psychische Belastungen wird es in der Pflege immer geben.“

Schlechte Bedingungen in Pflegeeinrichtungen

Starke Mängel bei der Umsetzung der sozialen Menschenrechte habe der UN-Sozialrat Deutschland noch im Dezember attestiert, weil Patienten in bestimmten Pflegeeinrichtungen „unter entwürdigenden Bedingungen“ lebten, erinnert Lux. Nur unbesetzte Stellen in der Pflege zu zählen, verschleiere aber den tatsächlichen Mangel: „Wenn in einem Altenheim in der Nacht nur eine einzige Kraft für 50 Bewohner da ist, dann ist das ein Mangel.“

Werbung um Nachwuchs: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei seinem Besuch in der Pflegeschule Duisburg vor einem Jahr.
Werbung um Nachwuchs: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei seinem Besuch in der Pflegeschule Duisburg vor einem Jahr. © Fabian Strauch

Der Politik wirft der Gesundheitswissenschaftler vor, auch mit dem jüngsten Pflegepersonal-Stärkungsgesetz „Flickschusterei zu betreiben, statt das Gesamtpaket anzuschauen“. Nur 1,5 Stellen mehr für Pflegeeinrichtungen mit bis zu gewähren nennt er „einen Schlag ins Gesicht“.

Mangelnde Lobbyarbeit

Was ist zu tun: Es gelte, die Angehörigenpflege und häusliche Betreuungskräfte finanziell massiv aufzuwerten, um den Personalbedarf in stationären Einrichtungen zu senken, fordert Lux: „Es gibt 1800 Euro Elterngeld, aber nur 901 Euro für die Betreuung eines Schwerstpflegebedürftigen. Das ist Existenzminimum.“

Die mangelnde Lobbyarbeit sei „ein großes Problem der Pflege“ im Ringen um Verbesserungen, stellt Gerald Lux fest. „Sie verhält sich resigniert, Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege konkurrieren gegeneinander. Die Emanzipation steckt noch in den Kinderschuhen.“ Eine eigene Pflegekammer, die nun kommt, entstehe nicht aus eigenem Impuls, sondern unter tatkräftiger Geburtshilfe der Politik. Gerald Lux empfiehlt, sich ein Beispiel an der Lobby-Arbeit der Ärzte zu nehmen: „Wenn es ums Geld geht, dann stehen sie alle zusammen.“

>>> FOM: Pflege im Fokus beim Gesundheitsforum

Die Pflege hat die Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) beim 6. Gesundheitsforum thematisiert.

In weiteren Vorträgen ging es um die Frage, wie Kliniken von den neuen Rahmenbedingungen in der Pflege profitieren, um die bestmögliche Verknüpfung von praktischer und theoretischer Ausbildung sowie um Perspektiven für Fach- und Führungskräfte.