Herne. Vier Wochen noch, dann wird die große „Pest“-Ausstellung eröffnet. Eine WAZ-Gruppe durfte schon einmal einen Blick in die Halle werfen.
Vier Wochen vor Eröffnung der großen Sonderausstellung zur Pest sind WAZ-Leser die erste Gruppe, für die sich am Donnerstag die Tür zur Ausstellungshalle öffnet. Es werde noch nicht viel zu sehen sein, hat Doreen Mölders, seit Jahresbeginn Leiterin des LWL-Museums für Archäologie, die Besucher bei der Begrüßung gewarnt. Um so interessierter hören die Gäste zwischen schwarzen Stellwänden der Museumschefin zu, die ihnen erklärt, welche komplexen Vorbereitungen einer Ausstellung wie dieser vorausgehen.
Objekte werden erst Anfang September eingebracht
Von der Idee bis zur Umsetzung dauere es im Schnitt vier Jahre, erfahren sie. In nur zwei Jahren sei die „Pest“-Ausstellung relativ schnell realisiert worden. Während der 700-Seiten-Katalog sich schon im Druck befinde, werde die Halle jetzt vorbereitet. „Ein Großteil der Architektur steht“, erklärt Doreen Mölders. Dafür sind die zwei Tischler der hauseigenen Werkstatt zuständig, die die Gruppe später auch zu sehen bekommt. „Jetzt müssen die Objekte von den Leihgebern abgeholt und ins Depot gebracht werden. Ab Anfang September werden die Objekte dann in die Architektur eingebracht.“ Dass das bei 300 Objekten und 70 Leihgebern nicht immer reibungslos verläuft, deutet sie an.
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Doch bevor die - hoch versicherten und von Spezialisten transportierten - Objekte installiert werden, wird der Raum auf die Temperatur gebracht, die die Leihgeber vorschreiben. Schon jetzt ist es hier kühler als im Foyer. Sternförmig angeordnete Folien auf dem Boden führen auf das Zentrum der Halle zu: einen begehbaren Kubus, an dessen Längsseite noch eine moderne Darstellung des mittelalterlichen Totentanzes angebracht wird, von hinten beleuchtet. „Das wird knallen“, freut sich die Museumschefin. Die Elektrik ist bereits zu sehen.
Im Depot sind alle Objekte ordentlich aufgereiht
Wenn Exponate und Leihgeber gefunden sind, beginnt die Arbeit der Gestalterin. Stefanie Dowidat heißt sie im Archäologiemuseum und die Besucher treffen sie später in ihrer Werkstatt an. Am Beispiel eines grünen Plastikschildes - Grün ist die Leitfarbe dieser Ausstellung - zeigt sie ihnen dort, wie bis ins Detail immer wieder Entscheidungen zu treffen sind, bis hin zum Grad der Transparenz des Schildes.
Mehr Infos zur Austellung „Pest“
Das LWL-Museum für Archäologie zeigt die Sonderausstellung „Pest“ von Freitag, 20. September, bis zum 10. Mai 2020 am Europaplatz 1.
Die Reise durch die Geschichte der Krankheit führt vom ersten Ausbruch im 6. Jahrhundert bis heute.
Zu sehen sind 300 archäologische und kulturgeschichtliche Exponate aus London, Honkong und Marseille, aber auch aus Köln, Münster und Herne.
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Doch zuvor hat Doreen Mölders die Gruppe ins Depot geführt. Hier darf nicht fotografiert werden, auch wenn die Regale noch relativ leer sind. „Es gibt ein Ordnungssystem, das festlegt, welches Objekt in welche Vitrine kommt“, erklärt Mölders. Alle Exponate haben eine Nummer. In einem Regal lagert das Pestbakterium zwischen „schwarze Ratte ausgestopft“ und „schwarze Ratte mumifiziert“. Den ausgestopften Hahn kann die Museumsleiterin gerade nicht finden. Nach mittelalterlichem Glauben sollte er die Pestbeulen mit dem After einziehen . . .
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Heiße Phase für die Ausstellungsgestalterin
Durch die Gänge geht es nun zum Treppenhaus, tapfer schlagen alle das Fahrstuhl-Angebot aus und kämpfen sich hoch in den dritten Stock, wo sich Stefanie Dowidat, die Ausstellungsgestalterin, für die Unordnung in ihrem Büro entschuldigt. „Alles, was wir tun, ist Ausdruck des Themas“, erklärt die Innenarchitektin und Museumswissenschaftlerin. Momentan sei man „in einer spannenden Phase. Da sind jeden Tag kleine Brände zu löschen.“ Was den Spaß an ihrem Beruf aber offensichtlich nicht beeinträchtigt: „Das ist schon Berufung für mich.“
Mit einem letzten „Oh“ endet der Rundgang auf der Terrasse der Museumsleiterin. Wenn sie aus ihrem Büro heraustritt, kann sie über Herne schauen. Nervös wirkt sie bei all dem Ausstellungsstress gar nicht. Sie ist sicher: „Wir schaffen es rechtzeitig.“