Herne. Im LWL-Museum in Herne gibt es die erste große Ausstellung über die Pest. So versorgen Rettungskräfte Patienten mit ansteckenden Krankheiten.

Von Seuchen und Schneewittchensärgen: Als erstes deutsches Museum präsentiert das Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eine große Ausstellung zum Thema Pest. Acht Monate lang werden über 300 Objekte aus Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte ausgestellt. Gab es den berühmten Pestdoktor mit Schnabel wirklich? Und welche Spuren hat die Pest in Westfalen hinterlassen? Diesen und weiteren Fragen geht die Schau vom 20. September bis zum 10. Mai 2020 nach. Zum Aufbau der Ausstellung rückte die Feuerwehr mit einem besonderen Fahrzeug an.

„Die Pest gab es nicht nur im Mittelalter“, erklärt Alexander Berner, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Den letzten Ausbruch der Seuche gab es in Europa im 18. Jahrhundert. Trotzdem kann der Erreger auch heute noch eine Bedrohung sein, denn „2017 gab es zum Beispiel Fälle in der Mongolei“, betont Berner.

Besondere Maßnahmen beim Verdacht auf ansteckende Krankheiten

Im Isolationsschutzzelt sind Patienten komplett von der Außenwelt abgeschottet.
Im Isolationsschutzzelt sind Patienten komplett von der Außenwelt abgeschottet. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Aus diesem Grund gibt es in Essen zwei spezielle Infektions-Rettungswagen und die Analytische Task Force NRW Biologie. Im Falle eines Verdachts einer hoch ansteckende Krankheit rückt die Feuerwehr Essen mit den besonderen Fahrzeugen und extra ausgebildeten Mitarbeitern aus. „Wenn wir angefordert werden, können wir innerhalb unseres Einsatzradius in drei Stunden vor Ort sein“, erklärt Jörg Spors, Hygienebeauftragter der Stadt Essen und Mitglied der Analytischen Task Force Biologie.

Ein Einsatz, bei dem beispielsweise ein Patient vom Flieger abgeholt und in eine Spezialklinik gebracht wird, könne bis zu 48 Stunden dauern. Von solchen Einsätzen gebe es im Jahr drei bis fünf. Einen Teil der Ausrüstung stellen Jörg Spors und seine Kollegen für die Sonderausstellung zur Verfügung. Unter den Leihgaben sind beispielsweise Seuchen-Schutzanzüge, die Ärzte und Rettungskräfte tragen und ein sogenannter Schneewittchensarg. Die Trage erinnert wegen der durchsichtigen Hülle an den gläsernen Sarg von Schneewittchen. „Für den Patienten ist das natürlich sehr abenteuerlich“, sagt Spors.

„Schneewittchensarg“ schützt vor Ansteckungen

In der Umhüllung ist eine kleine Schleuse eingebaut, durch die der Arzt Medikamente durchreichen kann. An den Seiten gibt es eingebaute Handschuhe, die direkt ins Innere der Umhüllung führen. „Man kann so nur sehr schwer an den Patienten arbeiten“, erklärt Jörg Spors. Eine Gebläsefilteranlage sorgt sowohl im Fahrzeug als auch unter der Kuppel der Trage dafür, dass keine Bakterien und Viren in die Umwelt gelangen. „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man von der Außenwelt abgeschlossen ist“, erzählt Spors. Deshalb gebe es im Inneren des Fahrzeuges einen Bildschirm, auf dem Bilder von der Fahrt übertragen werden.

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Die Analytische Task Force ist bei der Feuerwehr in Essen angesiedelt und kann so auf die Infektions-Rettungswagen der Feuerwehr zurückgreifen. Diese sind speziell für den Transport von infizierten Personen ausgestattet. „Unsere Aufgabe ist aber nicht nur der sichere Transport von Patienten, sondern auch Proben zu nehmen und den Erreger in erster Instanz zu identifizieren“, sagt Spors. Unter anderem gibt es auch einen Schnelltest zur Identifikation des Pesterregers, der auch in der Ausstellung zu sehen sein wird.

Besucher können Rettungswagen an bestimmten Terminen besichtigen

Vor Abschluss eines Einsatzes desinfiziert die Task Force den Wagen mit einem Spezialgerät, welches ebenfalls ausgestellt wird. Durch chemische Dämpfe können ganze Räume von Erregern befreit werden. Es soll mehrere Termine geben, an denen auch Museumsbesucher den speziellen Rettungswagen besichtigen dürfen.

Entdeckung des Erregers

Im Mittelalter dachten die Menschen, dass die Seuche durch das Ein- und Ausatmen übertragen wird. Erst im 19. Jahrhundert gelang es der Wissenschaft, das Bakterium als Ursprung der Pest zu entdecken.

2019 jährt sich die Entdeckung des Pesterregers zum 125. Mal.

Die Herner Sonderausstellung befasst sich von der Steinzeit bis in die Moderne ausführlich mit der Pest. „Die Pest hat eine lange Geschichte, die bis heute reicht“, sagt Dr. Stefan Leenen, Kurator der Ausstellung. „Umso spannender ist es, sich mit ihr auseinanderzusetzen und die Ergebnisse einem breiten Publikum zu präsentieren.“ Im Laufe der Ausstellungszeit soll es auch ein Herbstferienprogramm mit Vorträgen geben.