Herne. Weibliche Schiedsrichter sind Mangelware im Fußball. Doch die 39-jährige Marina Wozniak ist einer der Frauen, die sich auf dem Platz behaupten.

Mit viel Disziplin und Unterstützung der Familie kletterte sie von Jahr zu Jahr die Karriereleiter empor. 2004 wurde Marina Wozniak DFB-Schiedsrichterin mit der Gründung der zweiten Frauenbundesliga. Ein Jahr später stieg sie in die Bundesliga auf. „Ab diesem Zeitpunkt ging mein Weg steil bergauf, im Frauen- wie im Männerfußball“, sagt Wozniak.

Ihr Highlight: 2008 wurde sie FIFA-Schiedsrichterassistentin, stand bis 2015 auf der FIFA-Liste und war in einem Team mit Bibiana Steinhaus, der ersten Schiedsrichterin im Profi-Fußball. „In dieser Zeit habe ich viel gelernt, wir sind viel gereist, waren dreimal bei einer U20-WM und haben das WM-Finale der Frauen 2011 betreut.“ Und auch beim Finale des Olympischen Fußballturniers der Frauen 2012 kam sie als Assistentin zum Einsatz. „Es fällt mir schwer, ein bestimmtes Spiel herauszuheben, weil alles auf seine Art schön war.“ Die Final-Spiele seien aber ein besonders Dankeschön, für das, was sie sich in all den Jahren erarbeitet habe.

Schiedsrichter-Karriere im Mai beendet

Ihre Karriere als Schiedsrichterin in der Bundesliga hat Marina Wozniak bereits im Mai beendet. Eine bewusste Entscheidung. „Ich möchte wieder mehr Zeit für meine Familie haben, denn die kam in den vergangen Jahren definitiv zu kurz“, erklärte die Mutter eines 16-jährigen Sohnes. Fußballspielen wird sie aber weiterhin: „Das brauche ich als Ausgleich.“ Bislang war sie fünf Tage die Woche für den Fußball unterwegs: vier Tage Training und einmal die Woche auf dem Feld als Schiedsrichterin. Vor- und Nachbereitung des Spiels kämen hinzu. „Auf Lehrgängen bekommen wir zum Beispiel Videomaterial von unseren Spielen gezeigt und analysieren unsere Aktionen. Bei jedem DFB-Spiel gibt es zudem einen Beobachter, der nach dem Spiel mit uns das Spiel aufbereitet.“

Die Schiedsrichterin Marina Wozniak pfiff ihr letztes Spiel: die Alten Herren des VfL Börnig gegen die Traditionself des VfL Bochum.
Die Schiedsrichterin Marina Wozniak pfiff ihr letztes Spiel: die Alten Herren des VfL Börnig gegen die Traditionself des VfL Bochum. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Mehr als ein intensives Hobby sei die „Schiedsrichterei“ jedoch nicht, denn seinen Lebensunterhalt könne man damit nicht verdienen. Reise- und Übernachtungskosten bekommt man natürlich erstattet, aber die Spesen sind halt im Amateurbereich nicht besonders hoch. Des Geldes wegen pfeife keiner: „Aber mir macht es einfach Spaß und durch meine Brüder war ich schon immer sportverrückt.“

Mit 14 macht sie ihren Trainerschein

Bereits mit drei Jahren kickte sie beim VfB Börnig in einer gemischten Mannschaft: „Weil ich schon damals sehr leidenschaftlich Fußball gespielt habe, haben mich die Jungs schnell akzeptiert.“ Zum Pfeifen von Fußballspielen sei sie eigentlich nur zufällig gekommen. Mit 14 Jahren machte Wozniak dann ihren Trainerschein und dazu gehörte auch der Schiedsrichterschein. Es folgten Anfragen, ob sie nicht mal ein paar Spiele leiten möchte. „Damals habe in der Mädchenmannschaft der DJK Falkenhorst Herne Fußball gespielt.“ Schnell gewann sie Gefallen am Schiedsrichterdasein: „Denn Ungerechtigkeit konnte ich noch nie ertragen.“ Auf dem Weg zur Schiedsrichterin sei sie stark unterstützt worden, wofür sie bis heute dankbar sei.

Mein Rat

1. Meine Stärke ist … auch in hektischen Situationen Ruhe zu bewahren.

2. Nur ungern beschäftige ich mich mit … Politik.

3. Frauen, die Schiedsrichterin werden wollen, rate ich … sich nicht von ihrem Weg abbringen zu lassen.

Ab dem Jahr 2000 pfiff Marina Wozniak dann schließlich für den SV Sodingen 1912. Als Schiedsrichterin habe sie stets ihr Bestes gegeben und versucht, aus ihren Fehlern zu lernen. Während der Spiele versuche sie stets im Hintergrund zu bleiben: „Ich glaube, dass ein Schiedsrichter nicht auffallen sollte. Dann hat er alles richtig gemacht.“ Kam ihr als Frau je eine besondere Rolle zu? „Bevorzugt wurde ich als Frau nicht“, sagt die 39-Jährige. Zu Beginn habe sie sich durchsetzen müssen. „Am Anfang haben die Spieler der Mannschaften mich schon getestet und geschaut, was man mit einer Frau machen kann und was nicht.“ Über die Jahre habe sich dann eine gegenseitige Akzeptanz entwickelt. Trotzdem komme es vor, dass sie auf dem Feld angeschrien werde, „meist aus der Emotionalität des Spiels heraus“, so Marina Wozniak. Ruhig bleiben sei dann die beste Strategie. Ernsthaft bedroht wurde sie glücklicherweise nie.

Weibliche Vorbilder sind wichtig

Der weibliche Nachwuchs sei im Kommen: „Darüber bin ich sehr glücklich. Gerne gebe ich mein Erfahrungswissen weiter, wenn mich jemand anspricht.“ Es sei wichtig, dass es weibliche Vorbilder gebe, die zeigen, dass man es als Frau in dieser Männerdomäne schaffen kann.