Herne. Verreisen ohne Koffer und abends noch zuhause schlafen? Wie das Herner Caritasprojekt „Urlaub ohne Koffer“ dies für 25 Senioren möglich macht.
Nur weil man nicht mehr selber in den Urlaub fahren kann, heißt das nicht, das man gar keine Ferien mehr machen kann. Das Projekt „Urlaub ohne Koffer - Ferien vom Alltag für ältere Menschen“ der Caritas macht es möglich, dass Menschen in Herne urlauben können. Für eine Woche finden Menschen, die ansonsten alleine sind, im Gemeindezentrum St. Marien in Baukau, Gesellschaft, Gespräche und jede Menge Abwechslung. Das Motto lautet dieses Mal „Schiff ahoi.“
„Das Angebot richtet sich an Senioren, die alleine zu Hause leben und die nicht mehr alleine vereisen können“, erklärt Mechthild Greifenberg vom Caritasverband Herne. Bereits zum fünften Mal dient das Gemeindezentrum St. Marien als Naherholungsgebiet mit Ess-, Ruhe- und Gemeinschaftsraum. „Die Menschen sind jedes Mal begeistert“, sagt Rita Serafin, eine von zwölf Ehrenamtlichen, die das Projekt begleiten und unterstützen. So ist eine Dame bereits zum fünften Mal dabei, für drei Ehepaare ist es dafür das erste Mal. „Die Männer sind anfangs immer etwas zurückhaltend“, verrät die Ehrenamtliche Doris Hoffmann. „Aber das legt sich schnell.“
Gemeinsam essen und ins Gespräch kommen
Abgeholt werden die Teilnehmer im Alter von 68 bis 96 Jahren morgens mit einem Großraumtaxi. Um 9 Uhr frühstücken sie gemeinsam, dann gibt es verschiedene Programmpunkte. „Es ist nichts verpflichtend“, betont die Ehrenamtlerin Ruth vom Bruch. „Wer möchte, kann sich jederzeit zurückziehen.“
Den meisten schmecke das Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen in der Gemeinschaft aber viel besser, als alleine zu Hause. „Wer möchte, bekommt abends ein Lunchpaket mit nach Hause“, erklärt Mechthild Greifenberg. Denn geschlafen wird im eigenen Bett. Die Mahlzeiten kochen die ehrenamtlichen täglich selber, der Kuchen kommt aus einer anderen Kirchengemeinde und wird natürlich auch selbst gebacken.
25 Senioren nehmen teil
25 Senioren können an dem Projekt „Urlaub ohne Koffer“ teilnehmen.
Die Kosten für die Woche betragen 60 Euro plus 25 Euro für das Taxi. Wer sich den Beitrag nicht leisten kann, kann Unterstützung aus der Gemeinde erhalten.
Mechthild Greifenberg führt mit potenziellen Teilnehmern vorab ein Gespräch im Caritasbüro oder bei den Menschen Zuhause.
„Das Schöne ist, dass sich hier Menschen wiederfinden, die sich Jahrzehnte nicht mehr gesehen haben“, sagt Rita Serafin. Manche lernen sich auch neu kennen, tauschen Nummern aus, um in Kontakt zu bleiben. Außerdem tue es ihnen gut, Ansprechpartner zu haben. „So erfahren wir teilweise auch von problematischen Lebenslagen und können Hilfe anbieten“, sagt Mechthild Greifenberg. Die Stimmung sei insgesamt sehr gut und die Aktivitäten würden gut angenommen. Singen und Spielen - „Rummy Cup“ ist sehr beliebt - sorgten für vergnügliche Stunden. Für den letzten Tag ist ein gemeinsamer Gottesdienst sowie ein Sektempfang mit Oberbürgermeister Frank Dudda geplant.
Aktivitäten sorgen für viel Spaß
„Das bewegte Gedächtnistraining kam besonders gut an“, sagt Mechthild Greifenberg. Mit Musik mussten alle bestimmte Bewegungen koordinieren und mitsprechen. „Das hat für viel Erheiterung gesorgt, weil sich alle immer wieder vertan haben.“ Vor allem die älteste Teilnehmerin, die 96-jährige Charlotte Stachowitz, sei aus dem Lachen gar nicht mehr rausgekommen.
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Durch Zufall hat das Team von „Urlaub ohne Koffer“ diesmal auch einen Drehorgelspieler gewinnen können. Er kam nach der Mittagsruhe und schlug vor, zum Wecken das Lied „Alte Kameraden“ zu spielen. „Die Leute waren sofort hellwach und begeistert“, sagt Ruth vom Bruch. „Für viele ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, weil sie später noch selber Drehorgel spielen durften.“
„Alterspräsidentin“ Charlotte Stachowitz und Christine Welke (84) sind sich einig, dass es ihnen wunderbar gefällt. Beide sind zum ersten Mal dabei. „Es ist großartig, wie sehr sich alle um uns bemühen“, sagt Christine Welke. „Das muss man anerkennen“, pflichtet ihr Charlotte Stachowitz bei. Sie hätte schon eher teilgenommen, habe sich aber um ihre kranke Schwester kümmern müssen. „Ich mache alles mit, das hält mich fit. Im nächsten Jahr möchte ich gerne wiederkommen.“