Herne. Einmal Meerjungfrau sein - für die Hernerin Christina Gwiasda kein Traum. Sie taucht im Sealife Oberhausen ab - zwischen Haien, Muräne und Co.
„Mama! Guck mal, Arielle!“ ruft das kleine Mädchen ganz aufgeregt und deutet auf die Meerjungfrau, die im Ocean Becken neben dem Schiffswrack auftaucht. Nicht nur Kinder sind fasziniert, auch die Erwachsenen bleiben stehen und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, sobald sie Christina Gwiasda unter Wasser entdecken. Für die 19-jährige Hernerin ist es das zweite Mal, dass sie im Sealife Oberhausen zum Mermaid-Schwimmen eingeladen ist.
Wie so oft im Leben, brachte ein Zufall Christina ins Sealife. „Ich bin bei Facebook in der Gruppe Meerjungfrauen Deutschland“, erklärt sie. Dort habe eine Freundin sie gefragt, ob sie nicht bei dem Event „Mythen der Meere“ im Sealife als Mermaid schwimmen wolle – es wurde eine zweite gesucht. So stiegen die beiden im Oktober 2018 das erste Mal zu Ammen- und Zebrahaien, Weißspitz- und Schwarzspitzriffhaien, dem 1,50 Meter großen Riesenzackenbarsch und vielen weiteren Fischen ins Becken. „Es kam bei den Gästen super an, vor allem bei den Kindern“, erinnert sich Tristan Hiersekorn, Marketing Assistant des Sealife Oberhausen.
Taucher passt auf, dass alles glatt geht
Auch beim zweiten Tauchgang – schließlich müssen die jungen Frauen sechs Meter tief tauchen – ist die Begeisterung groß. Besonders neugierig ist der mit 2,50 Meter recht stattliche Rundkopfgeigenrochen, der von den Mitarbeitern liebevoll Rhina genannt wird. Er dreht seine Runden durch das Becken und schwimmt dabei immer wieder ganz dicht an den Mermaids vorbei. Zum Glück ist er völlig harmlos. Aufpassen müssen die Beiden bei der Muräne, sie hat sehr spitze Zähne, und der grünen Meeresschildkröte, die sehr neugierig ist und gerne mal beißt. Ein Taucher begleitet die Mermaids und achtet darauf, dass nichts passiert.
„Ich habe eine Meerjungfrau aus den USA gesehen und wollte so eine Flosse haben“, erklärt die 19-Jährige ihre ungewöhnliche Leidenschaft. Da die Flossen sehr teuer seien, beschloss sie selber eine zu bauen. Bis die erste aus Baumarktsilikon fertig war, hat sie viel getüftelt. Mittlerweile hat sie den Dreh raus. Gebaut hat Christina sie aus Dragonskin-Silikon – einem Profimaterial, das in Filmen für Masken verwendet wird. Der Bau dauere rund zwei Monate, von der Positivform aus Ton, der Negativform aus Glasfaser und Kunstharz bis zur finalen Silikonform, bei der sie auch noch jede Schuppe einzeln formt. Zum Schluss trägt sie die Farbe mit Airbrush auf. Der Aufwand hat sich gelohnt, unter Wasser schimmert die Flosse in allen möglichen Farben und sieht sehr lebensecht aus.
Mermaids sehen unter Wasser kaum etwas
Beim ersten Schwimmen war ich schon ziemlich aufgeregt, vor allem wegen der Haie“, gibt Christina zu. „Aber die sind eigentlich sehr schreckhaft und kommen erst nach einer Weile näher.“ Die Nähe zu den Tieren ist unter Wasser nicht so bewusst: „Ehrlich gesagt, sehe ich so gut wie gar nichts“, erklärt Christina. Im Tunnel könne sie die Lichter erkennen, die Personen sieht sie nicht. „Das ist immer eine große Überraschung, wenn ich hinterher auf den Videos sehe, wie es gewirkt hat.“
Dafür dass sie kaum was sieht, findet Christina aber bei jedem Abtauchen zielsicher ihren Weg an die Scheibe zu den Besuchern. Dort winkt sie, schmeißt wässrige Handküsse. Für die Besucher ein alles andere als normaler Besuch im Aquarium.