Herne. Die Herner SPD-Ratsfraktion hat sich vor Ort über die Brache Blumenthal und das Kohlekraftwerk Shamrock informiert und erhielt neue Erkenntnisse.

Die SPD-Ratsfraktion hat sich ja bekanntlich schon vor einiger Zeit festgelegt: Sie möchte, ebenso wie die Stadt und die CDU, auf dem Gelände des ehemaligen Zechenstandorts General Blumenthal sowie dem - fast - stillgelegten Kohlekraftwerk Shamrock Gewerbe ansiedeln. Allerdings ist es nie gut, über Dinge zu reden - und zu entscheiden -, wenn man sie gar nicht selbst gesehen hat. Deshalb unternahm die Fraktion am Freitagmittag eine kleine Exkursion vor Ort.

Fraktions-Chef Udo Sobieski wies darauf hin, dass man versuchen werde, die Themen Gewerbe und Ökologie miteinander zu verbinden. Blumenthal sei in der Stadt die letzte große Fläche, auf der Gewerbe angesiedelt werden könne, „und Herne kann auf die Gewerbesteuereinnahmen nicht verzichten“, so Sobieski. Er nannt die Zahl von rund 1000 Arbeitsplätzen, die entstehen könnten, eine erste Machbarkeitsstudie ist im Planungsausschuss vorgestellt worden. Allerdings sollen Teile der Fläche auch Naherholungscharakter bekommen.

Viele Fundamente unter der Oberfläche

Noch reichlich Platz für Ansiedlungen hat die Brache in Wanne-Eickel.
Noch reichlich Platz für Ansiedlungen hat die Brache in Wanne-Eickel. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Die Bürgerinitiative Stadtwald wirbt seit einiger Zeit mit großem Engagement für die Schaffung eines Waldes, doch die Fraktion erfuhr am Freitag von Oliver Dresen, Bereichsleiter für die Flächenentwicklung beim Flächeneigentümer RAG Montan Immobilien, dass die Voraussetzungen dafür kompliziert seien. Der Grund: Nur einen halben Meter unter der Oberfläche befänden sich noch zahlreiche Fundamente von früheren Gebäuden. Um Bäume anzupflanzen, müssten sie beseitigt werden, was mit hohen Kosten verbunden sei. SPD und Bürgerinitiative hatten vor mehreren Wochen ihre Positionen ausgetauscht.

Manuela Lukas, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, macht die Rechnung auf, dass es für die Bürger mit der Entwicklung von Blumenthal einen Zugewinn an zugänglichem Grün gebe. Bislang ist das Gelände für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, was jedoch nach Auskunft von RAGMI-Sprecher regelmäßig missachtet werde. Außerdem gebe es ein Problem mit illegaler Müllentsorgung.

Bei Shamrock kreuzen sich vier Fernwärmenetze

Was die Ratsvertreter beim Ortstermin ebenfalls erfuhren: Von der rund 25,4 Hektar Fläche - die nach dem Verkauf eines Teilstücks an Stadler noch übrig sind, stehen 14 Hektar für Gewerbe zur Verfügung. So gibt es drei Schachtschutzbereiche sowie eine Reservefläche für die Grubenwasserhaltung. Das Landschaftsbauwerk, das bereits eine gute Sicht bietet, wird noch höher wachsen. Es soll später begehbar werden. Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs ergänzte, dass bei der Entwicklung die „Grünkulisse“ für die Anwohner - zum Beispiel an der Bielefelder Straße - erhalten bleibe, auch das

Keine Unterstützung für Stadtwald-Idee

Für die Idee eines Stadtwalds gibt es außerhalb der Bürgerinitiative bislang keine Unterstützung.

Neben Stadtverwaltung sowie SPD und CDU lehnt auch RAG Montan Immobilien die Schaffung eines Waldes ab. Dies sei keine wirtschaftliche Lösung, hatte Oliver Dresen im Gespräch mit der WAZ betont. RAGMI verfolge das Ziel, Blumenthal herzurichten, zu erschließen und zu vermarkten. Und dazu gehöre auch die Ansiedlung von Gewerbe.

Grünen-Fraktions-Chef Thomas Reinke hatte im WAZ-Interview die Stadtwald-Idee unterstützt, aber auch gesagt: „Ob dies auf dem gesamten Areal geschehen soll, darüber müsste man reden.“ Auch Prof. Volker Eichener sagte beim Grünen-Empfang vor wenigen Wochen, dass ihm eine Symbiose von „Ökologie und Wirtschaft“ vorschwebe.

Wäldchen Böckenbusch werde nicht angeknabbert.

Kompliziert wird der Umgang mit dem Kohlekraftwerk Shamrock. Das ist zwar abgeschaltet, doch genau dort kreuzen sich vier Fernwärmenetze, über die Tausende Menschen bis zum Beispiel nach Bochum Querenburg versorgt werden. Diese Rohre zu verlegen, sei aufwändig, sagte ein Vertreter des Kraftwerksbesitzers Uniper. Hinzu komme. Das Heizwerk an der Sennestraße sei regelmäßig in Betrieb, doch der Heizöltank dafür befinde sich auf der anderen Seite des Grundstücks. Deshalb könnten die Gebäude, die nicht mehr gebraucht werden, einfach abgerissen werden.