Herne. Reiner Jorczik verlässt nach 15 Jahren als Schulleiter die Realschule Crange. Er hat sich besonders für Sport und Bewegung stark gemacht.
Als Reiner Jorczik vor 15 Jahren als Schulleiter an die Realschule Crange kam, hatte er eine Vision. „Ich habe diese Aula gesehen und gesagt: Hier soll was geschehen“, erinnert sich der 64-Jährige. Und genau das ist ihm gelungen. Nun geht er in Rente, aber sein Vermächtnis wird in der Schule und im Stadtteil sichtbar bleiben.
„Wir wollen mit Kultur punkten“, sagt er. Wer auf der Bühne tanzt, sei ein freier, ein demokratischer Mensch. Kultur als Basis für Lernerfolg – dieses Konzept verfolgt Reiner Jorczik, selbst Kunst- und Sport-Lehrer, vom ersten Tag an.
„Wir setzen Kreativität und Kultur in den Mittelpunkt“, sagt er. „Wir wollen Kinder erziehen – und wie kann man das besser als mit Theater?“ Dieser Ansatz überzeugte auch eine Jury, die die Realschule Crange Anfang des Jahres zur Talentschule ernannte. „Das war sicher der absolute Höhepunkt m
einer Zeit hier.“ Nächtelang habe er mit zwei Kollegen an der Bewerbung formuliert und gefeilt.
Reiner Jorczik hat als Schulleiter der Realschule Crange das Kulturprofil gestärkt
Das Kulturprofil so auszuarbeiten sei ein steiniger Weg gewesen und habe wirklich 15 Jahre gedauert. 15 Jahre, in denen er viel Überzeugungsarbeit leisten muss - bei Eltern aber auch Kollegen. Zunächst führt er obligatorischen Flötenunterricht in allen Eingangsklassen ein, startet Projekte wie „Musik macht klug“ und „Bewegung macht klug“.
Dank des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen NRW“ kann die Realschule seit dem Schuljahr 2011/12 weitere Kulturaktionen und Kooperationen entwickeln. So erarbeiten Schüler verschiedene Themen etwa bei Tanz- und Theateraufführungen. 2015 findet das erste Schultheaterfestival in Kooperation mit dem Theater Kohlenpott statt, das seitdem jährlich durchgeführt wird. „Zuletzt hatten wir mit sieben teilnehmenden Schulen eine Rekordbeteiligung“, sagt Jorczik nicht ohne Stolz.
Die Bedingungen an Schulen hätten sich in all den Jahren sehr verändert, sagt Jorczik. Ein zentraler Faktor sei dabei der aktuelle Personalmangel. Ein Beispiel: die Inklusion. Als eine von vier Schulen startet der Schulleiter 2012 an seiner Einrichtung mit dem Gemeinsamen Lernen. Doch mittlerweile muss er feststellen: „Es fehlt an allen Ecken und Enden in der Betreuung.“ Vor allem bei den Älteren. Auf knapp 50 Kinder in der Inklusion kämen nur knapp zwei Sonderpädagogen.
Aber auch mit der Umsetzung des gebundenen Ganztags, den es seit 2009 auf Crange gibt, zeigt er sich nicht ganz zufrieden. „In eine Ganztagsschule müsste viel mehr Geld, viel mehr Förderung rein“, sagt der 64-Jährige, der sich in all den Jahren nicht duzen ließ, „um eine gewisse Distanz zu halten“. Es müsse Zeit da sein, sich mit Kindern zu unterhalten.
Leistungsniveau der Realschulen müsse gehalten werden
Die bliebe noch weniger, wenn Paragraf 132c des Schulgesetzes ziehen würde und künftig auch Schüler an der Realschule zu einem Hauptschulabschluss geführt werden sollten. „Ich denke, das wird nicht zu verhindern sein“, sagt er mit Bedauern. Wichtig für den Erhalt der Realschule sei aber, das Bildungsniveau zu halten und auf die Stärken zu setzen. Dann sehe er für diese Schulform auch eine Zukunft.
Die wird es allerdings ohne Jorczik geben müssen. Offiziell steht noch nicht fest, wer an der Realschule Crange seine Nachfolge antritt. Er hoffe aber auf die derzeitige Konrektorin Wiltraud Zimmermann. Sie und die anderen Kollegen würden seinen Weg weitergehen und daran arbeiten, die Talentschule weiterhin mit kulturellem Leben zu füllen.