Herne. Hernes OB Frank Dudda kritisiert Respektlosigkeit in der Gesellschaft. Er fürchtet Radikalisierung und Gewalt. Drohbriefe erhalte er bereits.

Der Oberbürgermeister schlägt Alarm: Frank Dudda beklagt eine steigende Respektlosigkeit in der Gesellschaft, die vor keinem mehr Halt mache. Auch Mitarbeiter der Stadt, sagt er im Interview mit der WAZ, würden systematisch beschimpft, er selbst erhalte regelmäßig Drohbriefe. Der OB fürchtet, dass die Beleidigungen zur einer Radikalisierung und am Ende auch zu Gewalt führen. „Diese Entwicklung müssen wir stoppen“, fordert der Oberbürgermeister.

Übergriffe im Ton sind „inakzeptabel“

Das Fass zum Überlaufen brachte bei Dudda die erste Fridays for Future-Veranstaltung vor 14 Tagen in Herne-Mitte. Der OB, der bei der Klima-Demo vor dem Rathaus sprach, wurde dabei mehrfach gestört. „Das war die typische Respektlosigkeit, die wir seit Monaten immer stärker erleben“, sagt er.

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An den Rändern der Gesellschaft hätten die Menschen etwa gegenüber den Mitarbeitern der Stadtverwaltung jeden Respekt verloren. So gebe es fast jeden Tag von Bürgern „Übergriffe im Ton“. Dudda nennt das inakzeptabel – auch, dass die Beleidigungen und das neue gesellschaftliche Klima zum Standard würden.

Auch er selbst erhalte regelmäßig Drohbriefe, zuletzt von einem Reichsbürger. Drohungen wie diese bringe die Stadt konsequent zur Anzeige. In diesem Zusammenhang fordert der Oberbürgermeister „eine intensivere Unterstützung durch die Strafverfolgungsbehörden“. Dudda warnt: „Es gibt ein schleichendes Potenzial an Menschen, die Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung schürt. Dem muss man von Anfang an begegnen. Und der Anfang ist schon vorbei.“

Vertrauen in die Zivilgesellschaft

Dem Oberbürgermeister geht es darum, auf die Besorgnis erregende Entwicklung aufmerksam zu machen, die Bürger wachzurütteln und nach Unterstützung zu rufen, sagt er beim Besuch in der WAZ-Redaktion. Im Rat hatte er zuvor nach der Klima-Demo eine kurze persönliche Erklärung abgegeben und dabei seine Sorge über das politische Klima erklärt. Dafür hatte er lang anhaltenden Beifall aus allen Reihen bekommen.

Oberbürgermeister Dudda (SPD) sieht aber nicht schwarz. Er vertraue der Zivilgesellschaft in Herne, dass man diese Entwicklung stoppen könne. „Wir lassen da nicht nach“, verspricht er.