Herne. Vor einem Jahr hat das IT-Unternehmen rku.it das Innolab gegründet. Erste Produkte sind entwickelt, die Zwischenbilanz ist positiv.
Das IT-Unternehmen rku.it in Baukau ist so etwas wie ein stiller Riese in Herne. Der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, gehören über 130 Unternehmen aus der Energiewirtschaft, dem Personennahverkehr und städtischen Verwaltungen zu seinen Kunden. Ein solides Kerngeschäft, das aber auch einen Nachteil mit sich bringt: In diesen Branchen spielt Sicherheit eine große Rolle, doch dieser Faktor kostet bei Neuentwicklungen Zeit. Um mehr Geschwindigkeit zu entwickeln, gibt es seit ziemlich genau einem Jahr das Innolab. Die WAZ hat es besucht.
In den beiden Räumen sieht es in etwa so aus, wie man sich ein Start-up vorstellt. Die Möbel sind nicht aus dem Designkatalog, sondern von Ikea – und selbst zusammengebaut, wie Falko Eßer (Kompetenzleiter Digitalisierung und Innovationen) und Florian Klasen (Innovationsmanager) im Gespräch mit der WAZ erzählen. Eine Ecke mit grünen Sitzsäcken dient als sogenannter „Brainroom“, die großen Tafeln und XXL-Blöcke an den Wänden sind vollgekritzelt.
Dass das Labor schon im ersten Jahr konkrete Anwendungen hervorgebracht hat, erläutern Eßer und Klasen anhand von zwei Beispielen.
Inside-Kongress
Das Innolab veranstaltet gemeinsam mit dem Mutterunternehmen rku.it am 7. November im LWL-Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen den Inside-Kongress. Das Motto lautet Change.
Dabei geht es unter anderem um die Themen Energiewende, Elektromobilität, Smart Living oder zukünftige Arbeitsplätze.
Zu den Gästen zählen unter unter anderem Jürgen Resch (Deutsche Umwelthilfe), Professor Manfred Fischedick, Vizepräsident Wuppertal-Institut, oder Metin Tolan, Physik-Professor TU Dortmund.
Stromkunden kennen das: Einmal im Jahr wird der Zählerstand abgelesen. Früher kam der Ableser noch ins Haus, inzwischen kann man den Verbrauch auch per E-Mail mitteilen. Das Innolab hat eine Möglichkeit entwickelt, mit der Kunden ihren Zählerstand mit ihrem Smartphone fotografieren und sofort per App, die die meisten Smartphonenutzer sowieso auf ihrem Handy haben (z.B. Whatsapp oder Facebook), weiterleiten können. Auch Störungen oder Schäden könnten die Kunden so melden. Mit dieser Art der digitalen Kommunikation könnten Warteschleifen in Service-Hotlines vermieden werden, auch gebe es kein Hin und Her zwischen Servicemitarbeiter und Kunden. Bislang sei dieses Angebot im Bereich der Energiewirtschaft einmalig.
Unternehmen ist schon profitabel
Die andere Neuentwicklung ist ein sogenannter Wasserwächter. Den Impuls zur Entwicklung gab die Rechnung eines Kunden. Wasser für rund 200.000 Euro soll er verbraucht haben. Des Rätsels Lösung: eine Leckage in der Leitung. Der Wasserwächter zeigt nun ungewöhnliche Veränderungen im Verbrauch an, so dass der entsprechende Wasserversorger schnell reagieren kann.
Die Anstöße für Neuentwicklungen kommen unter anderem von den Gesellschaftern, zu denen zahlreiche Stadtwerke gehören, aber auch HCR oder Bogestra. Die Stärke des Innolab liege darin, dass man schnell Prototypen in einer abgespeckten Version entwickeln könne, die dann in Abstimmung mit den Kunden ausgebaut werde. Je nach Anforderung stellt das Innolab die Entwicklungsteams neu zusammen.
Neben Neuentwicklungen bieten die sechs Mitarbeiter auch Schulungen und Beratungen zu den aktuellen Themen der Digitalisierung an, auch das Thema Smart City, das in Herne eine immer größere Rolle spielt, werde bedient.
Die einjährige Orientierungsphase ist beendet. Eßer und Klasen ziehen ein positives Fazit. Der Grund: Man spiele kein Innovationstheater, das nur Kosten verursache, die Innovationen rechneten sich bereits. Beim Start seien die Gesellschafter etwas skeptisch gewesen, inzwischen werde der Nutzen des Innolabs anerkannt.