Herne. . Die Herner Stadtwerke beginnen mit dem Einbau von schlauen Stromzählern. Damit lässt sich der Verbrauch genauer beobachten. Was man wissen muss.

„Wir kommen zur Zählerablesung.“ Diese Ankündigung der Stadtwerke wird in einigen Jahren wohl der Vergangenheit angehören. Der Grund: Der Herner Energieversorger hat damit begonnen, in Herner Privathaushalten, aber auch in Betrieben Smart Meter - intelligente Stromzähler - einzubauen. Die Stadtwerke setzen damit eine gesetzliche Vorgabe um. Das sollten Verbraucher über die neue Technik wissen.

Einer der Gründe für die Umrüstung ist die stark veränderte Energiewelt. Früher war die Stromerzeugung eine Art Einbahnstraße. Von den Kraftwerken wurde der Strom über Leitungen bis in die einzelnen Haushalte verteilt. Doch seit einigen Jahren gibt es „Gegenverkehr“, etwa durch Besitzer von Photovoltaikanlagen, die Strom ins Netz einspeisen. Doch mit Wind und Sonne wird es immer schwieriger, die Produktion zu planen und auf den Verbrauch abzustimmen. Mit den schlauen Zählern soll dies besser möglich sein.

Die Zähler werden deshalb als intelligent bezeichnet, weil der Verbraucher sich den eigenen Verbrauch in verschiedenen Intervallen anzeigen lassen kann - von den Tages- und Wochenwerten bis zu den Monats- und Jahreszahlen. In einem weiteren Schritt funktioniert es sogar in einem 15-Minuten-Takt. Das ist beim herkömmlichen Ferrariszähler nicht möglich, dort kann man nur eine Scheibe sehen, die sich mehr oder weniger schnell dreht. Mit den neuen Zählern, die die Daten automatisch an die Stadtwerke übermitteln, können Kunden sehen, zu welchen Zeiten sie viel oder wenig Strom verbrauchen und ihr Verhalten - falls nötig und möglich - entsprechend umstellen, um so Energie zu sparen.

Ferrariszähler werden in einigen Jahren ausgedient haben.
Ferrariszähler werden in einigen Jahren ausgedient haben.

Die Stadtwerke haben 2009 ein Pilotprojekt mit schlauen Zählern gestartet. Auf Grund der langen Übergangsfrist bauen die Stadtwerke den neuen Zähler ein, wenn der alte Ferraris-Zähler sowieso ausgetauscht werden muss. „Wir schreiben die Stromkunden rechtzeitig an, wenn der Wechsel ansteht“, so Sven Jankowski, der bei den Stadtwerken für den Austausch verantwortlich ist. In den kommenden drei Jahren sollen zehn Prozent der alten Geräte ersetzt werden. Übrigens: Es spielt keine Rolle, bei wem man Kunde ist, die Stadtwerke als Betreiber des Stromnetzes mit fast 100 000 Zählern sind verantwortlich für den Austausch. Die Umrüstung selbst koste die Verbraucher nichts, so Jankowski. Die neuen Geräte werden allerdings zuerst bei Kunden eingebaut, die mehr als 10 000 Kilowattstunden im Jahr benötigen. Ab 2019 geht es mit Kunden weiter, die mehr als 6000 Kilowattstunden verbrauchen.

Die neuen Zähler könnten in späteren Jahren Teil der sogenannten Smart-Home-Technologie sein, bei der die gesamte Haustechnik über ein Smartphone gesteuert werden kann. Die sei aber Zukunftsmusik, so Jankowski. Und es werde wohl langfristig auf Grund der exakten Auswertungen zeitlich gestaffelte und individuelle Tarife geben.

Vor dem Hintergrund von Hackerangriffen auf verschiedene Einrichtungen und Organisationen spielt Datenschutz eine große Rolle. Das Bundesamt Sicherheit in der Informationstechnik mache hohe Auflagen, so Jankowski.

>> DIGITALISIERUNG DER ENERGIEWENDE

Grundlage für die Ausstattung von Haushalten und Firmen mit den intelligenten Stromzählern ist das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende, das die Bundesregierung 2016 beschlossen hat.

Das Gesetz sagt, dass Energieversorger innerhalb der nächsten 15 Jahre sämtliche Stromzähler austauschen müssen. Die alten Ferraris-Zähler werden also gar nicht mehr eingebaut.