Herne. Der Stadtverband der Gartenfreunde hat beim KGV Am Stichkanal Hochbeete angelegt, auf denen junge, alte und beeinträchtigte Menschen gärtnern.
Die selbst gezogenen Radieschen schmecken besonders intensiv, das weiß auch Violina aus der dritten Klasse der Grundschule an der Forellstraße. Ein Samenkörnchen ins neue Hochbeet der Kleingartenanlage „Im Stichkanal“, und ein paar Wochen später landet die rote Kugel schon im Körbchen. Dass dies möglich ist, dafür sorgte der Stadtverband der Gartenfreunde mit einem einzigartigen Projekt: dem Generationengarten, der am Mittwoch im Beisein von Repräsentanten aus der lokalen Politik in Horsthausen eröffnet wurde.
Das Besondere an diesem Generationengarten: „Jung und Alt, Fußgänger und Rollstuhlfahrer, Lernende und Vergessende können hier am selben Projekt mitwirken“, heißt es in einem Flyer der Gartenfreunde, die mächtig stolz auf ihre neuen Hochbeete sind, auf der alle relativ problemlos gärtnern können. Auf gleicher Ebene, sozusagen. Die Idee stammt von Roberto Gentilini, oder, um im Bild zu bleiben, sie ist auf seinem Mist gewachsen. Der SPD-Ratsherr ist kommissarischer Leiter des Seniorcampus Herne. Er kam mit seinem Hündchen auf dem Arm, fütterte aber nur sich mit Mettbrötchen, die nach der Einweihungszeremonie in der Kleingartenanlage serviert wurden.„Wir wollen mit diesem Projekt unser Image aufpolieren“, sagte die Vorsitzende des Stadtverbandes der Kleingartenfreunde, Kornelia Matzat-Filler. Fachberater Uli Gartmann hatte zuvor das Projekt skizziert und deutlich gemacht, dass Kleingärtner durchaus eine ökologische Sichtweise haben: „Wir wollen das, was im Boden kaputt gemacht wurde, regenerieren.“ Ökologisches Gärtnern ohne Gift sei deshalb unabdingbar. Darüber hinaus hat der Verein Am Stichkanal zwei eigene Lauben auf dem Dach begrünt, ein Gebäude auch mit einer Solaranlage versehen.
Barrierefrei
Der Garten selbst ist barrierefrei. Ebene, 150 Meter breite Wege ermöglichen Rollstuhl- und Rollatorfahrern auch das Wenden. Ein Rundweg ohne Sackgassen erspart Demenzkranken unnötige Ängste. Niedrige Hochbeete ermöglichen Kleinen das Gärtnern im Stehen und Großen im Sitzen. Auf Bänken an Tischen zusehen, Kaffee trinken „und die schöne Atmosphäre genießen“, laden die Kleingärtner alle Bürger zum Verweilen ein.
Es gibt viel zu lernen
Beteiligt an dem Gemüseprojekt sind neben den Kleingärtnern die Schüler des dritten Jahrgangs der Forellschule, eine Behinderten-Gruppe der Wewole, Bewohner des Seniorenheims „Wohnen am Schloss“ und Kinder der Montessori-Kita. Klingt ein bisschen viel für sechs Hochbeete. „Funktioniert aber“, erläutert Uli Gartmann das 30.000-Euro-Projekt. „Die Schüler, zum Beispiel, kommen ja nur alle 14 Tage für eine Stunde.“ Wie die neunjährige Mira, die gerade dabei ist, Brennnesseln auszuzupfen. Ob das nicht an den Fingern brennt? „Nee, wenn man die Brennnesseln unten an den Stängeln anfasst, dann nicht.“ Und man sieht: Alle lernen etwas dazu. Wirklich alle.