Berlin. Luzhou in China ist Hernes neue Partnerstadt. Der Vertrag wurde am Mittwoch in Berlin feierlich unterzeichnet.
Die Stadt Herne hat am Mittwoch in einer feierlichen Zeremonie in Berlin die Städtepartnerschaft mit der chinesischen Fünf-Millionen-Metropole Luzhou in der Provinz Sichuan besiegelt.
Und „feierlich“ war die treffende Bezeichnung wirklich: Im Großen Ballsaal des Fünf-Sterne-Hotels Grand Hyatt am Marlene-Dietrich-Platz unterzeichneten Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda und Qinghua Peng, Parteisekretär der Provinz Sichuan, die Partnerschaftsurkunde.
Dass die Städte-Ehe in Berlin geschlossen wurde, hatte folgenden Grund: Herne war eingebettet in eine Veranstaltung, bei der sich die chinesische Provinz Sichuan präsentierte und in deren Rahmen weitere Verträge mit anderen deutschen Partnern geschlossen wurden.
Treffen im Steinmeier im Vorfeld
Welche Bedeutung die Veranstaltung auf chinesischer Seite hatte, offenbarte der Umstand, dass der Parteisekretär – vergleichbar mit einem Ministerpräsidenten in Deutschland – zuvor mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammentraf und der chinesische Botschafter in Deutschland, Ken Wu, der Zeremonie beiwohnte.
Peng erinnerte daran, dass Deutschland und China seit mehreren Jahrhunderten freundschaftliche Beziehungen pflegten, er hoffe darauf, dass es mehr Plattformen auf der lokalen Ebene gibt, um die Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Peng hofft zum Beispiel auf den Austausch von Studenten. Zur guten Partnerschaft trage bereits bei, dass die Provinz Sichuan und das Land Nordrhein-Westfalen seit 31 Jahren eine Partnerschaft pflegten.
In einer Doppelrolle war Michelle Müntefering (SPD): Einerseits sprach sie als Staatsministerin für Auswärtige Kultur und Bildungspolitik, andererseits als Bundestagsabgeordnete, deren Heimatstadt nun die Städtepartnerschaft eingeht. Luzhou und Herne verbinde, dass beide Städte Knotenpunkte in ihrer Regionen seien, sagte sie.
Städte als Akteure für Außenpolitik
Die Beziehung beider Städte sei ein gutes Beispiel für die Chancen, die die Internationalisierung für das Ruhrgebiet biete. Allerdings seien nicht nur Handel und Wirtschaft wichtig, sondern auch der Austausch der Bürger, weil dieser für Verständigung sorge. Herne sei nun eine von 110 deutschen Städten, die eine Partnerschaft mit einer chinesischen Stadt pflege. Damit seien sie quasi auf lokaler Ebene Akteure der Außenpolitik und sorgten für ein Band der Verständigung.
Auch die NRW-Landesregierung unterstützt die Herner Partnerschaft. Mark Speich, Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales, verwies darauf, dass Nordrhein-Westfalen mit mehr als 1000 chinesischen Unternehmen Nummer eins in Deutschland sei. Er freue sich, dass die wirtschaftlichen Beziehungen an Dynamik gewonnen hätten. Hier sei Herne mit den Schwerpunkten Elektromobilität und nachhaltige Stadtentwicklung ein gutes Beispiel. „Die Städtepartnerschaft zwischen Herne und Luzhou zeigt, dass die Beziehungen nicht nur auf der obersten Ebene funktionieren.“
Botschafter Wu lädt die Menschen ein, China zu besuchen: „Einmal sehen ist besser als 100-mal hören“, zitierte er ein chinesisches Sprichwort.
OB unterbreitet Chinesen fünf Vorschläge
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Die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags war für die Herner Delegation nur einer von zwei Programmpunkten. Bereits am Vormittag hatte Oberbürgermeister Frank Dudda mit Vertretern aus Luzhou zusammengesessen. In den Gesprächen ging es darum, die Städteehe „auch mit Leben zu füllen“, so der OB. Dabei unterbreitete der OB den Chinesen fünf Vorschläge: So soll eine weitere Fahrt nach Luzhou stattfinden, dabei soll ein Vertrag zwischen dem Forschungsverbund Ruhr Valley mit Sitz in Herne und der Hightech-Zone in Luzhou unterzeichnet werden. Im Zentrum einer Zusammenarbeit sollen Erneuerbare Energien und E-Mobilität stehen.
Auch im Logistikbereich schwebt dem OB eine Kooperation vor. Es müssten ja nicht alle Züge aus China bis nach Duisburg rollen, Wunsch sei, dass auch der Wanner Westhafen angesteuert wird. Der dritte Vorschlag zielt auf den Gesundheitsbereich: Vorstellbar sei, den Gysenberg für chinesische Gesundheitstouristen zu entwickeln. Den Beginn könne eine Einrichtung für traditionelle chinesische Medizin im Lago machen. Und da in wenigen Wochen im Shamrockpark das Verbindungsbüro für die Partnerstädte offiziell eingeweiht wird, wäre ein Showroom für Herne in Luzhou eine Möglichkeit. Ein Exponat könnten die Schnäpse und Liköre der Alten Drogerie Meinken sein.
Auch Zusammenarbeit im Bereich Bildung vorgeschlagen
Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer
Zur Herner Delegation gehörten unter anderem: aus der Politik die Ratsfraktionsvorsitzenden Udo Sobieski (SPD), Bettina Szelag (CDU), Thomas Reinke (Grüne) und Berns Schröder (Piraten).
Außerdem: Ulrich Koch (Stadtwerke), Antonio Blanquez (Sparkasse), Holger Stoye (WFG), Heinrich Kleyboldt (Vizepräsident IHK), Wilfried Stein (Stein HT), Andreas Lüning (G-Data), Prof. Jürgen Bock (Präsident Hochschule Bochum), Prof. Haydar Mecit (Stadtwerke-Stiftungsprofessor für Ruhr Valley), Martin Klinger (Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft) und Erik Schäfer (Vorstand FAKT International AG), sowie Prof. Ulrich Eickhoff (früherer Ärztlicher Direktor EvK Herne).
Außerdem bot Dudda eine Zusammenarbeit im Bereich Bildung an. Bereits beim Besuch der Herner Delegation in Lozhou hatten die Gastgeber großes Interesse an der Dualen Ausbildung gezeigt.
Liu Qiang, erster Parteisekretär in Luzhou, bezeichnete die Herner Vorschläge als „sehr sinnvoll“ und schlug vor, sich zu diesem Thema weiter auszutauschen.