Herne. . 125 Herner haben im vergangenen Jahr Hilfe beim Weissen Ring gesucht, bilanziert der Verein. Das sind mehr Opfer als im Vorjahr.
Das Weisse Ring in Herne hat im vergangenen Jahr 125 Opfer von Straftaten betreut. Damit liege die Zahl der Opfer „etwas über dem Niveau des Vorjahres“, sagt Brigitte Grüning, Leiterin der Außenstelle Herne. Zum Vergleich: 2016 habe der Verein 114 Opfer betreut.
Das Spektrum der Fälle reiche von Handtaschenraub bis Mord. „Bedrückend“, meint Grüning: Ganze 45 Prozent der Arbeit des Weissen Rings machten häusliche und sexuelle Gewalt sowie Stalking aus. Darauf folge Körperverletzung, Taschendiebstahl und Einbruch. Jeweils ein Opfer sei beispielsweise im Bereich Freiheitsberaubung, Zwangsheirat und räuberische Erpressung betreut worden.
Betreuung macht einen großen Teil der Arbeit aus
„Vier Tötungsdelikte mit sechs betreuten Personen haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr besonders schwer belastet“, berichtet Grüning. Neben diesen Neufällen mache auch die Betreuung von bestehenden Opferfällen einen großen Teil der Arbeit im Herner Verein aus.
In 28 Fällen habe der Weisse Ring vor Ort Opfer mit Beratungsschecks unterstützt, die die Beratung durch Experten ermöglichen sollen. Denn schließlich seien finanzielle Notlagen oft die Folge von Straftaten: So habe der Verein 2017 den Bedürftigen mit insgesamt rund 22 000 Euro aushelfen können.
„Ein wichtiger Teil der Arbeit des Weissen Rings ist die Vorbeugung“, sagt Grüning. Zum Beispiel bei Senioren: Bei Vorträgen zu Themen wie Enkeltrick oder Trick- und Taschendiebstahl sollen sie lernen, aufmerksam zu sein und sich an der Wohnungstür richtig zu verhalten. Für Schüler und junge Erwachsene gibt es Veranstaltungen zu den Themen K.o.-Tropfen, Loverboys und Cybermobbing. Zwei Opferfälle von K.o.-Tropfen listet der Weisse Ring in seiner Jahresbilanz auf.
Schüler lernen „Spikeys“ gegen K.-o.-Tropfen kennen
So sei im vergangenen Jahr das Projekt „Herne lässt sich nicht K.o. tropfen“ gestartet, für das Oberbürgermeister Frank Dudda die Schirmherrschaft übernommen habe. Die Kampagne fand in Schulen und Jugendzentren statt und stellte neben Verhaltenstipps auch praktische Alternativen vor, wie etwa die, mit denen Partybesucher Flaschen so verschließen können, dass nur noch ein Strohhalm eingeführt werden kann.
Der Weisse Ring finanziert sich fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Nachlässe und Busgeldzuweisungen der Gerichte. „Uns ist vor allem wichtig, dass mehr als 50 Prozent der Einnahmen den Opfern zugutekommen“, erklärt die Leiterin. Rund 30 Prozent gebe der Verein für Prävention und öffentliches Eintreten aus, nur rund 15 Prozent für Verwaltungsaufwand. Der Weisse Ring arbeite auch stark mit der Polizei vor Ort zusammen, seit 2015 gebe es einen Kooperationsvertrag zwischen den Landesverbänden in NRW und dem Innenministerium des Landes.