Herne. . Täglich kocht die Herner Suppenküche 120 Essen für Bedürftige. Azubis schnupperten einen Tag hinein und mussten Berührungsängste ablegen.
Für Mona Albuschkat und ihre Kollegen gibt es genug zu tun: Fleisch anbraten, Nudeln kochen, Geschirr spülen, Mahlzeiten einpacken. Seit anderthalb Jahren ist sie Chefin der Herner Suppenküche an der Buschkampstraße. Knapp 120 Essen werden dort täglich gekocht. „Das Personal ist immer knapp“, sagt sie. So sei es ihr entgegengekommen, dass das Logistik-Unternehmen Dachser ihr in dieser Woche vier Praktikanten im Zuge des Projekts „Dachser Herne – Werte vermitteln und erleben“ zugeteilt hat.
Die Auszubildenden halfen in der Küche mit, mittags unterstützten sie die Auslieferung der Speisen, später packten sie gar noch in der Kleiderkammer mit an. „Werte wie Weltoffenheit, Respekt und Loyalität prägen sich nicht durch Präsentationen und Vorträge ein. Daher haben wir nun einen praxisnäheren Weg gewählt. Ich bin mir sicher, dass die Jungs noch lange über die Suppenküche nachdenken werden. Das sind Grenzerfahrungen gewesen“, sagt Margit Luwinski, Ausbildungsleiterin der Herner Niederlassung des Familienunternehmens.
Essen für 50 Cent
Getragen wird die Suppenküche vom „Verein ambulanter Versorgung Wohnungsloser“. Die warmen Mahlzeiten werden vor allem an die Bewohner der angrenzenden Obdachlosenunterkunft ausgegeben. Zudem beliefert Albuschkat die Caritas in Herne. Morgens gibt es ab 8 Uhr Frühstück, Brot mit Marmelade, Wurst und Käse steht zur Auswahl. Mittags werden warme Speisen ausgegeben – für 50 Cent pro Mahlzeit. „Manche holen das Essen nur ab, viele aber kommen auch zu uns, um Gesellschaft zu haben“, sagt Albuschkat. Sie sei Erzieherin, Psychologin und Köchin in Personalunion.
An diesem Tag gibt es Spätzle mit Geschnetzeltes in Rahmsoße. Die Azubis verpacken das Essen in Dosen, Kochtöpfen und Gläsern. „Viele unserer Kunden haben kein Geschirr, daher füllen wir die Mahlzeiten überall rein“, sagt Albuschkat. „Sicherlich war das für die Azubis eine Herausforderung, mit ihren Berührungsängsten umzugehen. Ich will ganz offen sein: Manchmal müffelt einer unserer Kunden eben, und mal kommt auch jemand besoffen zum Frühstück“, sagt sie. Ihr zu Folge sei es unübersehbar, dass die Armut in Herne wachse. Die Suppenküche sei immer besser besucht.
Fünf Einrichtungen beteiligt
„Aber die Jungs haben das gut gemacht. Sie mussten sich erst einmal orientieren, aber sie waren eine Hilfe“, sagt Albuschkat über ihre Praktikanten. Das Dachser-Projekt umfasste fünf soziale Einrichtungen, darunter auch die Lebenshilfe und integrative Kindergärten. Die angehenden Kraftfahrer, Fachlageristen und Kaufleute zeigten sich beeindruckt: „Ich bin schmerzfrei. Bei diesem Praktikum lernen wir viel, aber ich weiß nun noch sicherer: Ich will Lkw-Fahrer werden“, sagt Justin Dettweiler, „Wir gehen davon aus, das Projekt im nächsten Jahr zu wiederholen“, erklärt Luwinski.
Verein versorgt Obdachlose seit mehr als 20 Jahren
Der Verein ambulanter Versorgung Wohnungsloser versorgt seit mehr als 20 Jahren Obdachlose und Bedürftige in Herne und Umgebung.
Finanziert wird die Suppenküche in erster Linie durch Geldspenden und Essensspenden. Außerdem verkaufen die ehrenamtlichen Mitarbeiter Reibekuchen und Erbsensuppe auf Straßenfesten.
Mit ihrem Budget kann die Einrichtung jeden Monat gerade die Kosten decken. Die Herner Suppenküche versorgt pro Tag rund 120 Menschen - und zwar ohne Bedürftigkeitsprüfung.