herne. . DIe SPD kritisiert die Zustände im und am Herner Bahnhof, warnt vor Gefahren und klagt über die Ignoranz der Bahn. Und das prangert die SPD an.
Die SPD schlägt Alarm: Der Bezirksverordnete Karl Josef Schleußner beklagt unhaltbare Zustände in und am Bahnhof Herne. Der 63-Jährige kritisiert, dass die Deutsche Bahn seit Wochen nicht auf seine konkreten Hinweise reagiert habe – und das, obwohl bei einem Sturz eines alten Mannes nur durch Glück Schlimmeres verhindert worden sei.
Bereits Ende Januar hat der Sozialdemokrat die Deutsche Bahn telefonisch und per Mail mit Fotos im Anhang auf diese Missstände hingewiesen, bis heute aber keine Antwort erhalten. Im Einzelnen:
Älterer Herr rutscht auf Taubenkot aus
Unterführung Bahnhofstraße: Auf der Abdeckung der Beleuchtung häuft sich Kot von brütenden Tauben – bis zu 30 Zentimeter hoch sind die Berge mittlerweile. Bei Regen lösen sich die Haufen; der Kot tropfe aufs Pflaster und bilde dort einen gefährlich glatten Film. „Ich habe selbst gesehen, wie ein älterer Herr darauf ausgerutscht und auf den Hinterkopf gefallen ist. Nur durch Glück ist dabei nichts Schlimmeres passiert“, sagt Schleußner.
Bahnsteig: Im Wartehäuschen auf Gleis 1 hätten im Winter wochenlang mehrere Scheiben gefehlt. „Gleichzeitig lief die Heizung auf volle Pulle“, so Schleußner. Inzwischen hat die Bahn provisorische Holzplatten in die Rahmen eingesetzt, die mittlerweile schon wieder mit Graffiti beschmiert sind. „Das sieht katastrophal aus“, sagt der Bezirksverordnete.
Erster Eindruck von Herne im Bahnhof: Katastrophal
Bahnhofshalle (bzw. Zugang zu den Bahnsteigen): Wer die Treppen von den hinteren Bahnsteigen herunterkommt, der schaut zunächst auf Risse, Löcher und rohen Putz an der Decke. „Das ist der erste Eindruck, den viele Menschen von Herne bekommen“, sagt Schleußner. Und: Über dem Passbildautomaten gebe es eine undichte Stelle in der Decke. Bei Regen bilde sich eine Pfütze. „Ich habe eine Frau gesehen, die an dieser Stelle ausgerutscht ist“, so Schleußner.
Fahrradständer vor dem Bahnhof: Alle Baumscheiben vor dem Bahnhofseingang zur Bahnhofstraße sind gereinigt - mit einer Ausnahme: Ausgerechnet vor der vordersten Baumscheibe und dem Radständer daneben türmen sich Blätter, Papier und sonstiger Müll. Und: Defekte oder bereits „ausgeschlachtete“ Räder stehen seit Wochen in den Ständern und gammeln vor sich hin.
Auf Anfrage der WAZ kündigt die Deutsche Bahn zunächst mal an, dass der Bahnhof Herne ab Anfang 2021 saniert werde. Mit welcher Summe, kann Bahn-Sprecher Stefan Deffner noch nicht sagen. Neu ist diese Nachricht nicht: Oberbürgermeister Frank Dudda hatte bereits beim städtischen Neujahrsempfang die Modernisierung des Bahnhofs für 6,5 Millionen Euro angekündigt - allerdings für das Jahr 2019.
Bahn: Probleme werden bearbeitet
Zu den von der SPD beklagten Missständen erklärt er, dass Lösungen für mehrere Probleme „in Arbeit“ seien. So sollen die Holzplatten im Wartehäuschen durch Plexiglas ersetzt werden. Auch die undichte Stelle über dem Passbildautomaten sei bekannt. Es sei aber baulich nicht so einfach, dies abzustellen. Bei Regen werde zurzeit ein Warnschild aufgestellt. Für das Taubenkotproblem in der Unterführung sei eine andere Abteilung der Bahn zuständig. Auch hier werde an einer Lösung gearbeitet. Das sei nicht zuletzt aus Gründen des Tierschutzes aber nicht ganz einfach, so Deffner.
Schließlich: Für Baumscheibe und Radständer ist nicht die Bahn, sondern die Stadt zuständig. Es habe hier „ein Missverständnis“ in der Verwaltung gegeben. Die Reinigung der vorderen Baumscheibe werde umgehend nachgeholt und künftig regelmäßig vorgenommen, so Philipp Stark von der städtischen Stabstelle Sauberkeit.
>> INFO: Tester fand Bahnhöfe „noch akzeptabel“
Alles gar nicht so schlimm? Vor wenigen Wochen haben Tester des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) die Herner Bahnhöfe bewertet. Für Herne-Mitte lautete das Urteil „noch akzeptabel“.
Thomas Nückel, FDP-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des NRW-Verkehrsausschusses, relativierte das Ergebnis jedoch anschließend: „Der Bericht ist noch gnädig“, so der Liberale.