Herne. . Das Unternehmen Dewender Food Service betreibt in Herne ein Tiefkühllager. Bei Bau und Technik stand der Klimaschutz im Mittelpunkt.
Der Winter verabschiedet sich langsam. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt dürften im immer stärker werdenden Frühling seltener werden. Es gibt aber einen Ort in der Stadt, an dem seit einiger Zeit ununterbrochen Eiszeit herrscht - mit Temperaturen um die 22 Grad minus. Dabei handelt es sich um die Lagerhalle des Unternehmens Dewender Food Service (DFS) am Großmarkt.
Am 1. Juni ist Geschäftsführer Stephan Dewender in Baukau gestartet, mit DFS, dessen Hauptsitz in Bochum ist, fügt er der umfangreichen Logistik-Branche in Herne eine weitere Facette hinzu - und das in zweifacher Hinsicht.
Das Gebäude: Die rund 2000 Quadratmeter große Halle hat Dewender vom Unternehmen „Der Milchbauer“ übernommen. Von außen mag die Halle noch genauso aussehen wie in der Vergangenheit, doch im Grunde habe man nur die Hülle stehen gelassen, so Stephan Dewender im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. „Wir haben quasi ein Haus im Haus gebaut.“
Der Logistik-Branche eilt der Ruf voraus, nicht gerade ressourcenschonend zu sein, Dewender hat in dieser Hinsicht nach modernsten Maßstäben geplant und gebaut. So wird die XXL-Tiefkühltruhe nicht mit Hilfe von Ammoniak gekühlt, wie bislang allgemein üblich, sondern mit Kohlendioxid (was offenbart, dass das klimaschädliche Gas an manchen Stellen nutzbringend eingesetzt werden kann). Beleuchtet wird das Gebäude komplett mit LED, was Energie einspart. Bei der Stromversorgung hat sich Stephan Dewender für Ökostrom aus Wasserkraft entschieden. Bei der Umsetzung des Projekts hat er eng mit den Herner Stadtwerken zusammengearbeitet - für beide Unternehmen ist die Lagerhalle ein Modellprojekt.
Die Investition in die moderne Kühlanlage sei zwar um 20 Prozent höher gewesen als bei einer herkömmlichen Lösung, doch dieses Geld hat Dewender aus Überzeugung in die Hand genommen: „Das ist mir der Klimaschutz wert.“ Nebenbei kann die Entscheidung für Effizienz und Nachhaltigkeit als Marketinginstrument dienen.
Das Geschäftsmodell: Mit der Lagerhalle startet das Bochumer Unternehmen im Tiefkühlsektor sein Geschäftsmodell, das es in anderen Temperaturbereichen bereits betreibt - und das DFS nach den Worten von Dewender als erster aus den USA nach Europa „importiert“ hat. Das Geschäftsmodell nennt sich Re-Distribution.
Besonderes Geschäftsmodell
Um seine Besonderheit zu verstehen, macht es Sinn, zunächst einen Blick auf klassische Logistiker zu werfen. Diese transportieren Ware vom Produzenten zum Supermarkt. In Lagern – die quasi als Drehscheiben dienen - werden verschiedene Warengruppen zusammengestellt und an die einzelnen Läden ausgeliefert. Dewender, der sein Unternehmen 2012 gegründet hat, bietet in dieser Kette eine zusätzliche Dienstleistung an: DFS übernimmt zusätzlich den Vertrieb. Das Unternehmen sorgt dafür, dass Lebensmittelhändler ein Produkt in ihr Sortiment aufnehmen. Mit diesem Geschäftsmodell ist Dewender allein in der Branche, allerdings habe es auch eine Zeit lang gebraucht, um es in Deutschland zu etablieren.
Die neue Halle eröffnet Dewender die Möglichkeit, dieses Modell im Tiefkühlbereich zu etablieren. Die Nachfrage sei da, so Dewender, deshalb sei auch ein weiteres Wachstums nicht ausgeschlossen. Für ihn gerne auch in Herne.