Der Digitalpakt für Schulen, den Bund und Länder geschmiedet haben, könnte Herne fünf Millionen Euro bescheren. So sollen sie verwendet werden.
Herne könnte aus dem Digitalpakt, den Bund und Länder vor wenigen Tagen für Schulen geschlossen haben, für den Zeitraum 2019 bis 2023 rund fünf Millionen Euro erhalten. Das sagte Klaus Hartmann, Leiter des Fachbereichs Schule, im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Dies würde bedeuten, dass auf jede der 41 Herner Schulen etwa 125.000 Euro entfielen. Allerdings sei das noch eine sehr grobe Überschlagsrechnung gibt Hartmann zu bedenken, da der genaue Verteilungsschlüssel noch ausstehe.
Die Mittel sollen für folgende Bereiche verwendet werden: die Verkabelung der Gebäude, die Anbindung ans Breitbandnetz, den W-LAN-Ausbau, die Präsentationstechnik, zum Beispiel sogenannte Whiteboards, Online-Lernplattformen, Lehrerfortbildungen und schließlich in Geräte wie Tablets oder Laptops.
Stadt fängt bei der Digitalisierung nicht bei Null an
Hartmann betont, dass Herne bei der Digitalisierung der Schulen längst nicht bei Null anfängt. Die Vollverkabelung der Gebäude habe bereits vor Jahren an allen weiterführenden Schulen und an den Berufskollegs begonnen. Er weist darauf hin, dass es im Haranni-Gymnasium seit einigen Jahren eine Tablet-Klasse gebe, in der Realschule An der Burg eine Laptop-Klasse - dort wurden die Geräte mit finanzieller Unterstützung der Eltern angeschafft. Der Breitband- und W-LAN-Ausbau soll bis 2020 an allen weiterführenden Schulen und an den Berufskollegs abgeschlossen sein.
Nach den Worten von Klaus Hartmann spielt die Lehrerfortbildung eine erhebliche Rolle bei der Digitalisierung, nicht wenige seien technisch für das Lernen mit Tablet oder Laptop vorbereitet. Hinzu komme, dass sie Online-Lernprogramme ja erstmal selbst kennenlernen müssen, ehe sie diese an die Schüler vermitteln könnten.
Schulen müssen Medienkonzepte entwickeln
Die Schulen selbst müssen nun in einem ersten Schritt Medienkonzepte erarbeiten. Die übergeordnete Frage: Was sind die Ziele im Rahmen des digitalen Lernens und mit welchen Mitteln kann man sie erreichen. Grundschulen haben andere Erfordernisse als weiterführende Schulen, Realschulen andere Rahmenbedingungen als Gymnasien oder die Berufskollegs. Da neben dem Digitalpakt Fördermittel aus vier anderen Programmen nach Herne fließen, sollen alle Herner Schulen mit einer Standardpräsentationstechnik ausgestattet werden. Dazu gehören: ein Beamer (eventuell mit blickdichten Vorhängen in den Räumen), ein Laptop, eine Pylonentafel, eine Dokumentenkamera sowie Lautsprecherboxen. Hinzu kommen die Kosten für die Montage.
Eine offene Frage im Rahmen des Digitalpakts sei die Reinvestitionsplanung. Heißt: Wer trägt in einigen Jahren die Kosten für die Neuanschaffung von Geräten, wenn diese verschlissen oder dann technisch veraltet sind?
Das sagen die Schulen
Bereits vor vier Jahren hat die WAZ-Redaktion eine - nicht repräsentative - Bestandsaufnahme an Herner Schulen vorgenommen. Tenor damals: Die Schulen zeigten sich im Großen und Ganzen zufrieden mit der Ausstattung.
Doch vor dem Hintergrund des Digitalpakts gibt es auch andere Stimmen. So sagt Heike Bennet, Schulleiterin am Gymnasium Wanne: „Uns mangelt es an allem.“ Nur wenige Fachräume seien mit PCs ausgestattet. Das Kollegium knüpfe große Hoffnungen an den Digitalpakt. Da das Kollegium sehr jung und technikaffin sei, seien Nachschulungen kein Thema.
„Wir haben eine Hand voll Smartboards und zwei Medienräume, die mit Computern ausgestattet sind, ansonsten befinden wir uns noch im ‚Kreidezeitalter’“, so Rabea Garczarek, 2. Konrektorin an der Realschule Sodingen. Wenn alle Klassen mit Smartboards ausgestattet seien, müsse im Kollegium nachgeschult werden.
Das sagt die Gewerkschaft
Für Carsten Piechnik, örtlicher Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), ist es gut, dass die Mittel fließen, doch er versieht seine Zustimmung mit Einschränkungen.
Schulen hätten es oft mit Kindern zu tun, denen der Halt fehle, die orientierungslos seien, emotionale Defizite hätten oder aus erziehungsschwachen Familien kämen. Auf diese Probleme böte die Digitalisierung in den Schulen keine Antwort. Sie sei kein Allheilmittel, die menschlichen Probleme dürften nicht aus dem Blick geraten. Daneben müssten bei der Nutzung der neuen Techniken, die in bestimmten Bereichen hilfreich sei, Spielregeln festgelegt werden.
Piechnik sieht die Schulen in Herne „punktuell gut ausgerüstet“. Er fordert, dass die technischen Systeme - zum Beispiel Server - von Fachleuten gewartet werden und nicht von Lehrern. Er fürchtet, dass der Digitalpakt an diesem Punkt nicht zu Ende gedacht ist.