Herne. . Herne führt eine neue Zählweise für die Cranger Kirmes ein. Auslöser war ein Protest gegen eine Jahreszahl der Nazis. Nun wird der Rummel jünger.

Die Cranger Kirmes wird jünger: In diesem Jahr feiert Herne vom 1. bis 11. August nicht die 584. Auflage, sondern die 535. Das teilte Oberbürgermeister Frank Dudda am Dienstag im Herner Rathaus mit. Hintergrund: Die bis jetzt genutzte Zählweise geht auf die Nazis zurück.

Neuer Ankerpunkt für die Cranger Kirmes soll das Jahr 1484 sein, sagte der OB im Haupt- und Finanzaussschuss. Das sei das Jahr, in dem die Freiheit Crange mit impliziertem Marktrecht erstmalig urkundlich erwähnt worden sei, begründete er. Damit wird der Rummel 49 Jahre jünger – und feiert 2019 wie bereits im Jahr 1970 die 535. Cranger Kirmes.

Fachleute haben sich beraten

Der Ältestenrat der Stadt Herne habe sich vor der Sitzung des Haupt- und Personalausschusses für diese Neuregelung ausgesprochen, teilte die Stadt mit. Diese sei durch die Beratung von Fachleuten, darunter auch Stadtarchivar Jürgen Hagen, für die Lokalgeschichte zustande gekommen.

Horst Schröder
Horst Schröder © Bastian Haumann

Hintergrund für eine neue Zählweise war eine Diskussion über das Anfangsjahr der Zählung im Herbst 2018. Ausgelöst hatte sie der Wanner Musiker und Lokalhistoriker Horst „Graf Hotte“ Schröder. Gegenüber der WAZ erklärte er damals, dass die Kirmes-Zählweise von Stadtmarketing Herne (SMH) auf eine Propaganda-Aktion der Nazis zurückgehe.

Schröder forderte neue Zählweise

Diese hätten 1935 die 500. Cranger Kirmes als Massenveranstaltung feiern wollen – freilich ohne historische Grundlage. Dies hatte Stadthistoriker Ralf Piorr gegenüber der WAZ bestätigt. Angesichts eines Rechtsrucks in der Gesellschaft forderte Schröder eine neue Zählweise.

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Der Lokalhistoriker hatte das Jahr 1449 – die Weihe der Schlosskapelle – als Startpunkt für die Kirmes-Zählweise vorgeschlagen, ein anderer Bürger schlug das Jahr 1441 vor, in dem erstmals der Pferdemarkt zur Kirmes Erwähnung gefunden habe.

Der Ältestenrat entschied nun anders. Das Jahr 1484 bilde das kräftigste symbolische Ausgangsdatum für eine neue Zählung, sagte der OB.