Bochum. Immer mehr Tische in Bohumer Speiselokalen bleiben trotz Reservierung leer. Deshalb wollen die ersten Wirte bei einer Buchung um eine Anzahlung bitten.
- Immer mehr Gäste bestellen zwar einen Tisch im Restaurant, bleiben dann aber fern
- Die Wirte beklagen einen erheblichen Verlust und denken nun über Anzahlungen nach
- Die ersten Lokale wollen sich in der Vorweihnachtszeit mit der Vorkasse absichern
Die ersten Wirte machen ernst: Um Ausfälle zu vermeiden, sollen Reservierungen in Speiselokalen nur noch gegen Vorkasse erfolgen. „Noch sind es nur einige Lokale. Aber wir hoffen und gehen davon aus, dass künftig mehr mitmachen“, sagt Adrian Dellwig (41), Chef des Bochumer Traditionshauses „Mutter Wittig“, der sich im Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) engagiert.
Im Frühsommer hatte der Kreisverband mit seinen 250 Mitgliedsbetrieben in Bochum erstmals Alarm geschlagen (wir berichteten). „Immer wieder kommt es zu Problemen mit Reservierungen“, klagte der Vorsitzende Heinz Bruns (Haus Kemnade). „Mal erscheinen Gäste gar nicht, mal in geringerer Zahl. Oder: Ein Tisch wird so kurzfristig abgesagt, dass er an dem Mittag oder Abend leer bleibt.“ Bei jeder dritten Buchung sei das der Fall, so Bruns. „Und dabei spreche ich nicht von gesundheitlichen Gründen. Dafür haben wir natürlich Verständnis.“
Fairplay-Kampagne läuft in ganz Westfalen an
Angestoßen von Bochumer Mitgliedern, hat die Dehoga ihre Kampagne „Fairplay in der Gastronomie“ auf den gesamten Bezirk Westfalen ausgeweitet.
Auf Aufstellern, die auf den Tischen platziert werden, werden die Gäste zu einem „fairen Miteinander“ aufgerufen und gebeten, Reservierungen einzuhalten.
Ansonsten würden „Betriebe in ihrer Existenz gefährdet“.
Der Aufruf zum „Fairplay in der Gastronomie“ hat wenig gefruchtet. „Etliche Gastronomen sind betroffen. Sie bleiben auf den Kosten für ihren Personal- und Materialeinsatz sitzen. Frische Ware muss mitunter sogar weggeworfen werden“, schildert Gerko Hegerfeld von der Dehoga. „Von uns wird zurecht Verlässlichkeit erwartet. Die jedoch lässt bei manchem Gast zu wünschen übrig“, bedauert Adrian Dellwig und weiß von einer Frau, die sich für ein Fest in drei Lokalen angemeldet hat – und erst auf den letzten Drücker entschied, wo gefeiert wird.
Damit soll Schluss sein. Wie bei einer Hotelbuchung sollen Gäste bei einer Tischbestellung eine Vorauszahlung leisten: möglichst in bar, um den logistischen Aufwand in Grenzen zu halten. „Dass wie im Hotel die Kreditkartennummer zur Sicherheit abgefragt wird, halte ich in unserer Branche für wenig praktikabel. Manche älteren Gäste haben die ja gar nicht“, so Adrian Dellwig.
Schwierigkeiten, beobachtet der „Mutter-Wittig“-Chef, bereiten weniger die großen Gesellschaften als vielmehr die Reservierungen für zwei bis zehn Personen. Bei A-la-carte-Essen schwebt der Dehoga eine Anzahlung vor, wie man sie etwa auch bei einer Reisebuchung leistet. Bei Festpreisen, etwa einem Brunch-Büfett, soll zuvor die komplette Summe auf den Tisch gelegt werden. „Es ist ja nicht zum Schaden des Gastes. Niemand muss unterm Strich mehr bezahlen.“
Vorerst wollen die Wirte die Vorkasse auf besonders umsatzstarke Tage und Wochen beschränken – etwa auf die jetzt beginnende Vorweihnachtszeit. Leere Tische wegen ausbleibender Gäste seien dann besonders schmerzhaft: „Insbesondere an den Feiertagen gibt es kaum bis keine Laufkundschaft.“