Herne. . Über strengen Geruch und eine rot-braune Verfärbung haben sich Anwohner des Hüller Bachs in Herne gewundert. Die Emschergenossenschaft weiß mehr.
Die Renaturierung des Hüller Bachs durch die Emschergenossenschaft verzögert sich. Zunächst sollte die Verlegung des Abwassers in Rohre unter die Erde 2020 abgeschlossen werden. Nun werden die Kanalbauarbeiten aber voraussichtlich erst im Herbst 2021 fertig, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Wie wichtig die Verlegung des Abwassers unter die Erde ist, zeigt sich dieser Tage erneut.
Mehrere Wanne-Eickeler diskutierten auf Facebook über die auffällig rot-braune Farbe und den unangenehmen Gestank, den das Wasser immer mal wieder habe. Röhlinghauser Anwohner fragten sich, welche Ursache dies haben könne. „Die rote Farbe ist Tierblut“, erklärt Abawi. Das komme aus dem Schlachthof Bochum, der eine Ableitung in den Hüller Bach habe.
Tierabfälle sind dort offiziell erlaubt
Derzeit sei der Bach eben noch ein offener Abwasserkanal, was bedeutet, dass nicht nur Regenwasser, sondern auch die Abwässer von Haushalten und Unternehmen hindurch fließen. „Sie dürfen das ganz offiziell da reinleiten“, betont Abawi. Diese Tierabfälle seien auch Grund für „einen gewissen Geruch“, räumt er ein.
Belastung für Menschen in Röhlinghausen
Diesen hat auch Hiltrud Buddemeier, Sprecherin des BUND in Herne, schon häufiger vernommen. „Diesen Sommer roch es unerträglich, weil es so trocken war und es kein Reinwasser gab, das sich mit dem Abwasser mischt.“ Dass Blutabfälle in den Hüller Bach geleitet werden, findet sie nicht so bedenklich. „Tierblut ist organisch, da sind andere Schadstoffe für den Menschen viel gefährlicher.“ Tiere tränken nicht von dem Wasser, es sei denn, es sind Aasfresser wie Elstern oder Graureiher, die sich Fleischreste herauspickten.
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Die Naturschützerin kann es kaum abwarten, dass das Abwasser endlich unter der Erde ist. „Die Arbeiten gehen sehr, sehr langsam voran“, bedauert sie. Die Belastung für die Menschen in Röhlinghausen sei enorm. Sie müssten sowohl die Geruchsbelästigung ertragen als auch die andauernde Baustelle. Und das in einem Gebiet, das ganz stark als Naherholungsgebiet genutzt werde, betont Hiltrud Buddemeier.
Verzögerung durch Gesetzeslage
„Der Hüller Bach ist ein Beispiel dafür, wie wichtig der Emscher-Umbau ist“, sagt Sprecher Abawi. Die Verzögerung begründet er mit neuen gesetzlichen Bestimmungen, durch die Planungen erneuert werden müssten. Dabei gehe es etwa um Regenrückhaltung und Hochwasserschutz. Aber auch verschärfte Bedingungen für die Kampfmittelbeseitigung seien ein großes Problem. „Wir machen das lieber sorgfältig und setzen nicht auf schnelle Fertigstellung“, so Abawi.
Beim Ostbach und dem Dorneburger Mühlenbach sei die Renaturierung schon gelungen. Beim Landwehrbach, dem Sodinger Bach und eben dem Hüller Bach dauerten die Arbeiten durch die zuständige Emschergenossenschaft noch an. Doch er verspricht: „Ende 2021 ist der Hüller Bach auf der gesamten Länge von acht Kilometern komplett von Abwässern frei, das heißt, er stinkt dann nicht mehr.“ Die Renaturierung zu einem schönen Bach beginne frühestens 2022 – derzeit liegen dafür noch keine fertigen Pläne vor.
>>> Der längste Nebenfluss der Emscher
Der Hüller Bach, der sich über Gelsenkirchen, Bochum und Herne erstreckt, ist mit etwa 8,5 Kilometern der längste Nebenfluss der Emscher im gesamten Ruhrgebiet.
Im Zuge der Emscherrenaturierung wird er durch einen rund acht Kilometer langen Abwasserkanal von Schmutzwasser befreit. Die Baumaßnahmen ist in fünf Abschnitte unterteilt.