Herne. . Wie kann das Berufsfeld Pflege attraktiver werden? Über diese Frage diskutierten Experten in Herne. Auch der Pflegebevollmächtigte des Bundes.
Wer wird mich pflegen, wenn ich im Alter Hilfe brauche? Diese Frage stellen sich angesichts des deutlichen Fachkräftemangels viele. Bei der Expertenveranstaltung im Kongresszentrum des St. Anna Hospitals lauteten deshalb die Themen „Zukunft der Pflege“ und „Digitalisierung in der Pflege.“
„Wenn wir auf die Pflegesituation schauen, wird deutlich, dass wir Lösungen finden müssen“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. Allein in Herne gebe es künftig mindestens acht neue Pflegeeinrichtungen mit 400 Arbeitsplätzen. „Diese Fachkräfte sind auf dem Herner Arbeitsmarkt nicht zu finden.“ Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, zeigt eins der Probleme auf: „Wir haben zwar viele Arbeitslose, aber die haben nicht die entsprechende Qualifikation.“ Wenn jemand aber einen Pflegeberuf ergreifen möchte, könne die Agentur für Arbeit und das Jobcenter helfen. „Wer diese Qualifizierung einmal hat, muss sich um einen Arbeitsplatz keine Sorgen machen.“
Bessere Rahmenbedingungen
In der Podiumsdiskussion seien zwei mögliche Wege aufgezeigt worden, wie dem Fachkräftemangel entgegen gewirkt werden könne: Zum einen über Wiedereinsteiger. „Die Rahmenbedingungen haben sich deutlich verbessert, so dass die Hoffnung da ist, dass Menschen wieder in ihren Beruf einsteigen.“ Darüber hinaus gibt es verknüpfte Ausbildungsmodule, bei denen Menschen ihren Schulabschluss nachholen können und gleichzeitig mit der Ausbildung anfangen können. „Es hat sich gezeigt, dass Flüchtlinge und Migranten ein großes Interesse an Pflegeberufen haben“, sagt Regine Schmalhorst.
Die Frage laute jedoch, wie der Beruf attraktiver gestaltet werden könne und wie man junge Menschen dafür gewinnen kann. „In den neuen Bundesländern arbeiten 40 Prozent der Beschäftigten in Pflegeberufen unfreiwillig in Teilzeit“, erklärt Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung. Die Arbeitgeber erklärten, dass dies nicht anders machbar sei, da die Arbeit sich zu bestimmten Zeiten häufe. Die Bundesregierung gebe Arbeitgebern Instrumentenkoffer an die Hand, um Mitarbeiter besser an sich binden zu können. „Es gibt sogenannte Magnethäuser, die eine ganz geringe Fluktuation im Personal haben. Warum schaut man nicht mal, was die anders machen?“
Es werde immer wieder deutlich, dass zu wenig Personal ein Kritikpunkt ist. „Wir führen ab 2019 im Rahmen des Sofortprogramms Pflege einen verbindlichen Personalschlüssel in Krankenhäusern ein, zusätzliche Stellen werden finanziell unterstützt.“ Parallel dazu laufe eine Studie, die 2020 vorgestellt wird und die dann als Personalbemessungsinstrument für den Schlüssel in der Altenpflege verwendet werden soll.
Auch soll die Pflege durch Digitalisierung entlastet werden. „Früher hat man die Dokumentation händisch gemacht, musste dauernd etwas übertragen“, erläutert der Staatssekretär. Dies soll künftig über Tablets laufen, von denen aus Daten direkt in die elektronische Krankenakte fließen. Für die Anschaffung gebe es Zuschüsse vom Staat: 12.000 Euro pro Einrichtung. Das Stichwort für nachhaltige Lösungen laute Vernetzung. So möchte Frank Dudda die Zukunft der Pflege in die Strategie „Wir schaffen Lebensqualität“ einbetten. „Der Pflegeberuf muss besser honoriert und anerkannt werden“, sagt er. „Es müssen aber auch Deals zwischen Politik und Wirtschaft im Rahmen der Entlastung her“, fordert Andreas Westerfellhaus. „Wir haben zu lange zu Lasten der professionellen Pflegenden gespart, das rächt sich jetzt.“