Herne. . Am Dienstagabend fand die Show „Gründungs-Chaoten“ in Herne statt. Poetry-Slammer erzählen mit Power-Point-Karaoke Wege von Start-Ups.
Wie man vom Schleppen von Käselaiben über das Comiczeichnen hin zur erfolgreichen Gründung eines Unternehmens kommt, das eine Kreuzung aus Hund und Kuh auf Schlittschuhe stellt... das alles erklärt Yannick Steinkellner. Klingt seltsam? Ist es! Soll es auch! Denn bei den Gründungs-Chaoten stellen Poetry Slammer die Wege dreier Jung-Unternehmer in Herne in Form von Power-Point-Karaoke vor.
Das Format „Gründungs-Chaoten – die Show“ des WFG-Startercenters findet zum dritten Mal statt. Dieses Mal ist sie gekoppelt mit der Feier des zehnjährigen Bestehens des WFG-Startercenters.
„Wir wollen die Bühne nutzen, um drei Gründer stellvertretend für alle anderen zu feiern“, erklärt Susanne Stegemann, Leiterin des Startercenters. Bevor es jedoch zu den Poetry Slams geht, sprechen Oberbürgermeister Frank Dudda und Holger Stoye, Geschäftsführer der WFG, über die Bedeutung des Startercenters. „Früher hat man gesagt ,Selbstständigkeit? Muss das sein?‘, das hat sich geändert“, so Dudda. Für ihn sei die Gründung des Startercenters damals schon mit der Hoffnung verbunden gewesen, dass es einen anderen Geist in die Stadt bringt. Herne und das Ruhrgebiet bieten beste Voraussetzungen für Gründer, sind sich Stoye und Dudda einig. „Wo außerhalb des Ruhrgebiets gibt es so viele Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen?“, fragt Dudda. „Das Leben hier ist rau und ehrlich, und Sie können ihr eigenes Lebensmodell finden.“
Dann startet das Power-Point-Karaoke. Dazu haben die drei Gründer im Vorfeld ihre Geschichte auf Folien gezeichnet. Die Aufgabe der Poetry Slammer ist es nun, aus den Bildern eine Geschichte zu spinnen, was ihnen auf sehr unterhaltsame Weise gelingt.
Bankberater wechselt die Seiten
Slammer Jan Schmidt vermutete hinter dem Unternehmen von Philipp Enste zunächst einen Handel für Tannenbäume. Philipp Enste erklärt im anschließenden Gespräch mit Moderator und Slam-Meister Jason Bartsch, was er wirklich macht. „Ich habe die Firma Technolab im September 2017 übernommen.“ Dort wird Laborbedarf, primär für die Lebensmittelindustrie, hergestellt.
Vorher war der 41-jährige Iserlohner Fachberater bei der NRW-Bank. „Das ist schon witzig, dort habe ich Leute beraten, die sich selbstständig machen wollen, und dann habe ich das selber gemacht.“ Sein Zuständigkeitsbereich war Herne. „Ich wollte etwas Neues machen und habe über Kontakte erfahren, dass die Firma Technolab zum Verkauf stand.“ Als gelernter Banker sei die Finanzierung für ihn nicht die größte Hürde gewesen, das waren eher die Kaufvertragsverhandlungen.
Das Ehepaar Laura (33) und Matthias (31) Biere hat ebenfalls eine bereits bestehende Firma übernommen. „Die Idee hatten wir schon länger“, erklärt die gelernte Bilanzbuchhalterin Laura Biere. Dann passte alles: Zum 1. Juli übernahmen sie die Schreinerei Ullrich. „Wir haben alles modernisiert und ein schickes Erscheinungsbild geschaffen“, sagt Matthias Biere, der gelernter Schreiner ist. Beide waren vorher angestellt und sind sich in den Vorteilen der Selbstständigkeit einig: „Jetzt steht niemand mehr über uns. Was uns vorher gestört hat, können wir besser machen.“ Ihre Erfahrungen mit dem Startercenter waren sehr positiv: „Sie haben für uns zum Beispiel bei der Bank vorgetastet und waren immer für Fragen da.“
Auch Christine Neumann ist dem Startercenter sehr dankbar: „Ich bin ein sehr skeptischer Mensch und habe länger mit meiner Entscheidung gerungen“, erklärt die 37-jährige Hernerin. Die Diplom-Pädagogin hängte nach dem Studium viereinhalb Jahre Beratungsausbildung an, arbeitete seit 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Essen und war nebenberuflich als zertifizierte systemische Supervisorin und Coachin selbstständig. Dann wuchs die Auftragslage und der Wunsch, nicht mehr ständig die Kluft zwischen Arbeitnehmerin und Selbstständiger überwinden zu müssen. Seit April ist sie nun mit Vision Session komplett selbstständig. „Wirklich ein dickes Lob an die gute Beratung im Startercenter. Sie haben mir die Sicherheit gegeben, dass alles tragfähig ist und ich den Schritt wirklich wagen kann.“ Aus ihrer Power-Point-Präsentation stammt übrigens die Mischung aus Kuh und Hund: „Das war der Moment, wo die Kuh vom Eis war.“
25.000 Kontakte zu Start-Ups
Das Startercenter NRW bietet Menschen, die sich selbstständig machen wollen, umfassende Beratung und Seminare an. In den vergangenen zehn Jahren gab es mehr als 200 Veranstaltungsformate, über 4000 Beratungen und mindestens 25.000 Kontakte zu Start-ups.
Kontakt und Info: www.wfg-herne.de, HER 925 113