Herne. . Einst war die Radstation am Hauptbahnhof Wanne-Eickel der Maßstab für ganz NRW. Doch veraltete Technik lässt Betreiber und Kunden verzweifeln.

Herne soll radfahrerfreundlich werden, doch Joachim Nowak hat genau das Gegenteil erlebt. Der 58-Jährige musste Monate lang warten, bis er seinen Drahtesel endlich in der Radstation am Hauptbahnhof Wanne-Eickel unterstellen durfte. Der Grund: Die dortige Schließanlage ist derart veraltet, dass sie nur noch begrenzt aufnahmefähig ist.

Gisbert Luig
Gisbert Luig © Sabrina Didschuneit

Joachim Nowak arbeitet im Technischen Rathaus in Wanne. Was dort so vorbildlich eingerichtet wurde – Fahrradstellplätze, Ladestationen für E-Bikes und sogar Duschen für Radfahrer – gilt nicht für die Radstation am Hauptbahnhof, die die Stadt von der Bahn gemietet hat und die von der Gesellschaft freie Sozialarbeit (GfS) betrieben wird.

„Das sieht dort alles alt und vergammelt aus. Das Transpondersystem scheint nicht mehr zu funktionieren“, meint Nowak. Er wohnt in Lünen, reist jeden Tag mit dem Zug an und fährt dann mit dem Zweirad zur Arbeit weiter.

Veraltetes Chip- und Betriebssystem

Fahrradstellplätze in der Radstation am Wanner Hauptbahnhof.
Fahrradstellplätze in der Radstation am Wanner Hauptbahnhof. © Sabrina Didschuneit

Auch Gisbert Luig, Projektleiter bei der GfS, ist über den Zustand der Radstation in Wanne nicht gerade begeistert. „Das Chipsystem für die Kunden ist völlig veraltet, wir können keine Chips mehr nachkaufen und benötigen dringend eine ganz neue Technik.“ Diese sei 20 Jahre alt und nicht mehr verfügbar. Auch die Steuerung der Anlage – noch mit dem Betriebssystem Windows 2000 unterstützt – sei in die Jahre gekommen. „Wenn die mal ausfällt, bekommen wir keine Updates mehr“, bemängelt der 66-Jährige.

In Zeiten der Energiewende und der ökologischen Neuorientierung vieler Bürger ist auch die Nachfrage nach Stellplätzen im Wanner Hauptbahnhof gestiegen, aber nur 70 von 170 Stellplätzen sind vermietet: „Wir haben jede Woche zwei bis drei Anfragen, müssen jedoch in der Regel absagen.

Die Radfahrer warten dann so lange, bis ein Platz frei wird“, sagt Mitarbeiter Dominik Rothscheroth (36). Er und sein Kollege Ingo Grannaß (46) dürfen kleinere Arbeiten an Fahrrädern ausführen, Bremsen reparieren und Reifen flicken. Mehr ist nicht erlaubt, um den Fahrradläden der Freien Wirtschaft keine Konkurrenz zu bieten.

Vor 20 Jahren eröffnet

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Vor 20 Jahren wurde die Radstation eröffnet, zu Anfang habe es hier großen Zuspruch gegeben. Aber jetzt? Luig sieht dringenden Handlungsbedarf, auch an den Toiletten, die defekt seien. „Vieles liegt hier im Argen.“ Verantwortlich sind die Bahn als Gebäudebesitzerin und die Stadt als Mieterin.

Letztere erarbeitet ein neues Konzept, wie es aussehen soll, ist noch nicht klar: „Wir prüfen derzeit den Umbau der Radstation, suchen aber auch nach Alternativen“, sagt Stadtsprecher Michael Paternoga. Es müsse einiges investiert werden in die marode Anlage. Einst ist sie Modellprojekt in NRW gewesen, heute könnte sie Modell dafür stehen, wie man ein Projekt verlottern lässt.