Herne. . Gewalt an Schulen im Blickpunkt: Schüler nehmen verstärkt auch schwerere Verletzungen des Gegners in Kauf oder zielen darauf ab, so die Polizei.

Ein leichter Anstieg der Fallzahlen bei Körperverletzungen, etwas weniger Vorkommnisse von Beleidigungen: Wenn es um die Entwicklung von Gewalttaten an Schulen in Herne geht, zeigen sich unterschiedliche Tendenzen.

Wie Jens Artschwager, Sprecher des für Herne zuständigen Polizeipräsidiums Bochum, berichtet, wurden der Behörde in den Jahren 2012 und 2016 jeweils 36 Fälle von Körperverletzungen gemeldet, 2017 waren es 38. Deutlich zugenommen habe die Zahl von Sachbeschädigungen. Und: Rückläufig seien die Zahlen bei Nötigung. Ein Abwärtstrend lasse sich auch im Fall von Bedrohungen erkennen.

Bei Drogen keine Vergleichsdaten

Für Drogendelikte an den Herner Schulen gibt es nur eine Zahl: 44 Fälle hat die Polizei im Jahr 2017 verzeichnet. Vergleichsdaten sind nicht vorhanden, weil bis dahin die Polizei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, wie es in der Amtssprache heißt, nicht eigens für die Schulen erfasst hat.

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Die Gesamtzahl aller Gewalttaten an den Schulen fällt noch viel höher aus, sagt Artschwager. Da komme man beispielsweise im vergangenen Jahr auf 208. In diese Statistik flössen allerdings auch Fälle von Vandalismus oder Prügeleien ein, die sich außerhalb der Unterrichtszeit, aber auf dem Schulgelände ereigneten.

Prävention mit der Polizei lernen

Der Polizeisprecher betont darüber hinaus auch, dass das Datenmaterial allein noch keine endgültigen Antworten auf die Frage gebe, wie es denn um das wahre Ausmaß oder die Intensität von Gewalt an Schulen bestellt ist. Werde beispielsweise eine Beleidigung zur Anzeige gebracht, sei das zunächst einmal ein statistischer Wert, der noch nichts darüber aussage, wie heftig die Tat war oder wie sie letztendlich gewirkt habe.

Ähnlich verhalte es sich auch bei den anderen Formen von Straftaten. Die Polizeibeamten, die mit den Vorfällen an Schulen befasst sind, berichteten dass in den vergangenen Jahren eine Veränderung wahrzunehmen sei.

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Wenn es zu gewalttätigen Aktionen komme, eskaliere die Situation meist schnell und heftig. Bei Raufereien kennten Kinder und Jugendliche dann oftmals keine Grenzen mehr, so Artschwager. Während die Beteiligten früher ab einem bestimmten Punkt Ruhe gegeben hätten, setzten sie heute die Prügelei fort und nehmen laut Polizeisprecher auch schwerere Verletzungen des Gegners in Kauf – oder zielen sogar darauf ab.

Schulen seien schwieriges Feld

Um den Schulen Hilfestellungen zu bieten, gehöre die Polizei zu den Institutionen, die mit Präventionsprogrammen aufwarten, unterstrich Artschwager. Die Behörde habe es sich zur Aufgabe gemacht, auf jeden Fall alle achten Jahrgangsstufen zu besuchen, um mit Schülern über Ursachen von Gewalt und Formen der Deeskalation zu sprechen. Darüber hinaus stehe die Polizei aber auch zu weiteren Beratungen und Fortbildungen bereit.

Gerade Schulen seien allerdings ein schwieriges Feld, wenn es darum gehe, dauerhafte Lösungen zu finden. Denn Täter und Opfer „laufen sich meist täglich über den Weg“.

Wie sehen Herner Schulleiter die Situation?

Lothar Heistermann, Hans-Tilkowski-Schule:
Lothar Heistermann, Hans-Tilkowski-Schule: "Der Umgangston der Schüler untereinander ist in den vergangenen Jahren rauer geworden. Mittlerweile sind Ausdrücke salonfähig, die man früher nicht duldete. Mitverantwortlich sind da auch die Medien und soziale Netzwerke, aber nicht nur.“
Egon Steinkamp, Otto-Hahn-Gymnasium:
Egon Steinkamp, Otto-Hahn-Gymnasium: "Raufereien und Prügeleien gab es auch in früheren Zeiten, aber heute gehen Schüler hin und filmen das Geschehen, stellen die Videos dann sofort bei WhatsApp oder anderen Portalen ein. Damit erfährt das Ereignis eine ganz neue Form der Publizität."
Reiner Jorczik, Realschule  Crange:
Reiner Jorczik, Realschule Crange: "Bei uns gilt: Null Toleranz zu Gewalt. In diesem Jahr haben wir auch zwei Schüler entlassen, weil sie Cybermobbing betrieben haben. Natürlich prüfen wir, ob Vorwürfe und Anschuldigungen auch stimmen und wer die Verantwortung trägt."
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