herne. . Mehr Verdachtsfälle, weniger festgestellte Kindeswohlgefährdung - so lautet die Bilanz für 2017. Nach wie vor gibt es Vorwürfe gegen die Stadt.

Die Zahl der Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdung ist in Herne 2017 gestiegen, gleichzeitig ist die Zahl der ermittelten „akuten“ Kindeswohlgefährdungen zurückgegangen. Das teilt IT.NRW mit.

Die Zahl der Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdung steigt seit 2014 permanent an, so das Landesamt für Statistik.
Die Zahl der Verdachtsfälle auf Kindeswohlgefährdung steigt seit 2014 permanent an, so das Landesamt für Statistik. © Denise Ohms, Foto: dpa

Laut dem Landesamt für Statistik gab es bei den Verdachtsfällen eine deutliche Zunahme von 767 auf 895; das entspricht einem Plus von 16,6 Prozentpunkten. Die Zahl der akuten Fälle - überwiegend Kindesmisshandlung und -missbrauch - sank 2017 von 74 auf 51, also um 31,1 Prozentpunkte.

Stadt: Sensibilität ist gestiegen

Vor allem auf zwei Ursachen führt die neue Jugendamtsleiterin Stephanie Jordan den erneuten Anstieg der Verdachtsfälle (siehe Grafik) zurück. Konkret: Sowohl „die gestärkte Sensibilität“ bei Bürgern und Fachöffentlichkeit als auch Pflege und Ausbau der Netzwerke durch die Stadt trügen dazu bei.

Ebenfalls auffällig sei der deutliche Anstieg der Meldungen von Verdachtsfällen durch Polizei, Gericht und Staatsanwaltschaft, so die Stadt. Die Zahl stieg in den vergangenen zwei Jahren von 129 auf 222. „Diese Entwicklung ist sehr positiv“, erklärt auch Linke-Jugendpolitiker Daniel Kleibömer.

Verdi klagt erneut über zu hohe Belastung

Explodiert ist 2017 die Zahl der Verdachtsfälle, in der am Ende keine Kindeswohlgefährdung und auch kein Hilfebedarf bei der Familie festgestellt wurde (von 296 auf 724). Dieser Ausreißer sei jedoch auf die Einführung einer neuen Software zurückzuführen, so die Stadt.

Stichwort Personal: Wie berichtet, hatte Verdi jüngst anlässlich einer bundesweiten Studie Alarm geschlagen und über Überlastung des für Kindeswohlgefährdung zuständigen Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) geklagt. „Das gilt nach wie vor“, so Norbert Arndt (Verdi).

Die Stadt teilt mit, dass von aktuell 42 ASD-Stellen (davon vier für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) derzeit 39 besetzt seien. Drei weitere Planstellen würden zum 1. Oktober vakant.

Laut Verdi komme es krankheitsbedingt häufiger zu Engpässen. So seien im ASD-Bezirk Sodingen einmal nur drei von elf Mitarbeitern einsatzfähig gewesen. Die Stadt räumt zwischenzeitliche Probleme ein; eine konkrete Zahl könne aber „nicht seriös“ benannt werden. Der ASD-Krankenstand liege aber nach wie vor etwas unter dem Gesamtschnitt der Stadt.