herne. . Verdi kritisiert die Stadt: Das Jugendamt sei im Allgemeinen Sozialen Dienst unzureichend besetzt und ignoriere die personellen Defizite.

Verdi-Sekretär Norbert Arndt widerspricht vehement der Stellungnahme der Stadt zur Situation im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Jugendamts. Wie berichtet, hatte die Verwaltung erklärt, dass es in Herne in diesem Bereich keine strukturellen Defizite und Missstände gebe. Eine neue wissenschaftliche Studie war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Rahmenbedingungen der für das Kindeswohl zuständigen Allgemeinen Dienste in Deutschland vor allem aufgrund finanzieller Defizite sehr schlecht sein.

Eine Reihe Beschäftigter im Herner ASD sowie ihre Gewerkschaft Verdi hätten eine „völlig andere Wahrnehmung als die Stadtspitze“, erklärt Arndt. Selbst die vom Fachbereich Kinder-Jugend-Familie ins Feld geführten Zahlen sprächen eine andere Sprache.

Deutlicher Anstieg der Zahlen

Verdi-Sekretär Norbert Arndt.
Verdi-Sekretär Norbert Arndt. © Rainer Raffalski

Demnach habe es bei den „Hilfen zur Erziehung“ und bei den „Inobhutnahmen bei Kindeswohlgefährdungen“ in den vergangenen drei Jahren einen deutlichen Anstieg der Zahlen gegeben (25 Prozent bzw. 52 Prozent). Der Anstieg sei nicht - wie von der Stadtspitze behauptet - auf ein geändertes Meldeverhalten zurückzuführen, sondern nicht zuletzt auf wachsende soziale Problemlagen in Herner Familien.

„Die Be- und Überlastung der einzelnen Fachkräfte im ASD nimmt sowohl an Umfang und Zeitaufwand als auch in ihrer qualitativen Ausprägung zu“, so Arndt.

Arndt kritisiert auch Bund und Land

Aktuell habe der ASD 33 Beschäftigte – so wie bereits im Jahr 2011. Nach Verdi-Kritik habe die Stadt damals angekündigt, dass ein regelmäßiges Controlling bei Bedarf zu Anpassungen führen würden. Vielmehr gebe es eine „seit Jahren anhaltende und ignorierte personelle Unterbesetzung“, kritisiert der Gewerkschaftssekretär.

Außer Frage stehe, dass Städte wie Herne die Hauptlast der Leistungen in der Kinder- und Jugendhilfe tragen müssten. Bund und Land übertrügen Kommunen Aufgaben, ohne für eine angemessene Finanzierung zu sorgen. Gerade deshalb frage er sich, „warum die Lage des Herner ASD und seiner Beschäftigten in so rosigen Farben gemalt wird“, so Norbert Arndt.