Herne. . Roma, die in Herne leben, sind oft mit Vorbehalten und Ablehnung konfrontiert. Bei einer Talkrunde schilderten zwei Familien ihre Sicht.

Wer neu in ein fremdes Land kommt, hat es meist nicht einfach. Die Sprache will gelernt werden, auch kulturell gibt es viele Unterschiede. Wenn dann noch Vorurteile dazu kommen, wird es für die Betroffenen noch schwieriger, Anschluss zu finden.

In Herne leben schätzungsweise 1500 Roma. Um ihnen bei der Integration zu helfen, arbeitet das Team des von PlanB geführten Begegnungs- und Bildungszentrums Bachtalo daran, die Situation dieser Menschen zu verbessern. Am Donnerstag gab es unter dem Motto „Herne trifft Roma“ die Möglichkeit zur Begegnung.

Probleme bei der Wohnungssuche

Neben Tänzen, Musik, einem Buffet mit landestypischen Speisen gab es eine Talkrunde, bei der zwei Roma-Familien über ihr Leben berichteten. „Sie waren wirklich sehr aufgeregt“, erklärt Ioana Martoiu, Beratungskraft von Plan B beim Projekt „Liha“ (Leben in Herne), die für die Familien teils übersetzt, teils beim Erklären hilft. Familie Stanciu kam im November 2016 nach Herne. Familie Rostas lebt seit eineinhalb Jahren in Herne. Beide Familien haben ihre Heimat Rumänien verlassen, um für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft zu schaffen.

Bei ihrer Ankunft haben sich beide Familien orientierungslos gefühlt. „In ihrer Heimat sind sie stark vernetzt, hier hatten sie niemanden, an den sie sich wenden konnten“, erklärt Ioana Martoiu. „Sie waren überfordert.“ Über die Roma-Community in Wanne haben die Familien schließlich den Kontakt zur Anlaufstelle gefunden. „Die größten Probleme waren die Wohnungssuche und die Einschulung der Kinder.“ Es gebe viele Vorbehalte – auch sei der Analphabetismus in Rumänien recht weit verbreitet, was vieles erschwere. Familie Stanciu besucht mittlerweile regelmäßig Deutschkurse. Familie Rostas ist noch nicht ganz soweit. Trotzdem haben drei der vier Erwachsenen Arbeit gefunden. „Sie wollen ja und machen das Nötige, aber es braucht halt Zeit.“

Unwissenheit wird ausgenutzt

Bei der Talkrunde waren auch Barbara Both und Iga Rusin vom NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration dabei. „Gruppen, die Migranten selber organisieren, leisten einen wichtigen Beitrag zur Integration und zum Miteinander“, betont Barbara Both. Deshalb fördere das Ministerium diese Gruppen und Vereine über das MSO-Programm. Alltagsbegegnungen zwischen Zugewanderten und Einheimischen seien wichtig, um Brücken der Verständigung zu schlagen. „Ich wünsche mir, dass wir den Mut haben, aufeinander zuzugehen und Vorurteile beiseite zu legen. Das klappt hier in Herne schon sehr gut.“

Auch müsse man gegen Unwissenheit vorgehen. „Die Menschen aus Rumänien oder Bulgarien sind EU-Bürger und haben Rechte, die sie oft aber gar nicht kennen“, erklärt Barbara Both. „Sie verlassen ihre Heimat nicht ohne Grund, sondern um ein besseres Leben zu führen. Leider werden sie aufgrund ihrer Unwissenheit oft ausgenutzt.“ Das bestätigt auch Ulrike Sorge, die bei der Stadt Herne im Büro des Sozialdezernenten für die Koordination Zuwanderung Südosteuropa zuständig ist und das Projekt Liha koordiniert.

„Familien mit vielen Kindern haben es schwer, Wohnraum zu finden – egal ob Deutsche oder Roma“, erklärt Ulrike Sorge. „Hinzu kommt, dass Zugewanderte oft auf dubiose Angebote reinfallen und in heruntergekommenen Häusern landen, für die sie horrende Mieten zahlen.“ Da sie sehr in ihrer Familienstruktur verwurzelt seien, sei es auch schwer, einzelne Teile der Familie woanders unterzubringen. „Sie haben nur sich und wollen zusammenbleiben.“

>> WEITERE INFORMATIONEN: Das ist „Liha“

Das Projekt „Liha – Leben in Herne“ soll das Einleben neu angekommener Unionsbürger aus Rumänien und Bulgarien erleichtern. Federführend ist die Stadt Herne, beteiligt sind der Verein PlanB Ruhr, die Gesellschaft freie Sozialarbeit, der Caritasverband sowie der Verein IFAK.

Die interkulturelle Kinder- und Jugendhilfe PlanB Ruhr betreut in Herne verschiedene Projekte, darunter auch das Begegnungs- und Bildungszentrum „Bachtalo“ in Wanne. Weitere Informationen zum Programm von Plan B auf: