Herne. . Das traditionelle Familienfest der Herner SPD am Sonntag rund um Schloß Strünkede hatte eine entspanntes Atmosphäre - mit ernstem Unterton.

Welch ein entspannter Sonntagnachmittag am Schloß Strünkede: Mädchen und Jungen tobten sich auf der Hüpfburg aus, zahlreiche Vereine und Organisationen präsentierten sich an ihren Ständen; wer wollte, konnte an zwei Platten Tischtennis spielen. Und das kulinarische Angebot reichte vom Reibekuchen bis zum kräftig gewürzten Sucuk. Es war ein buntes, friedliches Treiben beim traditionellen SPD-Familienfest.

Doch im „offiziellen Teil“ wurde es ernst. Schon als Hernes SPD-Chef Alexander Vogt den prominenten Gast ankündigte - Generalsekretär Lars Klingbeil -, offenbarte sich, dass bei dieser Entspannung ein ganz klein wenig Unwohlsein mitschwang.

Angesichts der Ereignisse, die man gerade in Deutschland erleben müsse, nicht nur in Chemnitz, sondern auch in den anderen Städten, sei das Familienfest mit den unterschiedlichen Organisationen, Nationalitäten oder Religionsgemeinschaften ein gutes Zeichen, um zu zeigen, dass man in Herne gemeinsam friedlich miteinander leben könne, so Vogt. Das sei auch ein Zeichen gegen die, die im Moment meinen, sich benehmen zu können, wie man es nicht haben wolle, die auf Hass und Hetze setzen und die gegen friedliches Zusammenleben sind. Mit dem Fest setze man ein Zeichen, dass man das, was in Chemnitz passiere, nicht haben wolle.

Keine Zeit mehr zu schweigen

Die Ereignisse in Chemnitz kennt SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil inzwischen bestens, er war erst am Samstag bei der großen Demonstration und wird am Montag wieder dort sein. Da tue es gut, dass er zwischen diesen beiden Ereignissen in Herne sein und sehen könne, dass es anders sein könne als derzeit in Chemnitz. Es sei ein gutes Zeichen gewesen, dass am Samstag bis zu 5000 Menschen in Chemnitz friedlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt demonstriert hätten, aber man dürfe nicht drumherum reden: Auf der anderen Seite hätten mehr Menschen gestanden. Menschen, die den tragischen Tod eines Menschen instrumentalisieren würden gegen Flüchtlinge, gegen Menschen, die anders aussehen oder eine andere Religion haben.

Er selbst, so Klingbeil, habe vor 25 Jahren mit Politik angefangen im Kampf gegen ein Nazizentrum. Er sei als Schüler stolz gewesen, als dieses Nazizentrum geschlossen wurde. Dass es heute wieder an der Zeit sei, gegen diejenigen zu kämpfen, die das Land spalten wollten und andere diskriminieren auf Grund von Herkunft oder Hautfarbe, das müsse zu denken geben. Es gebe keine Zeit mehr zu schweigen. „Wir müssen aufstehen, wir müssen Haltung annehmen, um den Spaltern und Hetzern etwas entgegenzusetzen“, Klingbeil. Sein Appell: „Helft den Menschen in Chemnitz, die sich wehren.“ Es sei wichtig ein klares Zeichen zu setzen, dass die Gesellschaft Ausländerfeindlichkeit ablehne.

Dank an ehrenamtliche Helfer

Klingbeil bedankte sich in seiner kurzen Rede auch bei den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die sich beim Familienfest engagieren.

Es sei toll zu sehen, wie tief die SPD in Herne verankert sei. Die Ehrenamtlichen opferten viele Stunden und Tage, weil sie der Gesellschaft etwas geben wollen.

„Wie kalt wäre unsere Gesellschaft, wenn wir all diese Menschen nicht hätten“, so der SPD-Generalsekretär. Es sei ein Auftrag für die Politik zu überlegen, wie man das Ehrenamt stärken könne.