Herne. . Das traditionelle Familienfest der Herner SPD fand diesmal im Wahlkampfmodus statt. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles blies zur Attacke.

  • Rund 50 Organisationen präsentierten sich bei der traditionellen Veranstaltung im Schlosspark
  • Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles stößt mit Rotwein an und gewinnt am Glücksrad
  • Nahles verweist in ihrer Wahlkampfrede auf die zahlreichen SPD-Erfolge und attackiert CDU/CSU

Das alljährliche Familienfest der Herner SPD im Schlosspark Strünkede ist - in wahlfreien Jahren - immer eine entspannte Angelegenheit: Kinder können ihrer Energie auf Hüpfburgen freien Lauf lassen, die Erwachsenen können sich über die Angebote verschiedener Organisationen informieren - vom Sozialverband über BUND bis zu Herner Selbsthilfegruppen. Wer mag, kann seinen Blutdruck messen lassen. Politik spielt nur beiläufig eine Rolle.

Doch 2017 ist Wahljahr, in weniger als drei Wochen wird der Bundestag neu gewählt. Wenn man im Wahlkampf in Herne noch nicht so recht steigende Temperatur messen konnte - weil die Werbung um Stimmen gerne in „Podiumsdiskussionen“ verpackt wird: Beim SPD-Familienfest wurde er erstmals richtig heiß.

Als Gast besuchte ein politisches Schwergewicht Herne: Bundesarbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles unterstützte die Herner SPD-Direktkandidatin Michelle Müntefering. Andrea Nahles besuchte zahlreiche Organisationen, hier den Weißen Ring. left

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Vor dem Auftritt auf der Bühne drehten beide eine Runde durch die Reihen und wechselten mit ihren Genossen ein paar launige Worte. An einem der Stände drehte Nahles ein Glücksrad und traf sofort den Hauptgewinn: ein Treffen mit -- Michelle Müntefering. Na, das sollte sich einrichten lassen.

Demokratie verteidigen

Bei der AG60 plus traf Nahles einen alten Bekannten wieder: Gerd Bollmann, ehemaliger Bundestagsabgeordneter. Beide stießen mit einem Gläschen Wein an - kaum nötig zu erwähnen, dass es sich um einen Roten handelte. Apropos Farbe: Sowohl Nahles als auch Müntefering scheinen beim Wahlkampf auch mit ihrer Kleidung Signale setzen zu wollen: Nahles mit einem roten Hosenanzug, Müntefering seit einigen Tagen mit einem roten Mantel.

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Auf der Bühne setzte Nahles dann ganz andere Signale. Da trat sie erneut den Beweis an, dass sie die Abteilung Attacke bestens beherrscht. Vor vier Jahren habe sie eine riesige Liste in der Arbeits- und Sozialpolitik vor sich gehabt. Und die SPD habe nicht gelabert, sondern geliefert. Nahles zählte einiges auf, darunter die Mietpreisbremse und den Mindestlohn. Doch: „Der Mindestlohn ist kein guter Lohn. Wir wollen anständige Löhne, das haben wir noch nicht erreicht.“ Was man ebenfalls noch nicht erreicht habe: die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen sowie das Recht, von einer Teilzeit- auf eine Vollzeitstelle zurückzukehren. Knöpfte sich Nahles in erster Linie die CDU/CSU als großen Bremser vor, so zielte sie bei ihrem Wahlaufruf auf etwas anderes: Die Wähler müssten ihre Stimme auch investieren, um die Demokratie zu verteidigen.