Wanne-Eickel/Herne. . 350 Erstsemester der Fachhochschule Gelsenkirchen ziehen am 10. September in die ehemalige Görresschule ein. Zuvor gab es dort viel zu tun.
Volks- und Grundschule, Lazarett für russische Kriegsgefangene, in jüngster Zeit Flüchtlingsunterkunft und jetzt – Standort der Fachhochschule (FH) Gelsenkirchen. Einen neuen Namen für die Görresschule in Röhlinghausen gibt es zwar noch nicht. „Wir werden in Abstimmung mit der Stadt Herne und der Fachhochschule sicher eine Lösung finden“, sagt Helmut Wälter, Abteilungsleiter der FH. Ausgebildet werden in Röhlinghausen künftige Mitarbeiter der Polizei und Kommunalverwaltung.
Am 10. September nehmen 350 Erstsemester in der Görresschule den theoretischen Teil ihres Dualen Studiums auf. Zuvor gab es im und am Gebäude anno 1909 jedoch einiges zu tun, um es den Anforderungen eines modernen Hochschulstandorts entsprechend herzurichten. „Das ist alles in enger Abstimmung mit der FH geschehen“, sagt Patrick Kubiak, Projektleiter bei Stadtentwicklung Herne. Hohe Ansprüche habe es vor allem beim Medienkonzept und der IT-Ausstattung gegeben.
Umbau in einem halben Jahr geschafft
Einschließlich der Planung sei für den gesamten Umbau gerade ein halbes Jahr Zeit gewesen, so Kubiak: „Es haben alle ganz schön reingehauen“, sagt er und spricht den etwa 15 beteiligten Firmen, fast alle aus Herne und Umgebung, ein dickes Lob aus.
Je vier Kursräume pro Etage – im Dachgeschoss sind es drei – stehen für die Studierenden bereit. Alle Räume sind hell, bieten etwa 70 Quadratmeter Platz und sind mit Akustikdecken ausgestattet. Wo Wände neu gezogen wurden, sind auch sie mit Schallschutz versehen. Die Verbindung zwischen den Kursräumen, die in der Zeit der Schule als Flüchtlingsunterkunft entstanden, sind beibehalten worden. Die Fluchttreppen aus dieser Zeit wurden dagegen abgebrochen und durch eine stählerne außenliegende Fluchttreppe ersetzt. Das großzügige alte Treppenhaus ist weitgehend erhalten. Etwas „angeknabbert“ wurden die riesigen Treppenabsätze, um dort zusätzliche Räume zu schaffen, zum Beispiel für die Server.
Räume für Dozenten
Die Hausmeisterwohnung gibt es nicht mehr: Dort sind Räume für Dozenten und komplett neue Sanitäranlagen entstanden. In den vorhandenen Anbau zieht die Verwaltung ein. Auch dort war einiges zu sanieren: Alufenster ersetzen nun die Holzfenster, die Böden mussten teilweise erneuert werden. Auch die Bibliothek wird dort ihren Platz bekommen. Von der Statik her kein Problem, so Kubiak: „Hier war das Lager der Martin-Opitz-Bibliothek.“ Ebenfalls im Erweiterungsbau werden Räume für das „stille Arbeiten“ eingerichtet.
Keine Mensa an der Görresstraße
Auf eines werden Studierende und Dozenten an der Görresstraße verzichten müssen: auf eine Mensa. Das sei auch nicht vorgesehen gewesen, so Helmut Wälter von der FH. Ein Bäcker habe seines Wissens aber Interesse gezeigt, einen Brötchenwagen aufzustellen.
Für die Studierenden beginnt das Semester am nächsten Montag mit einer Einführungswoche in ihren jeweiligen Ausbildungsstätten – für fünf von ihnen auch in der Stadtverwaltung Herne. Im Wechsel sind sie blockweise in den Behörden, dann an der Görresstraße. Gestartet wird mit je fünf Kursen mit je 30 bis 35 Studierenden in den Sparten Polizeivollzugsdienst und Kommunalverwaltung. Die Kurszeiten liegen von 7.15/8 Uhr bis 16/17 Uhr. Das Haus, so Wälter, werde kontinuierlich belegt sein. Die Dozenten pendelten zwischen der FH in Gelsenkirchen und der Görresstraße oder kämen direkt zu ihren Kursen: Etliche von ihnen arbeiteten stundenweise.
Befürchtungen der Bürger
Im Vorfeld der FH-Ansiedlung, der ersten in Herne überhaupt, gab es Befürchtungen in der Bürgerschaft wegen der Parkplatzsituation im Bereich der Görresschule. Außer Stellplätzen für Dozenten, die auf dem ehemaligen Schulhof angelegt wurden, ist deshalb eine etwa 3000 Quadratmeter große Fläche auf dem Sportplatz an der Görresstraße, der nicht mehr genutzt wird, mit einer wasserdurchlässigen Oberfläche hergerichtet worden. Diese Stellfläche steht ausschließlich den Studierenden der FH zur Verfügung und wird entsprechend ausgeschildert. Der Platz ist für 112 Pkw ausgelegt. Der Parkstreifen längs der Zufahrt zum ehemaligen Sportplatz bleibt dagegen für die allgemeine Nutzung erhalten. Außerdem gibt es auf dem ehemaligen Schulhof Abstellplätze für 106 Fahrräder - zum Teil überdacht.
>> KOOPERATION MIT DEM VOLKSHAUS
Die Baumaßnahme kostet rund 2,055 Millionen Euro und wird von FH und Land bezahlt.
Die Erstsemester werden am 7. September im Volkshaus Röhlinghausen begrüßt.
Die FH kann sich auch darüber hinaus eine Zusammenarbeit mit dem Volkshaus vorstellen – zum Beispiel als Ort für Klausuren.