Herne. . Beim Container Terminal Herne dürfen Leser die Perspektive wechseln und beim Verladen der Sattelauflieger in 17 Metern Höhe dabei sein.
Auf einer schmalen Treppe geht es 17 Meter in die Höhe. Wer nicht schwindelfrei ist, für den ist der Arbeitsplatz von Kranführer Andreas Hartmann nichts. Mit viel Fingerspitzengefühl bewegt der 50-Jährige den riesigen Portalkran des Container Terminal Herne (CTH) am Westhafen. Um ihn herum stehen WAZ-Leser, die an diesem Tag hinter die Kulissen blicken dürfen und mutig genug waren, dabei die Perspektive zu wechseln.
Die Temperatur liegt an diesem wohl heißesten Tag des Jahres bereits am Vormittag jenseits der 30-Grad-Marke. Der ideale Arbeitsplatz ist das CTH bei diesem Wetter wohl nicht. Trotzdem müssen alle Besucher Warnwesten überziehen, schließlich passieren rund 250 Lkw am Tag die Schranke, 42 Züge verlassen das CTH pro Woche.
Das Führerhaus von Andreas Hartmann ist zum Glück klimatisiert. Es ist Zentimeterarbeit, wenn Hartmann den so genannten Spreader bedient, der wie mit Greifarmen die Container oder Sattelauflieger von den Lkw umschließt, in die Höhe hebt und auf den Zugwaggon umlädt. Der so genannte Trailer, den er gerade umlädt, wiegt 22,5 Tonnen, andere bis zu 40 Tonnen. Auch der siebenjährige Max, der gerade bei seiner Oma Ingrid Rossa in Wanne zu Besuch ist, darf einmal ins Führerhaus des Krans und dabei zusehen, wie ein Sattelauflieger verladen wird. Er ist schwer beeindruckt.
Rund 130 000 Ladeeinheiten werden hier am Westhafen verladen – angefangen habe es mit 2000. „Die Entwicklung hier ist enorm“, erläutert Terminalleiter Dirk Kapeller, der die WAZ-Leser an diesem Tag über das Gelände führt. „Wir hätten eigentlich noch viel mehr Entwicklungspotenzial“, sagt er. So liege die Gesamtkapazität bei 250 000 Ladeeinheiten. Aber: „Wir haben sehr viele Trailer und der Platz fehlt uns einfach.“
Ob Wien, Malmö, Verona oder Budapest – in diese und andere Städte werden die Waren von Herne aus gebracht, erklärt Kapeller den WAZ-Lesern. Das CTH übernimmt als Dienstleister das Verladen der Ware. „Was in den Containern drin ist, interessiert uns nicht“, sagt Dennis Majewski, der als stellvertretender Terminalleiter die ankommenden und abfahrenden Lkw registriert und die Ware auf äußere Schäden hin prüft. „Von Altpapier über Reifen bis hin zu Lebensmitteln: Alles, was transportiert werden kann, wird hier transportiert“, sagt Kapeller.
Brücken zu flach für Kanal-Transport
Ob sie beim Transport auch auf den Schiffsverkehr zurückgreifen, möchte WAZ-Leserin Ingrid Rossa wissen, schließlich liegt das CTH direkt am Rhein-Herne-Kanal. Zur Überraschung der Besucher verneint Kapeller und erklärt: „Die Brücken über den Kanal sind einfach zu niedrig.“ Es könnten nur zwei Container übereinander geladen werden und das lohne sich dann nicht.