Herne. . Trotz der Zusammenlegung von Gemeinden plant der Kirchenkreis Herne keine Aufgabe von Standorten – vor 2025 jedenfalls nicht.
Vorerst soll es trotz der geplanten Zusammenlegung vieler Gemeinden zu keiner Schließung einzelner Standorte kommen. Das betont Superintendent Reiner Rimkus im Gespräch mit der WAZ. Bereits in ein paar Jahren könnte sich das aber ändern: „Es wird irgendwann - ich vermute nach 2025 - sehr konkrete Überlegungen geben müssen, mit welchen Gebäuden man nachhaltig in die Zukunft geht und mit welchen nicht“, sagt der Superintendent. „Wir werden dann nicht mehr das Geld haben, alle Standorte mit Gemeindehaus und Kirche finanziell vorzuhalten.“
Viele Beerdigungen, wenige Taufen
Denn die Mitgliederzahlen des Evangelischen Kirchenkreises gehen stark zurück: „Wir rechnen jährlich mit einem durchschnittlichen Gemeindegliederrückgang von etwa 1,7 Prozent“, sagt Verwaltungsleiter Burkhard Feige. Im Jahr 2017 waren 67 496 Gemeindeglieder registriert. Für das Jahr 2019 ist vom Landeskirchenamt die Zahl 64 523 bestätigt. Das ist pro Jahr ein Verlust von 1300 bzw. 1600 Mitgliedern. Vor 50 Jahren sei der Kirchenkreis, zu dem neben Herne und Wanne-Eickel auch Castrop-Rauxel gehört, noch etwa doppelt so groß gewesen, so Rimkus. Ursache seien aber weniger Kirchenaustritte als vielmehr der demografische Wandel. „Ganz einfach: Beerdigungen haben wir viele, aber Taufen nur wenige“, sagt Rimkus.
Die finanziellen Einbußen seien derzeit aber noch nicht gravierend. Die wirtschaftlich gute Lage Deutschlands habe sich positiv für die evangelische Kirche ausgewirkt. Diese erhalte automatisch neun Prozent der Lohnsteuer der Mitglieder, sagt der Superintendent. „Die Negativfaktoren werden im Moment deutlich überkompensiert, was uns sehr hilft.“
Über 8,32 Millionen Euro an Kirchensteuern
In diesem Jahr hat der Kirchenkreis Herne von der Landeskirche mehr als 8,82 Millionen Euro an Kirchensteuerzuweisungen erhalten. Aufgrund des Gemeindegliederrückgangs sei aber zu erwarten, dass die Höhe der Zuweisungen in den kommenden Jahren weiter sinke, so Feige. Er geht bei seiner Kalkulation von einer schlechten wirtschaftlichen Lage aus und hält deshalb die strukturellen Änderungen für nötig.
Ab dem 1. August 2019 werden in Wanne-Eickel die Gemeinden Stephanus Holsterhausen, Crange-Wanne, Eickel, Matthäus und Röhlinghausen zusammengelegt. In Herne sollen zu Pfingsten 2022 die Gemeinden Baukau, Bladenhorst-Zion, Emmaus Börnig, Kreuz und Sodingen zusammengeführt werden. Nur die Petrus-Gemeinde geht weiter ihren eigenen Weg. Wichtig war den Verantwortlichen nach eigenen Angaben, die Gemeinden in den Entwicklungsprozess mit einzubeziehen.
Andere Zeiten für Gottesdienste
Wie sich die Zusammenlegung genau auswirke, werde derzeit noch überlegt. „Insgesamt muss ein Gottesdienstprogramm entwickelt werden, das mit weniger Pfarrern auskommt – oder auf Laien zurückgreift“, so Rimkus. Es werde weiter an jedem Standort Gottesdienste geben – aber nicht mehr zu den gewohnten Zeiten. Pfarrer müssten sich gegenseitig vertreten. Auch der Konfirmanden-Unterricht könne beispielsweise zusammengelegt werden. Absehbar werden die Pfarrstellen reduziert – von bisher acht Stellen in Herne und Wanne-Eickel auf jeweils sechs.
Verkauf des alten Kreiskirchenamtes steht bevor
Der Verkauf des Kreiskirchenamtes steht kurz bevor. „Ich hoffe, dass wir in oder kurz nach den Sommerferien ein Ergebnis bekommen“, sagt Verwaltungsleiter Burkhard Feige. Eine letzte Bedingung des Kaufvertrages müsse noch erfüllt werden. Erst wenn der Kaufpreis dann auch tatsächlich überwiesen wurde, möchte Feige etwas zum Käufer sagen.
Mehr als zehn Jahre zieht sich der Verkauf nun schon hin. „Wir standen kurz vor der Abrissgenehmigung“, erinnert sich Superintendent Reiner Rimkus. Die Schieflage des Gebäudes, der Denkmalschutz des Gebäudes, aber auch des Gartens, machten den Verkauf schwierig. Nun hoffen die Verantwortlichen auf einen baldigen Abschluss, damit das Desaster beim Verkauf des Ludwig-Steil-Hauses sich nicht wiederholt.
Gemeindehaus wird später fertig
Wie die WAZ berichtete, war der Verkauf des Grundstückes 2016 geplatzt, weil der potenzielle Käufer, die katholische Marienhospital-Stiftung, in finanzielle Turbulenzen geraten war. Die für 2019 angekündigte Fertigstellung des neuen Gemeindehauses am Europaplatz werde nicht eingehalten werden können, sagt Rimkus. Neues Ziel sei, Weihnachten 2020 drinnen zu sein. Bei einem milden Winter vielleicht auch schon Pfingsten 2020.
Eine Änderung steht auch bei der Matthäus-Gemeinde ins Haus. Nach WAZ-Informationen soll es einen Investor geben, der dort ein kleines Boutique-Hotel eröffnen möchte. Das will Verwaltungsleiter Feige nicht kommentieren. Er bestätigt aber, dass es Gespräche mit einem Investor gebe. Diese seien bei einem Gebäude mit Denkmalschutz und einem Kirchturm, der quasi untrennbar angebaut ist, ein „hoch komplexes Verfahren“; deshalb werde er den Investor erst nach erfolgtem Verkauf nennen.