Herne. . Sechs Angeklagte sollen Frauen eingeschleust und auch an Herner Bordelle vermittelt haben. Ein Voodoo-Schwur sollte sie gefügig machen.
Mit der Vernehmung eines mutmaßlichen Opfers ist am Montag der Prozess um Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung in zwei Herner Bordellen fortgesetzt worden.
Eine 18-jährige Prostituierte enthüllte dabei Details zu dem umstrittenen „Voodoo-Schwur“, durch den zahlreiche Frauen aus Nigeria eingeschüchtert worden sein sollen.
Juju-Priester überwachte das Ableisten des Schwurs
„Ich musste das Herz eines frisch geschlachteten Huhns roh essen“, sagte die Zeugin am Bochumer Landgericht. Das sei „nicht wirklich sehr angenehm“ gewesen. Überwacht habe das Ableisten des Schwurs ein Juju-Priester. Der Mann habe gewarnt, dass mit dem Verzehren des Hühnerherzens ein Fluch aktiviert worden sei. Inhalt: Wenn nach der Überfahrt nach Europa die Schleuserkosten von etwa 25 000 Euro nicht abbezahlt würden, drohe unverzüglich der Tod.
Im weiteren Verlauf, so die 18-Jährige, habe sie dann telefonischen Kontakt zu dem Hauptangeklagten (34) bekommen, in dessen Herner Wohnung an der Kastanienallee laut Anklage zahlreiche Frauen aus Nigeria Unterschlupf gefunden haben. Bis die spätere Prostituierte das Ruhrgebiet erreichte, musste sie nach eigenen Angaben unbequeme Monate überstehen.
Über das Mittelmeer und Italien nach Deutschland
Bei der Schleuserroute durch die Wüste habe sie sich bei einem Unfall in Agadez (Niger) verletzt. Weil sich aber niemand um ihren Beinbruch habe kümmern wollen, habe sie zwei Monate zur Rehabilitation ausharren müssen, ehe sie schließlich über das Mittelmeer und Italien in Deutschland angekommen sei.
Die sechs Angeklagten sollen zwischen 2015 und 2017 mehr als zehn nigerianische Frauen eingeschleust und gegen ihren Willen an Bordelle, u.a. auch zwei Rotlicht-Clubs in Herne, vermittelt haben.