Herne. . Seit Dezember hat es in einem Nebenlager der Deponie Emscherbruch fünfmal gebrannt. Das sorgt für Unmut. Der Betreiber baut an einem neuen Lager.

Fünf Brände in nur sieben Monaten: Am 9. Dezember, 11. März, 20. April, 7. Juni und vor drei Tagen am Montag haben Feuer auf der an der Stadtgrenze zu Herne gelegenen Gelsenkirchener Zentraldeponie Emscherbruch (ZDE) Alarm bei der Feuerwehr sowie Unruhe bei Anwohnern ausgelöst. Der Standort dieses Nebenlagers der ZDE sei ungeeignet, sagt eine Sprecherin der Bezirksregierung Münster zur WAZ. Das weiß auch der Betreiber und baut längst an einem neuen Lager. Kritik gibt es trotzdem.

„Alle fünf Brände sind auf Selbstentzündung zurückzuführen“, sagt Andreas Winnemöller von der zuständigen Bezirksregierung Münster. Eine Glasscherbe, die Spraydose, ein Spiegelstück – bei direkter Sonneneinstrahlung könne das gebündelte Licht in dem sogenannten Revisionslager ein Feuer auslösen.

25 000 Tonnen Siedlungs- und Hausabfälle dürfen in dieser vom Regierungspräsidenten genehmigten Nebenanlage der von der Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhr (AGR) betriebenen Zentraldeponie zwischengelagert werden. „Für maximal zwölf Monate“, sagt Winnemöller. Zudem müsse jede Abfall-Anlieferung, die ursprünglich direkt in den Verbrennungsöfen des Abfallkraftwerks RZR in Herten landen sollte, in Münster gemeldet werden. „Wir überprüfen die Chargen regelmäßig“, sagt Winnemöller.

Rauchwolken vernebelten den Himmel am Montag über der Zentraldeponie Emscherbruch.
Rauchwolken vernebelten den Himmel am Montag über der Zentraldeponie Emscherbruch. © Heinrich Jung

Lager am Fuß der Halde

Dennoch hat die Bezirksregierung nun Konsequenzen aus dem neuerlichen Brand am vergangenen Montag gezogen. Gefordert wird ein erweitertes Brandschutzkonzept.

Die AGR hat sich am Mittwoch in einer Pressekonferenz erklärt. „Wir agieren nicht nur, wir reagieren auch“, sagt Betriebsleiter Heinz Getzewitz. Die AGR habe nach dem Juni-Brand die Schüttkante niedriger angelegt. Außerdem seien nach dem Feuer am Montag 2000 Tonnen Bodenmaterial ans Lager gefahren und eine zusätzliche Wasserversorgung eingerichtet worden.

Dieses Interimslager sei im Mai 2017 in 40 Meter Höhe angelegt worden, so die AGR. Bereits seit 2015 plane man ein neues Revisionslager am Fuß der Halde. Dieses soll im Dezember fertig sein; das jetzige Interimslager soll spätestens im Februar geräumt werden.

Verzögerungen bei Baumaßnahme

„Es ist unter anderem zu Verzögerungen bei der Baumaßnahme gekommen“, so Getzewitz. Allein um die alte Entwässerung aus den 80er-Jahren in dem Bereich umzubauen, hätten sie acht Monate benötigt.

Das neue Lager soll mit einer Kameraüberwachung, einer Beleuchtung und Löschmonitoren ausgestattet werden. Diese könnten von außen gesteuert werden, ohne die Anlage zu betreten. Parallel dazu werde zurzeit mit Gelsenkirchens Feuerwehr-Chef Michael Axinger geprüft, ob und wo das Brandschutzkonzept noch verbesserungsfähig ist. Axinger betont noch einmal, dass bei den Bränden keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe. Die Feuerwehr habe Luftmessungen durchgeführt.

Bei Anwohnern gibt es derweil auch Befürchtungen, dass verunreinigte Brandasche oder Löschwasser den Boden belasten könnten. Diese Sorgen sind nach Einschätzung der Bezirksregierung unbegründet: „Die Brandasche muss ins RZR gebracht werden, das Löschwasser wird über ein Drainage-System erfasst und anschließend in einer eigenen Behandlungsanlage gesammelt“.

Linke-Ratsfrau Klaudia Scholz kritisiert die Aufsichtsbehörde.
Linke-Ratsfrau Klaudia Scholz kritisiert die Aufsichtsbehörde. © Rainer Raffalski

Überrascht und verärgert über den erneuten Brand zeigen sich Mitglieder des Gelsenkirchener Umweltausschusses und auch der Herner Politik. Linke-Ratsfrau Klaudia Scholz geht davon aus, dass die aktuellen Auflagen für die AGR zu lasch seien: „Ein Treppenwitz angesichts der Vorgeschichte.“ Darüber hinaus kritisiert sie, dass Herner Bürger nach dem jüngsten Brand am Montag nicht gewarnt worden seien. Es seien Rußflocken so groß wie 2-Euro-Stücke auf Grundstücken gelandet.

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1968 wurde die Zentraldeponie Emscherbruch (ZDE) in Betrieb genommen. Auf einer Gesamtfläche von 113 Hektar nimmt die Deponie an der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Herne insgesamt 85 Hektar Fläche ein. Das Ablagerungsvolumen beträgt 30 Millionen Kubikmeter.

Deponiert werden an der ZDE heute Abfälle der Deponieklasse I (mit sehr geringem organischen Anteil), II (mit geringem organischen Abfall) und III (gefährliche Abfälle) in voneinander getrennten Schuttbereichen.