Herne. . Etwa 100 Menschen diskutierten über die Zukunft der Wanner Innenstadt. Diese Ideen brachten sie im Wanner Hof zu Papier.
„Mehr kulturelle Angebote“, „Aufhebung der Parkzeitbegrenzung“, „Bessere Müllentsorgung“ – die Ideen der Bürger, die sich am Montag im Gesellschaftssaal des Wanner Hofs auf kleinen Zetteln an acht Pinnwänden ausdrückten, gingen in die Dutzende.
Eingeladen zu dieser „Impulsveranstaltung“ hatten die Stadt Herne und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Damit bekommt der von Oberbürgermeister Frank Dudda ausgerufene „Pakt für Wanne 2020+“ vom 21. Februar anlässlich der Eröffnung des Kreativquartiers Hallenbad auf der Heinestraße Fleisch auf die Knochen. Rund 100 Bürger waren der Einladung gefolgt; die Getränke gingen auf den Deckel der Stadt.
„Wie soll sich die Wanner Innenstadt entwickeln?“ So lautete die Ausgangsfrage, die sich aber rasch erweiterte. So forderte ein Bürger: „Bickern aus dem Dornröschenschaf erwecken.“ Erst im Februar hatte die SPD Herne zu einer ähnlichen Veranstaltung geladen, bei der es aber ausschließlich um den Zustand der Hauptstraße ging.
Der spielte natürlich auch am Montag eine wesentliche Rolle. Die Fußgängerzone sei zu lang und solle verkürzt werden, lautete eine Forderung. Darüber hinaus seien die Ladenmieten zu hoch – eine mögliche Erklärung für die vielen Leerstände.
Müllentsorgung ist wichtiges Thema
Es waren nicht nur aktiv in Wanne wohnende Bürger, die an diesem Abend teilnahmen. Claudia Krieger hat sieben Jahre in Wanne gewohnt und lebt jetzt in Eickel, bleibt ihrem Heimatstadtteil aber im Herzen verbunden. Sie schreibt auf einen Zettel: „Migranten einbinden“. Und auf einen anderen: „Junge Leute einbinden“. „Ich finde es schade, dass heute Abend keine Migranten da sind“, sagt sie. Tatsächlich ist niemand mit offensichtlichem Migrationshintergrund zu sehen. Der Anteil der Bürger mit Migrationshintergrund in Wanne lag 2017 laut Stadt bei 46,1 Prozent – so hoch wie in keinem anderen der insgesamt 13 Herner Stadtteile.
Die Einbindung der Migranten, das zeigte sich klar, ist den Wannern ein großes Anliegen, missbilligende Ansichten waren nicht zu sehen. Was den Bürgern aber am meisten auf den Nägeln brennt, ist die Müllentsorgung. So lautete eine Forderung: „mehr gemischte Reinigungsaktionen von Stadt und Geflüchteten.“ Auch viel Werbung, die zunächst ihren Weg in Hausflure und Briefkästen findet, lande schließlich nicht selten auf Grünflächen.
Zunehmender Alkoholismus und Müll waren auch der Grund, aus dem Brigitte Wrobel weggezogen ist. „Ich habe 30 Jahre lang auf der Amtmann-Winter-Straße gewohnt“, sagt sie, während sie sich mit einem schwarz-rot-goldenen Fächer Luft zuführt. Zunehmende „Verslummung“ habe sie bewegt, sich eine andere Wohnung zu suchen.
Es waren nicht nur die ganz großen Sorgen und Themen, die an diesem Abend zum Ausdruck kamen. So regte ein Bürger an: „Boule-Fläche an Buschmannshof nutzen (Vereine anfragen)“. Boule ist ein schönes Spiel. Und gesellig. Ein bisschen Côte d’Azur täte Wanne gut. Ein bisschen mehr lässiges Flair im Stadtteil wäre begrüßenswert – darauf deuteten auch Vorschläge hin wie „Mehr Cafés und Außengastronomie“.
Ideen werden nun geprüft
Die gesammelten Ideen gehen nun in die Hände der an diesem Abend ebenfalls anwesenden „Offiziellen“ Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, Volker Bleikamp, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, und Holger Stoye, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Konkrete Umsetzungen sollen geprüft werden.
Stadtbeamte aus Bereichen wie Presse oder Bildungsbüro haben an diesem Abend übrigens unbezahlte Überstunden gemacht und die kleinen Diskussionsgruppen geleitet und moderiert. Karen Schulz vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung sagt: „Das mache ich gerne.“