Herne. . Die Deutsche Bahn wollte mit ihren neuen Lärmschutzwänden in Herne längst fertig sein. Warum noch immer große Lücken in den Wänden klaffen.
Bis Ende 2017 hat die Bahn Lärmschutzwände über eine Gesamtlänge von sieben Kilometern gebaut. Nun kommt heraus: Auch nach Abschluss der Arbeiten klaffen große Lücken in den Lärmschutzwänden. Und: Erste Kritik kommt auf, dass die Maßnahmen längst nicht reichen.
Bis zu drei Meter hoch und aus Aluminium – so sieht der Lärmschutz der Deutschen Bahn an 16 Stellen in Herne und Wanne-Eickel aus, der bis Ende 2017 komplett stehen sollte. Kosten: rund 12 Millionen Euro. Die Linke in der Bezirksvertretung Wanne hakte nun bei der Stadt nach: Ob sie wisse, dass der Lärmschutz noch Lücken hat, wollte der Bezirksverordnete Thorsten Röll wissen.
Verdacht auf Kampfmittel im Erdreich
Ja, sagt Josef Becker, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr: „Bauen an der Bahn ist immer ein Bauen im Bestand“, sagte er in der Bezirksvertretung Wanne. Nach Rücksprache mit der Bahn seien „Gründungsprobleme“ für die Verzögerungen verantwortlich. Auf Deutsch: Mehrfach sei bei den weiteren Planungen der Verdacht aufgekommen, dass Kampfmittel an den Strecken liegen; dem müsse nachgegangen werden. Außerdem gebe es Hindernisse wie Kabel oder Stahlträger, die beseitigt werden müssten.
Lücken, so Becker, gebe es etwa an der Rathaus-, Görres-, Edmund-Weber-, Friedrich- und Recklinghauser Straße sowie An der Ziegelei. Diese würden beseitigt. Das sei aber nicht kurzfristig möglich, da Sperrungen des Bahnverkehrs nötig seien – und diese hätten dann Auswirkungen auf Nachbarstrecken und den Fahrplan. Wann die Arbeiten abgeschlossen sein sollen, darüber habe die Bahn ihn nicht informiert, sagte er.
Und dann? Dann sind in Herne erst mal keine weiteren Lärmschutzwände geplant, erklärte ein Bahnsprecher noch im Februar gegenüber der WAZ. Das kritisiert Roberto Gentilini, umweltpolitischer Sprecher der SPD. Er kennt sich bei dem Thema bestens aus, ist er doch selbst ein Betroffener.
Roberto Gentilini (SPD). Foto: Dietmar Wäsche Lärm ist eine Zumutung
Der SPD-Ratsherr wohnt am Grenzweg in Herne-Mitte an einer Bahnlinie. Auch dort hat die Bahn in neue Wände investiert. Das aber reiche noch lange nicht aus. Der Bahnlärm sei ob vieler Lücken weiterhin eine Zumutung. „Im Garten ist es so laut, als wäre man auf einem Bahnsteig“, sagt er. Und: „Nachts kann man nur mit geschlossenem Fenster“ schlafen.“ Gentilini will die Bahn in die Pflicht nehmen, dass sie auch in den kommenden Jahren weiter am Lärmschutz arbeitet. Für Anwohner wie ihn sei der Bahnlärm „eine unglaublich hohe Belastung“.
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Die Bahn hat trotz der Lücken im Schallschutz bereits Baustellenhinweise entfernen lassen, sagte Linken-Bezirksverordneter Thorsten Röll in der Bezirksvertretung Wanne.
„Das irritiert mich sehr“, kommentierte Josef Becker. Der Chef im städtischen Tiefbauamt sagte, er werde bei der Bahn nachhören und um Aufklärung bitten: „Das darf nicht sein.“