Herne. . Verrohrt, betoniert, verlegt, verdreckt: Der Ostbach hat manches ertragen. Nun gibt es erneut eine Umgestaltung - zum Besseren.
Ihm ist im vergangenen Jahrhundert schon so einiges angetan worden: Er wurde aus seinem Bett gerissen, ausbetoniert, verrohrt und mit Abwässern zugekippt. Auch jetzt gibt es wieder Pläne, den Ostbach umzugestalten – aber das dürfte ihm, der Umwelt und den Bürgern guttun.
Von Bochum-Hiltrop aus kommend, schlängelt sich der Ostbach durch das nach ihm benannte und in weiten Teilen recht idyllische Tal, vorbei am Forsthaus Gysenberg, dem Streichelzoo, der leider abgebrannten Mühle, die Gysenberghalle in Sichtweite, immer weiter Richtung Norden. In Höhe der Schillerstraße wird es für den Bach zurzeit noch recht ungemütlich: Unterirdisch verrohrt, fließt er quer unter der Herner City her und kommt erst an der Forellstraße wieder ans Tageslicht, um von dort in die Emscher zu fließen. Während der Ober- und der Mittellauf des Ostbachs bereits zwischen 2003 und 2006 durch die Emschergenossenschaft renaturiert wurde, steht dieser Schritt dem Ostbach ab dem Forstbach Gysenberg noch bevor.
An den Zwillingsteichen vorbei
Die entsprechenden Anträge dazu für die Bezirksregierung Arnsberg bereite die Stadt gerade vor, so Hans-Jürgen Kuhl, Chef von Stadtgrün. Zurzeit kann er sich noch an jedem Arbeitstag von seinem Büro am Stennert aus über den Ausblick auf den Ostbach und die nahe gelegenen Teiche freuen – nach dem Umzug in den zentralen Betriebshof an der Südstraße ist das vorbei.
Die Entschlammung der Zwillingsteiche unweit des Forsthauses Gysenberg und die Aufgabe des so genannten Flamingoteiches im vergangenen Jahr seien sie ersten Schritte von städtischer Seite zur Neugestaltung des Ostbachs gewesen, so Kuhl. Während der Bach heute noch durch die Teiche fließt, werde dies künftig nicht mehr der Fall sein: Laut Wasserrahmenrichtlinie dürfen Fließgewässer nicht mehr durch stehende Gewässer verlaufen – weshalb der Ostbach einmal mehr verlegt und künftig an den Teichen vorbei geleitet wird.
Parallel zum Hölkeskampring
Nach der Unterquerung der Gysenbergstraße bleibt der Ostbach in seinem Bett, das jedoch renaturiert wird – die Betonsohle kommt raus. Schon heute ist dieser Abschnitt entlang der östlichen Seite des Wiescherfriedhofs ein von Fußgängern gerne genutzter Wanderweg, der durch die Renaturierung noch an Attraktivität gewinnen wird.
Am Stennert wird der Ostbach dann jedoch verschwenkt und bekommt eine neue Straßenunterführung. Auch die Brücke am Stennert wird damit verlegt. Danach plätschert der Ostbach dann wieder durch sein altes Bett, vorbei an den Teichen, deren Ufer auch neu gestaltet werden. Nach der Unterquerung der Sodinger Straße geht es für den Ostbach weiter Richtung Hölkeskampring, wo er dann eine ganz neue Gegend kennenlernt: Statt an der Schillerstraße in einem unterirdischen Rohr zu verschwinden, die Herner City zu unterqueren und erst an der Forellstraße wieder ans Tagelicht zu kommen, wird er künftig nordwärts parallel zum Hölkeskampring fließen und dem Otto-Hahn-Gymnasium ein grünes Klassenzimmer spendieren. Von dort aus fließt der Ostbach am Stadtgarten vorbei und schließlich in den Sodinger -, mit dem Sodinger Bach in den Landwehrbach und alle zusammen dann in die Emscher.
Mit dem gesamten Umbau will die Stadt 2023/24 fertig sein. Der neue gestaltete Ostbach kommt jedoch nicht nur der Naherholung zu gute; er behält, so Hans-Jürgen Kuhl, auch seine Funktion als Sammler von Oberflächenwasser. Fast überall soll es möglich sein, entlang des Ostbachs spazierenzugehen. Teilweise sind die Wege schon vorhanden, einige werden neu angelegt und an vorhandene angeschlossen.
Stichlinge tummeln sich im frischen Wasser
Auch am Forsthaus Gysenberg ist der Ostbach verlegt worden: „Er fließt jetzt genau auf der anderen Seite der Zufahrt“, erzählt Hiltrud Buddemeier, Vorsitzende des BUND Herne. Verschwunden ist der Reiterhof, der dort früher seine Flächen und Gebäude hatte. Auf einem Teil des Geländes steht heute ein großzügiges Wohngebäude.
Vom Forsthaus aus bietet sich ein Spaziergang entlang des Ostbachs an, in dem sich an einigen Stellen Stichlinge tummeln. Auch Libellen schweben über dem Wasser, am Ufer blüht das Mädesüß. Mächtige alte Buchen säumen den Weg am Rand des Gysenbergs entlang, überall findet sich auch der fürs Ruhrgebiet typische Ilex. Im Schatten der Bäume hat sich das Hexenkraut ausgebreitet. „Die Menschen hatten früher Angst davor“, erzählt Hiltrud Buddemeier. „Wenn sie es sahen, wussten sie: Sie hatten sich im tiefen Wald verirrt.“ Das passiert jetzt natürlich im Ostbachtal auf den bequemen Wegen nicht mehr. Nicht immer ist der Ostbach in Sichtweite. Manches leises Murmeln stammt auch von den kleinen Rinnsalen, die dem Ostbach zufließen, wie zum Beispiel der Mühlbach. Und da verschwindet der Ostbach auch schon auf Bochumer Gebiet.